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Katharina Höhnk

Kochbuch von Roland Rauter: Einfach vegan ★★★★

einfach vegan,
Genussvoll durch den Tag

Roland Rauter, Fotos Alexandra Schubert
Schirner Verlag (2012)

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Dietmar Adam

Von

Eine köstliche Reise ins vegane Land

Wie ein Entdeckungsreisender auf einer Expedition zu unbekannten Gestaden habe ich mich gefühlt bei diesem meinem ersten Kontakt mit veganer Küche. Kann das überhaupt schmecken, so ganz ohne tierische Produkte? Begeben wir uns also auf die Reise.

Der erste Eindruck entsteht wohl nicht nur bei mir beim langsamen Durchblättern eines Kochbuchs. Das Auge registriert schöne, harmonische Fotos, ärgert sich allenfalls über Gerichte, die verwegen und fern jeder Realität in oder auf sonderbaren Gegenständen in Shabby-Chic-Optik serviert werden – eine verrostete Konservendose ziert das Cover – verweilt bei dem einen oder anderen Rezept, man staunt – aha, was es nicht alles gibt: vegane Butter, Hafer Cuisine, Seidentofu. Findet dann Rezepte, die man am liebsten sofort, aber wirklich subito nachkochen möchte, was dann leider scheitert – Mist, die und die Zutat fehlt.

Später nehme ich mir dann mehr Zeit für die Lektüre, lese die Einleitung, erfahre, dass der Herr Autor es nicht krumm nimmt, wenn man seine Rezepte um manche Zutaten reduziert oder mit anderen ergänzt. Also hätte ich doch dieses wunderbare Rezept kochen können mit der Nuss-Senf-Kruste. Preisfrage: wie viele Kochbuchkäufer lesen eigentlich Vorworte und Einleitungen, erfahren die Intentionen der Autoren, was das Verstehen der Rezepte erleichtern würde? Ich vermute, wenige. Dann dürfte rasches Überblättern dazu führen, dass man stöhnt angesichts ausufernder Zutatenlisten.

Obwohl, so umfangreich sind die hier nun auch wieder nicht. Was auffällt sind die mitunter langen Zubereitungszeiten. Die sind aber nachvollziehbar, wenn man das Konzept des Buches bedenkt. Einerseits will Roland Rauter beweisen, dass vegane Küche mehr sein kann als ethisch korrekte, aber eher freudlose Nahrungsaufnahme und andererseits treibt ihn der Anspruch, Gesundheit mit Kreativität zu vereinen. Beides ist ihm ausgezeichnet gelungen. Seine hundert Rezepte sind derart konzipiert, dass fast alle Bereiche des Kochens zwischen Frühstück und Abendessen abgedeckt werden. Bei genauerem Hinschauen habe ich gemerkt, dass die Rezepte mit einer Zubereitungszeit von einer Stunde und mehr ausschließlich Gerichte für besondere Gelegenheiten betreffen. Und die machen dann auch was her. Für die schnelle Küche unter der Woche sind aber auch reichlich Anregungen im Buch zu finden.

Und was wichtig ist, die Rezepte sind übersichtlich gestaltet, leicht nachvollziehbar und in der Küche ohne größere Probleme umzusetzen. Hin und wieder habe ich mich etwas geärgert über Fachbegriffe wie Royal, anlaufen lassen oder Mie de pain, die aber allesamt erklärt werden. Sicherlich sind auch einige Fehler bei den Zutatenmengen und den Anleitungen zu finden.

Übrigens: Im Web geäußerte Kritik diesbezüglich konnte ich jedoch in etlichen Fällen nicht nachvollziehen. So wurde etwa der zu weiche Teig bei den Kürbis-Gnocchi bemängelt. Abgesehen davon, dass der Autor für diesen Fall Tipps gibt, ist es gerade bei Gnocchi wichtig, dass sie nicht zu kompakt werden und dann wie Schusser im Magen liegen. Oder jemand vermisste den Hinweis, bei den Artischocken das Heu zu entfernen. Dabei handelt es sich im Rezept um Miniartischocken, bei denen diese Prozedur mangels Masse überflüssig ist. Gewarnt seien jedoch die Menschen, die sich der Vollwerternährung verschrieben haben. Sie werden hier bestimmt enttäuscht werden. Was mir negativ auffiel, war das Fehlen eines Registers. Da hilft auch kein noch so ausführliches (aber unübersichtliches) Inhaltsverzeichnis am Anfang.

Auch wenn ich um Gerichte, die versuchen, bei Fleischessern beliebte Speisen zu imitieren (Weizenschnitzel, Sojaroulade, Lupinensteaks), einen weiten Bogen gemacht habe, war ich doch überrascht, wie viele Rezepte mich Nach-wie-vor-Karnivoren und Teilzeitvegetarier überzeugt haben. So sehr, dass ich dieses Buch allen, die vegane Küche praktizieren oder ausprobieren wollen, empfehlen kann. Mit einer Einschränkung: blutiger Anfänger sollte man nicht sein, aber solche kann es ja expressis verbis unter Veganern überhaupt nicht geben, oder?

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Veröffentlicht im November 2012

2 Kommentare

  1. Mike

    Danke für die Rezension, die es mich dann doch noch mal mit dem Buch versuchen lässt. Denn der Titel \“einfach vegan\“ hatte mich nach dem ersten Durchblättern erst mal verärgert, da einfach zu kochen nun mal anders aussiehr als im Buch auch hatten mich die im Internet zu findenden Hinweise auf Fehler bei den Zutaten oder Kochanleitungen abgeschreckt.

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