Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Mit der Planung ihres Gartens habe sie sich stundenlang beschäftigten können, nur an eines habe sie nie gedacht, schreibt Autorin Sue Ivan: „Was mache ich eigentlich mit der ganzen Ernte …?“ Plötzlich stand sie vor dem Dilemma der Ernteschwemme und des Beerenüberflusses. Als Autodidaktin probierte sie sich fortan durch Rezepte des Haltbarmachens und entdeckte dabei eine zweite neue Leidenschaft. Deren Ergebnis ist – neben einem immer vollen Vorratsregal – ihr Kochbuch Haltbarmachen im Glasumdrehen.
Auch in unserem Haushalt sammelt sich immer wieder Mal Gemüse oder Obst an, aber weniger infolge des Gemüsegartens, sondern des großzügigen Einkaufens. Gärtnerin bin ich nicht, sondern vielmehr urbaner Fan des Einmachens – stets auf der Suche nach Inspiration.

Sue Ivans omnipräsente Begeisterung, dass alles Eingemachte „einfach irre gut“ schmecke – das spricht mich in ihrem Kochbuch sofort an. Ich erhoffe mir von ihr Pickles-Rezepte zum Innehalten und prickelnde Fermente, aber auch auf Tipps für die Hygiene. Denn so manche Pleite habe ich bereits hinter mir.
Können einer Wissenschaftsjournalistin
Auf den letzten Aspekt geht die Österreicherin sogar gleich zu Beginn ihres Werks ein, und zwar in den Kapiteln „Der Keim allen Übels: Schädliche Mikrooganismen in der Küche“, „Ganz schön ausgekocht – alle Hygieneregeln auf einen Blick“ oder „Saftey first: Sicher einkochen in drei Varianten“.
Kluge Tipps neben den Standards streut Ivan auch zwischen die Zeilen ein, wie zum Beispiel tiefgekühlte Heidelbeeren beim Auftauen mit kochendheißem Wasser zu übergießen, damit sie knackig bleiben und gleichzeitig Novoviren abgetötet werden.
Zum Weiterlesen:
Leseprobe beim Verlag
Website der Autorin
Mehr Kochbücher zum Thema Einmachen bei Valentinas
Den einleitenden Teil von über 50 Seiten habe ich im Nu verschlungen, ohne dass mein Tatendrang ausbremst wurde. Ivan gelingt es kurz und knackig Wissen zu vermitteln. Ihr humorvoller Stil lockert Haltbarmach-Basics einerseits sowie Themen zur Selbstversorgung, Bodenfruchtbarkeit und Urban Gardening andererseits angenehm auf. In den Texten blitzt immer wieder ihre hilfsbereite und begeisterungsfähige Art auf.

Beim Lesen denke ich: Das nenne ich mal eine strukturierte und großzügige Wissensvermittlung. Am Ende des Buches führt Ivan sogar Literaturquellen wie „Speisekammer“ von Lisa Eisenman Frisk und Monica Eisenman oder „The Art of Fermentation“ von Sandor Ellix Katz neben Onlineressourcen wie das Deutsche Bundeszentrum für Ernährung auf.
Modernes Layout, traditionell im Geschmack
Die Rezeptauswahl umfasst neben Eingemachtem auch Würzmittel, Pasten und das Thema Sauerteig. Die Rezepte sind bis ins Detail ausgetüftelt. Jedes der 90 enthält Angaben zur Zubereitungszeit und Haltbarkeit sowie ein ganzseitiges Foto. Auf die anfangs vorgestellten Konservierungsmethoden wie Dörren, Einfrieren, Einkochen oder Heißabfüllen verweisen grafische Icons, sodass die Leser:in auf Anhieb weiß, worum es geht.
So detailverliebt und modern das Erscheinungsbild ist: Bei den Rezepten konzentriert sich Ivan auf traditionelle Gewürze, Gemüse- und Obstsorten aus dem deutschen und österreichischen Raum, wie etwa „Grüne Bohnen mit Crunch“, „Bunte Gurken“, „Rote Bete nach Omas Art“ oder „Fruchtleder aus Himbeeren“.
Sue Ivan:
„Beim Gärtnern geht viel Zeit für Anbau, Pflege und Ernte drauf – daher sollte das anschließende Haltbarmachen im Idealfall möglichst wenig Arbeit machen.“
Mir gefielen interessanterweise geschmacklich die Rezepte am besten, bei denen Ivan experimentiert hat. An den Pickles der Roten Bete nach Omas Art habe sie Jahre getüftelt. Die Radicchio-Marmelade sei an das italienische Rezept für „Composta dolce di Radicchio“ angelehnt, jedoch mit kandiertem Ingwer verfeinert. Wow!
Die Anleitungen fand ich generell präzise formuliert und die Zubereitungszeiten realistisch. Alle meine getesteten Rezepte haben die Haltbarkeitsprüfung von inzwischen vier Wochen bestanden. Für mich hat das Buch von Sue Ivan das Zeug zum Standardwerk – wegen der umsichtigen Qualität der Rezepte, der erfreulichen Ergebnisse, aber auch, weil es für mich als Nichtgärtnerin das ganze Jahr Inspirierendes bietet.
Das Kochbuch Haltbarmachen im Glasumdrehen der Autorin Sue Ivan ist für mich eine 5-Sterne-Empfehlung. Die Anleitungen der Österreicherin sind präzise, der Wissenstransfer engmaschig, Layout und Tonalität peppig. Es ist dabei definitiv eine modern gestaltete Rezeptsammlung für jedes Alter und insbesondere auch für Jüngere. Zwar richtet sich Ivan unterschwellig an Gärtner:innen, aber man braucht kein Gemüsebeet, kann ich berichten. Sue Ivans Rezepte und Anleitungen machen Spaß, die Ergebnisse sind eine Freude.
Veröffentlicht im Dezember 2022