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Katharina Höhnk

Kochbuch von Tanja Grandits: Tanjas Kochbuch ★★★★

Tanjas Kochbuch – Vom Glück
der einfachen Küche
Tanja Grandits
Fotos: Lukas Lienhard
AT Verlag (2018)
Mehr über den Verlag

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Charlotte Schrimpff

Von

Was kochen Spitzenköche, wenn sie nicht in ihren Spitzenküchen stehen? Vor ein paar Jahren konnte man durch den Band „Inside Chefs’ Fridges“ in die Kühlschränke von Europas Gastro-Elite schauen – und feststellen, wie normal es da zugeht: Milch, Butter, Cola, Nutella – bei den allermeisten sah es aus wie bei dir und mir. Ob Tanja Grandits Vorrat auch darunter war? Ich weiß es nicht. Spätestens jetzt ist das allerdings egal, denn eine Tour durch ihre private Küche erschien gerade im AT-Verlag.

Dass „la Grandits“ auch jenseits ihres Zwei-Sterne-Tempels „Stucki“ in Basel kocht, ist nicht völlig neu: Für „coop“, eine Schweizer Supermarktkette, schreibt sie seit einigen Jahren eine Kolumne mit Alltagsessen. Die Buchform ist nur die logische Weiterführung, schließlich ist ihr letztes – „Kräuter“ –schon wieder drei Jahre alt.

Willkommen bei den Grandits!

Gewidmet hat Tanja Grandits (Foto links) ihren Neuling ihrer Tochter Emma. In einem eigenen Vorwort erzählt die 13-Jährige, wie es so zugeht in der Küche mit dem Sofa in der Wohnung über dem Sternerestaurant: Sie beschreibt die gemeinsamen Frühstücke aus Pancakes, Porridge oder Birchermüsli, die ausgefuchsten „Znüni“-Boxen für die Schule oder Mamas Hühnersuppe, wenn sie einmal krank ist. Klingt: sehr idyllisch.

Und sieht auch so aus, wenn man durch den 320 Seiten starken Band blättert: Viele von Lukas Lienhards ganzseitigen Fotos – kaum ein Rezept, das ohne auskommt – scheinen daheim bei den Grandits entstanden zu sein, und in den Kapitelvorworten, den Teasern zu den einzelnen Rezepten, erklärt „die Tanja“, worauf es ihr beim privaten Kochen ankommt: einen ausgewogenen Mix aus saisonale Zutaten, vegetarischen und nicht-vegetarischen Essen und, vor allem, Genuss. „Ich halte nichts von lustfeindlichen ideologischen Einschränkungen jeglicher Art“, meint sie mit Blick auf Weißmehl und Kristallzucker. Word!

Typisch Tanja

Nicht nur optisch erinnert so manches Gericht an das, was sie auch ein Stockwerk tiefer auftischen würde: Tanjas Faible für Farbkompositionen schimmert ebenso durch wie ihr Talent für die Kombination von Aromen. Eine Linsensuppe bereichern Safran, Zitrone und Feta, Spargel paart sie mit Kurkuma und Orangenöl, es gibt Sellerie-Grüntee-Bouillon mit Kräuter-Tempura oder Joghurt-Thymian-Eis mit karamellisierten Walnüssen. Äh… alltagstauglich? Keine Sorge: „Stinknormal“ kann Grandits auch, etwa besagte Lieblingspancakes, ordinäres Ofengemüse, unkomplizierte Mitarbeiteressen wie Lammcurry mit Tomaten und Thymian oder Kuchen mit Zitrone und Mohn.

Kochen mit Augenmaß

Ad hoc kleben bei mir die Post-its im Buch: So vieles klingt so gut, dass ich sofort loslegen will. Tue ich auch: Den Auftakt macht besagte Linsen-Safran-Suppe mit Zitrone und Feta, die sich aromatisch als Volltreffer entpuppt. Allerdings scheine ich zielsicher das eine Rezept erwischt zu haben, das noch nicht ganz fertig redigiert war: In der Zutatenliste findet sich ein eingeklammertes „geschält?“ hinter den Pastinaken, das vermutlich vom Lektorat übersehen worden ist, und auch den Garzeiten (Feta) und Flüssigkeitsmengen (Brühe, Zitronensaft) haben ein bisschen Augenmaß nicht geschadet.

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Dass man Tanjas Rezepten für den Privatgebrauch ohnehin nicht kopflos folgen sollte, weiß ich schon von früheren Versuchen: Hinweise zu Konsistenzen oder Zwischenschritten finden sich selten – Dinge, die für den Profi bzw. erfahrene Köche überflüssig sein mögen, für weniger versierte Versuchende allerdings manchmal hilfreich wären. Bei der sehr weich geratenen Masse für die Feta-Hirse-Falafel verzichtete ich darum lieber aufs Frittieren oder korrigierte die Hefemenge im toll kernigen Butterbrot nach unten. Auch, wenn die Testessen auf der Zunge nicht immer für das genuine Grandits-Wow sorgten, das ich so liebe: besonders und fein waren sie trotzdem. Und ich freue mich schon sehr aufs Frühjahr und den Sommer, wenn ich mich quer durch ihr Salate-Kapitel essen kann!

Für mich ist „Tanjas Kochbuch“ ideal: Ich bin großer Fan ihrer Art zu kochen – habe mir nur bei den Vorgängerbänden manchmal ein bisschen mehr Alltagstauglichkeit gewünscht. Alle, die Tanja Grandits noch nicht kennen, finden hier einen vergleichsweise schwellenarmen Einstieg in die Geschmackswelt der Zwei-Sterne-Frau. Aber wichtig beim Nachkochen: bei den Rezepten mitdenken.

Veröffentlicht im März 2019

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