Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Als großer Fan von Sonja Rikers Erstling Suppenglück habe ich ungeduldig auf die Fortsetzung gewartet. Ein warmer, kaffeefarbener Einband verspricht nun Mehr Suppenglück. Kann man das Glück in der Suppenschüssel abonnieren, oder schwächelt die Serie? Den Beweis, das auch Teil zwei ein Glückstreffer ist, tritt mein Exemplar an, das mittlerweile stolz die Flecken zeigt, die das heimliche Erkennungsmal der wirklich guten, ständig gebrauchten Kochbücher sind. Frau Riker traue ich bedingunglos auch “noch mehr Suppenglück” zu.
Die sympathische Autorin, die auf dem Müchner Elisabethmarkt ein Suppen- und Saftlädchen betreibt (SuSa), fragt im Vorwort, ob sich Glück überhaupt steigern lasse. Denn dem Titel zum Trotz vertritt sie keine mehr-Mentalität, im Gegenteil, sie regt dazu an, mit dem “kleinen Glück” achtsamer und nachhaltiger umzugehen. Hierzu haben ihre Suppen in unserem Haushalt einen entschiedenen Beitrag geleistet. Der Band gliedert die Suppenrezepte in sechs thematische Kapitel – Wochenendbegeleiter, Partykracher, Luxuslöffler, Nestwärmer, Weltenbummler und Küchenreformer – mit durchschnittlich zehn Rezepten; die Themeschwerpunkte hätten bei anderer Anordnung auch beispielsweise Indien, Asien, Wild und Rind, Brot- und süße Suppen, Kohl- und Wurzelgemüse heißen können. Im Anhang finden sich Grundrezepte für Gemüse-, Hühner und Rinderbrühe; Erläuterungen zu verschiedenen Gewürzen und eine Anzahl von Rezepten für eigene Würzmischungen. Die Rezepte brauchen selten mehr, meist weniger ausgefallene Zutaten; wer einen Topf Brühe und ein paar Vorräte hat, kann bereits mit einer Vielzahl an Rezepten loslegen.
Das schlanke Hochformat mit dem soliden Einband gefällt mir gut, der Band ist restlos küchentauglich. Jedes einzelne Rezept ist bebildert, die Fotografie empfinde ich als uneinheitlich, mich spricht – ganz subjektiv – etwa die Hälfte der Bilder an, die andere gefällt mir weniger; lieber wäre mir ein etwas einheitlicherer Stil, auch wenn er nicht meiner wäre. Appetitanregend empfinde ich die Fotos, die die Suppe schlicht und schnörkellos inszenieren, extrem weichgezeichnete Fotos wie das des Rote-Beete-Eintopfs (S. 51) verursachen bei mir dagegen leichten Schwindel und Appetitlosigkeit. Der Text ist übersichtlich angeordnet und, man ahnt es fast, knapp, die Anleitung umfasst stets nur einen Absatz. Suppen sind unangestrengte Alltagsbegleiter, aber Sonja Rikers Kreationen sind eines niemals: langweilig. Ihre Rezepte leben von der Liebe zum Detail, ein gewisses Etwas lässt sich immer finden, und sei es nur eine kleine Knuspereinlage.
Nun sind Suppen nicht jederMANNs Lieblingsspeise, ich kenne deutlich mehr Frauen als Männer, die einer Suppenleidenschaft frönen. Mein Göttergatte schaut mich stets gequält an, wenn die Frage nach der nächsten Mahlzeit mit “Suppe” beantwortet wird. Doch bis auf einen Ausreißer hat jedes einzelne Rezept von Frau Riker ihn dazu verleitet, mir vorzuhalten, ich würde nicht oft genug Suppe kochen! Das lässt sich ändern… Unser Suppenexperiment stieß geschmacklich bei der ganzen Familie auf große Zustimmung, für die Köchin waren die Rezepte darüberhinaus eine Wohltat: aus einem großen Topf Brühe ließen sich die Mahlzeiten mehrerer Tage recht einfach anfertigen. So aufwandslos wird selten geschlemmt. Sind wir auch zu neuen kulinarischen Ufern aufgebrochen? Das nicht, aber eine gewisse Vertrautheit in Kombination mit feinen Details ist ein sicheres Glücksrezept. Einzig eines ging für uns nicht auf: eine Gulaschsuppe in der die Paprikanote durch Kaffee und Orangenaromen ersetzt wurde. Den Nachgeschmack habe ich bis heute nicht vergessen.
Wie jede Köchin, zeigt auch Frau Riker eine Vorliebe für bestimmte Zutaten und Gewürze, durch diesen Band zieht sich eine zarte Kartoffel-Vanille-Kokos-Orangen-Rote-Beete-Ader. Im Vergleich zum ersten Band trifft die hier vorliegende Rezeptauswahl meinen Geschmack etwas weniger, doch obwohl ich eine ganze Reihe an Rezepten von vornherein ausgeklammert habe, urteile ich ohne zu zögern, dass sich die Anschaffung dieses Bandes selbst auf dieser Basis uneingeschränkt lohnt. Sehr positiv ist zu bewerten, dass sich die Bände unterscheiden, es gibt keine Wiederholungen, von einem Einheitscharakter, der sich durch das Suppenrepertoire ziehen würde, ganz zu schweigen. Die Auswahl halte ich für sehr gelungen, weil sich für verschiedene Geschmäcker viel finden lässt. Auch der Suppenkaspar hätte seinen Hungerstreik aufgegeben, wetten?
Fazit: Wer den ersten Band liebt, dem ist auch dieser ans Herz zu legen; wer noch suppenglücklos ist, sollte in beiden Bänden stöbern, um zu sehen, welche Rezeptauswahl den persönlichen Geschmack besser trifft.
Veröffentlicht im November 2012
Unbedingt!
Tja, dann ist dieser Band für mich wohl fällig. Den ersten Band habe ich bereits kreuz und quer durchgekocht.