Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
DAS! Kochbuch
Das isses. Das Eier legende Wollmilchkochbuch. Rührei, Muffins, Zwiebelkuchen, Hähnchen mit Zitronengras, Blini, Jakobsmuscheln mit Limette, Kokospfannkuchen mit Ente, Risotto milanese, Schwertfisch mit Pinienkernsauce, Mango-Lassi, Mandelbrause, Champagner-Cocktail. Fisch und Fleisch, Salat und Suppe, Vor-, Haupt- und Nachtisch. Süß, sauer, leicht, lecker, lustig, bunt. Mehr Kochbuch geht nicht.
Mein erster Gedanke ist von den Schweizer Künstlern Fischli und Weiss geklaut: “Führt ein unterirdischer Gang zu meiner Küche?” Mit anderen Worten – “Kennt die Autorin mich?” Der nächste “Gleich beiß ich rein!” und “Bin ich Synästhetikerin? Ich kann Fotos riechen!”
Beim ersten Durchblättern sah ich lauter lieb gewordene Bekannte: Muffins, Bananenkuchen, Focaccia, Suppe, Lamm, Hähnchen. Aber der Bananenkuchen ist ein Spieler im Quartett mit Maisbrot, Kokoskuchen und Walnussbrot, die Focaccia ist schneller fertig als meine bisherige Variante, in der Erbsensuppe wird zusätzlich ein Kopfsalat püriert, die Lammkoteletts werden über Nacht mariniert und mit einer Mischung aus schwarzen Oliven und Petersilie überzogen und der Hahn wird mit gehacktem indischen Lime Pickle und Brunnenkresse serviert. Die lieb gewordenen kommen also im neuen Gewand daher und je öfter ich hin- und herblätterte, desto mehr wollte ich nachkochen, nachbacken, ausprobieren. Ich komme auf eine Summe von etwa 20 ausprobierten Rezepten, das ist bei manch einem Kochbuch fast schon der gesamte Inhalt. Hier sind insgesamt 600 Rezepte versammelt, daher auch der Untertitel des Buches.
“Mach’s einfach”, so lautet das Credo von Michele Cranston, wobei man diesen Imperativ auf machen oder auf einfach betonen kann – ein paar Grundtechniken wie Zubereitung eines Mürbeteigs, einer Pizza oder eines Risottos, ein paar qualitativ hochwertige Zutaten und ab und zu was Besonderes, das ist laut Autorin der Schlüssel zum Erfolg. Was sie selbst dazu beitragen kann, das tut sie mit Erklärungen und Ideen zu allen erdenklichen kulinarischen Themen – dass beispielsweise Blattsalate durch frisch übergestreute Kräuter Variationsmöglichkeiten bekommen, geröstete Nüsse und Samen den Salaten zu mehr Substanz und Struktur verhelfen, dass asiatische Sobanudeln nur 3 bis 4 Minuten Kochzeit, Grüntee- und Udonnudeln 4 bis 5 Minuten benötigen, dass Granatapfelsirup zu Saucen auf Tomatenbasis oder Rote-Bete-Dip passt, man Kartoffelpürree nie in der Küchenmaschine pürieren soll und wie man Mayonnaise macht.
Je länger ich das Buch hin- und herwende, desto mehr Informationen prasseln auf mich ein – drei Zeilen = ein Rezept. Das kommt aber nicht als Rezept daher und steht demzufolge auch nicht im Register, sondern nur als kleiner Tipp. Pures Understatement. Es ist ein bisschen wie die Broschüre von der Volkshochschule – irgendwie sind alle Themen interessant.
Ich hatte nicht einen einzigen Misserfolg und würde jedem Rezept, das ich ausprobiert habe, ein goldenes Löffelchen überreichen. Allerdings sollte man in der Nähe des heimischen Herdes einen gut sortierten asiatischen und einen arabischen Lebensmittelhändler haben.
Acht Kapitel hat das Buch. Mit dem “Frühstück “ und seinen Eiervarianten geht es los, gefolgt von den “Geliebten Leibspeisen” wie Focaccia, Pizza, Nudeln, Pasta-Saucen, Tartes und Suppen. Weiter mit “Salatideen” und “Sommer satt”, das ebenfalls Salatrezepte enthält aber auch Rezepte zu klassischen Fleisch- und Fischmarinaden. Nun ist Nachmittag “It’s teatime” heißt folgerichtig das fünfte Kapitel und enthält neben ein paar kalorienwuchtigen Kuchen und Shakes etwas weniger harmlose Teevarianten den Long Island Eistee, der es auf fünf verschiedene alkoholische Zutaten bringt.
Mit dem nächsten Kapitel “Cocktails” bekommt das durstige Kind auch einen Namen und nebst klassischen Drinks ebenso klassische Crostini und Bruschetta. Ist der Cocktail der Aperitif, gibt es hinterher das “Dinner” und zuletzt die Desserts. Dann noch Glossar und Register zum Schluss und wir befinden uns auf Seite 400. Uff.
Fast alle Rezpte werden von großformatigen Fotos begleitet. Im Vordergrund, wörtlich und bildlich, die Speisen. Kein Schnickschnack, nur weißes Porzellan, und ab und an darf ein Löffel mit aufs Bild – mehr nicht. Die Hintergründe – pastellige Leckerfarben. So sieht man die Welt, wenn man verliebt ist.
Veröffentlicht im Februar 2012
Ich bin gespannt, wie es Dir gefällt.
Vielen Dank für die tolle Rezension, die vor Begeisterung nur so zu sprühen scheint – das steckt an! Ich bin eigentlich keine große Freundin von so großen kompendienartigen Zusammenstellungen, aber die werde ich mir auf jeden Fall aus der Nähe ansehen!