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Katharina Höhnk

Kochbuch von Tina Nordström: Tina kocht: Gute-Laune-Rezepte aus aller Welt ★★★★★

Tina kocht: Gute-Laune-Rezepte aus aller Welt
Tina Nordström, Fotos Charlie Drevstam
Dorling Kindersley Verlag (2014)
Mehr über den Verlag

Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Patricia Drewes

Von

Der Sommer 2014 war irgendwie nicht meiner. Nie war es länger als zwei Tage warm und sonnig, ein Unwetter folgte auf das andere und mittendrin hatten wir noch einen Umzug zu bewältigen, zwar in ein schönes altes Haus mit großem Garten, aber wer schon einmal mit drei Kindern und 130 Kartons umgezogen ist und mehrere Wochen lang Handwerker koordinieren musste, weiß, dass das Ganze auf die Stimmung schlagen kann. In so einer „Mimimi, ich tu mir aber schrecklich fürchterlich selber leid“-Phase lag Tina Nordströms Gute-Laune-Kochbuch in meiner Küche, genauer genommen in zwei Küchen, der alten vor dem Umzug und der neuen, halbfertigen, nach dem Umzug.

Nach dem ersten Blick auf das Buchcover dachte ich „Ach, du meine Güte, noch so eine gut gelaunte Schwedin, sicher viele durchgestylte Rezepte mit seitenlangen Fotografien glücklicher blondbezopfter Menschen vor formvollendeten Shabby-Shick-Ferienhäusern.“ Noch dazu ist der gesamte Buchblock in ein verblichenes Türkis getaucht, welche Botschaft soll das denn vermitteln? Und ein Lesebändchen gibt es auch nicht. Liebe auf den ersten Blick war es nicht. Aber wer heiratet schon George Clooney?

kochbuch-nordstroem-tina-insideMein Herz ging jedoch auf, als ich das blasstürkise Opus öffnete. Was für ein Fundus an wunderbar und dabei ungekünstelt fotografierten, liebevoll illustrierten und wirklich originellen Rezepten tat sich da auf? Fasziniert begann ich das Vorwort zu lesen, um mehr über Tina Nordström zu erfahren, die in ihrem Heimatland Schweden bereits ein Star ist, darüber, dass sie in die kulinarischen Fußstapfen ihrer Eltern getreten ist, die in Helsingborg als Gastronomen tätig waren. In einer alten kleinen Villa, dem Wohnhaus ihrer Eltern, entwickelt und fotografiert Tina Nordström ihre Rezepte, besonders interessiert nahm ich die Aussage zur Kenntnis, sie besitze nur eine alte „Schrottküche“, darum seien alle Rezepte im Buch gelingsicher. Was will man mehr, wenn man zwischen zwei halben Küchen mit Campingkocher in der neuen und Backofen in der alten Wohnung sitzt?

Unterteilt ist Nordströms Buch klassisch in die Kapitel Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte, vom Grill, Fleisch und Geflügel, Tacos, Brot und Pizza, Tapas, Süßes und Saft, auch einige Rezepte für das Einlegen und Einmachen sowie Dipps und Knabbereien fehlen nicht. Daneben gibt es ein Register nach Zutaten und Rezeptnamen. Jedes Kapitel wird mit Geschichten, Tipps und Tricks Nordströms eingeleitet, und während ich die Anekdoten las, vergab ich im Stillen unzählige Sympathiepunkte, beispielsweise wenn Nordström beschreibt, dass ihr trotz aller „Einmachtanten“-Ambitionen die Anzucht von Obst und Gemüse regelmäßig misslingen. Sympathiepunkte gibt es von mir ebenso für den Fotostil, er erinnert in seiner unprätentiösen Art sehr an Jamie Oliver, allerdings ohne seine Fleischlastigkeit in den Rezepten zu übernehmen. Jedes der 234 Rezepte ist bebildert, da alle Rezepte und Bilder durchnummeriert sind, fällt das Wiederfinden leicht, auch wenn die Bilder manchmal ein paar Seiten entfernt von den Texten untergebracht sind.

kochbuch-nordstroem-tina-inside-2Wie der Untertitel des Buches verspricht, bilden Nordströms Rezepte einen Streifzug durch die Welt des Orients, des Mittelmeers, des asiatischen und nicht zuletzt des skandinavischen Raums. Besonders gut gefallen haben mir verschiedene Zubereitungsarten an sich sehr gewöhnlicher Gerichte wie beispielsweise Schweinefleisch, Hackbällchen oder Kartoffelbrei. Nur wenige Rezepte erfordern Zutaten, für die man das Internet oder die große Stadt bemühen müsste. Begrüßt habe ich angesichts meiner eigenen Situation, dass sie z.B. bei Desserts auch mal auf fertiges Vanilleeis zurückgreift und die Rezepte dadurch im zeitlichen Rahmen bleiben. Und wenn jemand ungläubig sagt, kann man überhaupt mit einer Fülle einfacher Zutaten und ohne stundenlanges Kochen sehr ungewöhnliche Gerichte zubereiten? Man kann. Und der Aufbau der Rezepte hilft sehr dabei, das in einem zeitlichen Rahmen zu tun. Einer kurzen Einleitung folgt eine Zutatenliste, die die Zutaten in der Reihenfolge ihrer Verwendung aufführt. An ganz wenigen Stellen fehlten mir Informationen wie beispielsweise, welche Wassermenge ich verwenden sollte, ob der Brokkoli nun roh oder gekocht verarbeitet werden sollte o.ä. Wer aber schon länger kocht, gewöhnt sich daran, solche Fragen schnell und pragmatisch für sich zu beantworten.

„Tina kocht“ war eindeutig DAS Antidepressivum des Sommers 2014 für mich. Und ich bin noch lange nicht durch mit dem Buch, sondern gefühlt noch ganz am Anfang. Wenn der Herbst naht, ich den neuen Herd und Backofen nutzen kann, die ersten eigenen Äpfel ernte und wegen der Dunkelheit viel Zeit zum Zusammensitzen und Schmausen ist, folgt Tina Teil II. Unbedingte Kaufempfehlung (auch wenn sich das Buchregal biegt!)

Veröffentlicht im Oktober 2014

5 Kommentare

  1. Manu

    Ach, ich bin auch total in verliebt in dieses Buch und hab’s auch meiner besten Freundin gleich zum Geburtstag geschenkt. Das Rezept für Tom Kha Gai finde ich genial, es kommt mit erstaunlich wenigen Zutaten (manche Rezepte für Tom Kha Gai haben ellenlange Zutatenliste und ohne Asiashop ist man komplett aufgeschmissen) aus.

  2. Britta

    Wo ist denn das Hühnerrezept hin?

    • Katharina

      Du, da muss noch eine Frage geklärt werden. 🙂 Bald wieder da.

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