Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Endlich! Mit Mexikanisch kochen ganz einfach beschert uns Thomasina Miers ein Kochbuch, auf das viele lange gewartet haben dürften! Die bunte Küche Mexikos wie sie mit hiesigen Zutaten und kleinen Kompromissen auch von uns nachgekocht werden kann – nicht mehr und nicht weniger bietet uns diese phantastische Neuerscheinung.
Man ahnte es schon immer – die mexikanische Küche muss doch mehr zu bieten haben als die lieblos zusammengehauenen Burritos und Enchiladas, die man in sogenannten mexikanischen Restaurants hier zu Lande zumeist völlig überteuert serviert bekommt. Ja, sie hat mehr zu bieten, und der Abenteuerlust Thomasina „Tommi“ Miers haben wir es zu verdanken, dass wir das nun endlich an unseren heimischen Herden selbst entdecken können. Im zarten Alter von 18 Jahren verschlug es Miers nach Mexiko, wo sie nach eigenen Worten der mexikanischen Küche verfiel. Dass mexikanische Gerichte mehr können als nur „scharf“, vermittelt nun ihr großartiges Buch, das bei Dorling Kindersley jüngst auf Deutsch erschienen ist.
Und hier kommen wir schon zu den ersten Pluspunkten dieser Veröffentlichung. Ein so sorgfältig übersetztes Kochbuch ist mir bislang nicht in die Hände geraten und immer wieder blieb mir förmlich die Spucke weg. Da wird schon in der Einleitung darauf eingegangen und begründet, dass die Geschmäcker der Deutschen und Mexikaner „seelenverwandt“ zu sein scheinen. Hier wurde also extra eine Einleitung für die deutsche Veröffentlichung geschrieben! Am Ende des Buches werden ausführlich Bezugsquellen genannt: zahlreiche deutschsprachige Onlineshops in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit einem wirklich tollen Sortiment! Und auch bei den Rezepten wurde an alles gedacht. So braucht man für die Schinken-Käse-Empanadas auf Seite 133 „2 Rollen Blätterteig (à 275 g, aus dem Kühlregal)“ – und genau so findet man ihn dann im Supermarkt. Ich werde das bei meinem nächsten Englandbesuch überprüfen, aber ich habe auch hier den Verdacht, dass wirklich überprüft wurde, in welchen Einheiten Fertig-Blätterteig in Deutschland üblicherweise verkauft wird und die Angabe in der Zutatenliste entsprechend angepasst wurde. Wow! Da kann doch eigentlich nichts mehr schief gehen, oder? Und das tut es auch nicht, um es vorweg zu nehmen.
„Feurige Chili-Salsa“ oder lieber „Rosa Zwiebel-Relish“ (Salsa, Saucen & Relishes); „Rauchige Maiskolben vom Grill“ oder „Kokos-Ceviche“ (Snacks & Beilagen); „Tortillasuppe“ oder „Zucchinisuppe mit Minze“ (Suppen); „Zitrus-Kichererbsen-Salat“ oder „Rauchiger Spargelsalat“ (Salate); „Würzige Geflügel-Tacos“ oder „Tostadas mit Räuchermakrele“ (Streetfood); „Quesadillas mit Chorizo und Thymian“ oder „Tlayudas (Pizza aus Oaxaca)“ (Alles Käse); „Mexikanische Fleischklößchen“ oder „Gebackene Forelle mit Chilicreme“ (Langsam gegarte Hauptgerichte); „Torta (Mexikanisches Clubsandwich)“ oder „“Kaisergranate mit Koriander-Kürbiskern-Mole“ (Vom Grill); „Gegrillte Polenta mit Pilzen und Brokkoli“ oder „Muschel-Linguine mit rauchiger Chipotle-Creme (Soulfood); „Vanille-Käsekuchen mit Ananaskaramell“ oder „Zweifarbiges Maracuja-Hibiskus-Gelee“ (Desserts); „Agua fresca mit Tamarinde“ oder doch eher „Sangrita“…??!! Ich bin verloren!! Die Rezepttitel klingen in meinen Ohren, die tollen (wenigen) Fotos helfen auch nicht weiter – ich will alles!
Nach kurzem Überfliegen der knapp, aber informativ gehaltenen „Basics“, die die mexikanischen Essgewohnheiten erläutern und die elementaren Zutaten vorstellen, stürze ich mich ins Vergnügen. „Nur“ 15 Rezepte habe ich bislang geschafft nachzukochen, nur zwei würde ich nicht unbedingt noch einmal machen (wobei man fairerweise sagen muss, dass diese beiden Rezepte nicht „schlecht“ waren, bloß waren die anderen Sachen, die gleichzeitig auf dem Tisch standen, einfach noch viel leckerer…). Alles klappte wie am Schnürchen dank der gut geschriebenen Anleitungen und Tipps. Die Zubereitungstechniken sind auch für Neulinge in der Küche leicht zu beherrschen, und, wo nötig, gibt es Schritt-für-Schritt-Fotos, die kompliziertere Verfahren genauestens abbilden, sodass man stets weiß, wie es gemeint ist.
Ich bin noch nie in Mexiko gewesen und kann somit kaum beurteilen, ob die Rezepte Miers nun so schmecken wie sie schmecken „müssen“. Auf jeden Fall schmeckte es glücklicherweise nicht wie in den unsäglichen deutschen „mexikanischen“ Restaurants, in denen ich bislang gewesen bin, und meinen Gästen und mir hat es jedenfalls fabelhaft gemundet! Zugegeben, einige wenige Original-Zutaten muss man schon auftreiben, so z.B. die wunderbaren Chipotles en adobo (geräucherte Jalapeños in einer würzigen Essig-Tomaten-Sauce). Die Mühe ist es jedenfalls wert, denn Thomasina Miers ist ganz zu Recht so begeistert von der mexikanischen Küche – also worauf warten Sie noch? Und wenn sie einmal nach London kommen, können Sie in einem von vier „Wahaca“-Restaurants probieren, ob ihre Ergebnisse so schmecken, wie das, was Thomasina Miers dort serviert!
Veröffentlicht im August 2011