Eigentlich dachte ich, nach vielen Jahren Rezensionsschreiberei, Belletristik aus aller Herren Länder war dabei genauso wie Ratgeber über den Bau von Hochbeeten und esoterische Ergüsse eines Paulo Coelho, kann mich nichts mehr überraschen. Und dann das: allein schon der Titel, diese geniale Verballhornung eines Sprichworts haut mich um. Und die Begeisterung hält an – trotz des eher banalen Themas.
Sigrid Neudecker und ihr Gatte, Journalist, begnadeter Hobbykoch und Gourmet in einer Person, ziehen aus beruflichen Gründen nach Paris. Hier, in der Hauptstadt des Genießens konstatiert sie bitterlich ihr großes Manko – sie kann nicht kochen. Mutig nimmt sie die Herausforderung an, besucht hochkarätige Kochkurse, verliert sich in einem Wust von gesammelten Rezepten, frequentiert die bunte Welt der Kochblogs. Sie bejubelt Fortschritte, erleidet deprimierende Desaster – wie das halt so zu erwarten ist bei Menschen, denen das Kochen nicht in den Genen implantiert ist. Am Ende ist sie mit sich und der Welt des Kochens ausgesöhnt und präsentiert stolz einige gelingsichere Rezepte.
Das Buch beginnt mit einer kulinarischen Katastrophe, einer bombastischen Biskuitroulade, einem Creme-Ungetüm, das Madame ihren filigranere Patisseriekreationen gewohnten französischen Gästen vorsetzt. In der Folge schildert sie dann mit großem erzählerischen Geschick, mit Sinn für dramatische Wendungen und bewaffnet mit einem Füllhorn köstlicher Komik ihren steinigen Weg bis hin zu den ersten Erfolgen am Herd. Hobbyköche werden die meisten frustrierenden Erlebnisse bestens nachempfinden können, still in sich hineinlächelnd oder laut losprustend.
Hier nur einige wenige Kostproben:
„Wenn ich beschließe, kochen zu lernen, ist das so, als ob Markus Lanz beschließt, schlagfertig werden zu wollen. In Wien bin ich berühmt für mein Nichtkochen. Niemand kann so gut nicht kochen wie ich. Als ich nach Deutschland ging, hat sich die österreichische Nichtkocher-Nationalmannschaft aufgelöst. Ohne mich waren sie chancenlos.“
„Aber der Satz, den ich am Herd vermutlich am häufigsten sage, ist: „Da tut sich nix!!“ Etwas anderes sage ich am Herd noch viel häufiger, aber das ist kein ganzer Satz.“
„Früher pflegte ich Gemüse so lange zu kochen, bis es sich in seine kleinsten Bestandteile zerlegt hatte. Ich rede nicht gern darüber, aber die erste Kernspaltung im zivilen Bereich hat in meiner Küche stattgefunden.“
„Es empfiehlt sich, den Nagellack immer in einer Kontrastfarbe zu dem zu wählen, das man gerade schneidet. Auf diese Weise findet man die abgeschnittenen Fingernägel leichter.“
Ein Muss für ambitionierte Hobbyköche und vor allem für solche, die es werden wollen.
Veröffentlicht im März 2014
Es geht mir wie Katja. Ich habe das Buch an einem Abend verschlungen und ständig gekichert. Dann gleich ein paar mehr Exemplare besorgt und diese leidenschaftlich gern verschenkt.
Auch hier: danke für den Tipp!
Gerne!! 🙂
Ich habe diese Buch verschlungen und oft musste ich lachen, bis mir die Tränen kamen. Zum Teil urkomisch, mit einer gehörigen Portion Selbstironie geschrieben, erkannte ich mich in manchen Situationen wieder :-)))
Ja, es ist einfach herrlich dieser Humor. Tut richtig gut!