Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Ein Buch, das schon beim ersten Durchblättern hungrig macht: Die erfolgreiche Bloggerin Tieghan Gerard hat 125 „Wohlfühlrezepte“ zusammengefasst und verspricht, die Umsetzung sei „super simple“. Wir haben den Alltagstest gemacht.

Schon mit 13 Jahren stand Tieghan Gerard (Foto links) mit ihrem Vater in der elterlichen Küche und begann, das Abendessen für ihre neunköpfige Familie zu kochen. Mit 19 Jahren holte sie ihren Fotoapparat dazu und veröffentlichte ihre Lieblingsrezepte auf dem Blog „Half Baked Harvest“. Aus ihrem jugendlichen Hobby ist längst ein Food-Imperium geworden: Vier Millionen Menschen folgen der Amerikanerin auf Instagram – auch ihre Eltern und ihr Bruder arbeiten inzwischen für den Blog mit.
„Creamy“, „Crispy“, „Salted“ oder „Cheesy“ sind die klassischen Buzzwords ihrer englischsprachigen Rezepte, die zeigen: Asketisch kochen ist Tieghan Gerards Ding nicht. Wohlfühlküche nennt sie ihre Art zu kochen: mit viel Käse, Knoblauch und Sahne – Gerichte, die glücklich, aber nicht unbedingt schlank machen. In ihrem jetzt auf Deutsch erschienen „Super Simple“-Kochbuch gibt sie ein zweites Versprechen ab: Ihre Rezepte sollen nicht nur gut schmecken, sondern auch leicht umzusetzen sein.
„Das Reisen, das Management meines Teams und die Anforderungen, die ein wachsendes Geschäft mit sich bringt, beanspruchen meine Zeit. Daher brauche ich schnelle, alltagstaugliche Rezepte, die köstlich schmecken“, schreibt Gerard in ihrer Einleitung. Das Buch teilt sie in 10 Kapitel, beginnend mit Grundrezepten für Brotteig, Pesto und Gewürzmischungen, danach geht’s erst zum Frühstück, zu Vorspeisen, Salaten und Suppen, Pastarezepten, Vegetarischem, Fleisch, Fisch und zuletzt Desserts.

Auf ganzseitigen Fotos hat Gerard persönlich die Gerichte opulent in Szene gesetzt, schon beim ersten Blättern beginnt der Magen hörbar zu knurren. Sehr übersichtlich stehen dem gegenüber die Rezeptangaben: Für die Alltagstauglichkeit ist die jeweilige Zubereitungszeit angegeben, nach einer kurzen obligatorischen Anekdote folgt das Rezept mit wenigen Zutaten und Zubereitungsschritten. Einziges Manko hier: In einigen Rezepten nutzt die Autorin einen Schnellkochtopf oder Schongarer – wer wie ich beide Geräte nicht besitzt, bekommt meist keine Alternative angeboten.
Zum Glück bleiben genug Rezepte übrig, die ich trotzdem ausprobieren kann und so habe ich schnell eine Einkaufsliste für den Wochenendeinkauf zusammen. Schon die liest sich köstlich: Ich kaufe frische Pfirsiche, rote Trauben, Basilikum und Zitronen, Parmesan, Ricotta und Burrata, gesalzene Butter, Jakobsmuscheln, getrocknete Tomaten und Brie-Käse, Avocado, Speck und Hühnchenbrust. Auch das ist das super simple Geheimnis: Tieghan Gerard mischt in ihren Rezepten köstlichste Zutaten zusammen – es braucht nicht viel Anstrengung, daraus dann auch köstliche Gerichte zu machen.
Tieghan Gerard:
„Der erste Schritt zum ‚supersimplen‘ Kochen ist ein gut gefüllter Vorratsschrank. Das hat mich vor vielen Jahren meine Mutter gelehrt, als wir nach der Schule gemeinsam Schokokekse backten. Besonders wichtig sind meiner Mutter dabei übrigens Schokostückchen und Pasta – sie besitzt eben klare Prioritäten.“
Und das sind sie ohne Zweifel: Der „Avocado-Hühnchensalat mit getrockneten Tomaten und Feta“ sättigt und schmeckt dank Speckstreifen, Pinienkernen und viel Avocado auch den Kindern. Für die „Pfirsich-Brie-Tarte“ wird Blätterteig mit einem frischen Zitronen-Basilikum-Pesto bestrichen und dann mit Brie, frischen Pfirsichen und Schinken belegt – sehr fein! Auch die Jakobsmuscheln, die mit gebräunter Butter, Weißwein und Cocktailtomaten brutzeln, sind eine blitzschnell gemachte, tolle Pastasauce.
Wie im Rausch koche ich mich weiter durch das Buch, entdecke die „gerösteten Honigtrauben“ als perfekte Käsebegleiter, probiere das „feine Kartoffelpüree“, in dem ein Klacks Mascarpone und Parmesan den Unterschied machen. Perfekt dazu der „Rosenkohl Cacio e Pepe“, den Gerard raspelt und dann mit Pfeffer und Olivenöl dünstet, ehe sie eine beträchtliche Menge Parmesan daruntermischt.
Es sind Rezepte wie dieses, die die Gerichte nicht nur alltagstauglich, sondern auch überraschend machen. Nicht jedes ist dabei eine Neuerfindung der Kochkunst, aber alle, die ich bislang probiert habe, funktionieren und schmecken einfach wunderbar. Dabei kann man das Buch eigentlich zu jeder Gelegenheit aufschlagen, sei es zum Frühstück, für kleine Häppchen zwischendurch oder auch für ein üppiges Abendessen mit Freunden.
Veröffentlicht im Juli 2022