Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Die Foodbloggerin Astrid Paul hat sich vor einiger Zeit gefragt, ob es da draußen wohl irgendwo Menschen gibt, die keine Pizza mögen. Ich möchte die Frage erweitern: Gibt es jemanden, der ernsthaft behauptet, dass er keine Lasagne isst? Wenn ja: Ich hätte da eine Idee …
Nudeln, Sauce, Nudeln, Sauce – manchmal ein bisschen Fleisch dazwischen, ein bisschen Fisch, ein buntes Gemüse. Das Prinzip Lasagne ist simpel – und vielleicht darum so unheimlich variabel.
33 verschiedene Versionen stammen allein aus Kopf und Küche von Sandra Mahut, einer französischen Food- und Lifestylefotografin, die nicht zum ersten Mal auch als Autorin auftritt. Ihre Lieblingslasagnen hat – wie schon die Papillotes – der Hädecke Verlag übersetzt und zwischen quadratische Buchdeckel gepresst.
Quadratisch, praktisch, gut
Da geht’s gleich in die Vollen: Nach einer Doppelseite Kurzeinführung in die Geheimnisse einer guten Sauce, das Für und Wider von fertigen und selbst gemachten Lasagneplatten (Schnelligkeit vs. Aroma) und der Beschaffenheit der übrigen Zutaten wie Gemüse, Kräutern, Fleisch und Käse gibt es – Rezepte. Und da zuallererst den Klassiker: Lasagne bolognese mit Béchamel, Hackfleischsauce und Käse, Käse, Käse.
Was für ein Start! Nur: Was macht diese Lasagne so klassisch? Wie und warum entstanden diese Gerichte überhaupt? Von Sandra Mahut (Foto links) erfahren wir nichts – weder über die Herkunft eines Rezepts, noch über ihren persönlichen Zugang dazu. Wer mehr wissen will, als wann er welche Zutat wie zu behandeln hat, muss googeln.
Theorie und Praxis
Lasagne, schreibt zum Beispiel Wikipedia, bezeichnet im Italienischen lediglich das Gefäß, in dem die lasagna, das Gericht, zubereitet wird. Für Mahuts Rezepte sollte diese Form mindestens 20 x 30 Zentimeter groß sein und – das ist meine Ergänzung – 20 Zentimeter hoch. Auch wenn das Zutatenvolumen der einzelnen Rezepte schwankt, bin ich mit einer flacheren Form bei einigen Versuchen an Grenzen gestoßen.
Überhaupt, die Sache mit dem Augenmaß: Alle Lasagnen seien für sechs Personen berechnet, steht neben der Formgrößenangabe im Inhaltsverzeichnis. Ich sage mal: Gut, dass bei uns maximal plus/minus vier Erwachsene am Tisch saßen – alle anderen hätten in die Röhre geschaut! Mahuts Nudelschichtgerichte sind nämlich nicht nur sehr, sehr lecker – vor allem sind sie ideal, um sie gemeinsam mit anderen zu essen.
Wenn zum Beispiel die Schwägerin im Wochenbett Besuche nur mit Verpflegung gestattet und obendrein „Essen mit Eisen“ verlangt: einmal blättern, einmal einkaufen, ein bisschen vorkochen. Eingetuppert und in der Jungfamilienküche in die Form geschichtet, steht etwas wie die Lasagne al Ragù d’agnello in Nullkommanix auf dem Tisch (und ist noch schneller von da wieder verschwunden).
Der Fettfleckenindikator
Seit Eintreffen waren Mahuts Lasagnen bei uns ohnehin ein Dauerbrenner – und es sieht nicht so aus, als würde sich das langfristig ändern. Die Kombinationen klingen und schmecken einfach zu gut. Dringend probiert werden müssen zum Beispiel noch die Lasagne mit Spargel und gekochtem Ei, die mit Lammschulter, Erbsen und Bergkäse oder die mit Forellenfilets, Brunnenkresse und Mozzarella.
Zum Weiterlesen
Website von Sandra Mahut
Sandra Mahut bei Instagram
Alles von Sandra Mahut bei Valentinas
Dass die Anzahl der benötigten Nudelplatten mitunter schwankt, dass man manchmal ein bisschen anders schichten muss, als Mahut es vorschlägt, dass der Link zum Nudelteigrezept zunächst ins Nirwana führte (was das Hädecke-Team allerdings ganz schnell fixen konnte): Solche kleinen Imperfektionen sind nach der Post-Lasagnen-Serotoninausschüttung vergessen – garantiert!
Wenn es nach dem Spritzerindikator geht, also der Anzahl der (Fett-)Flecken im Buch in Korrelation zum Nutzungszeitraum, hat sich Sandra Mahut mit ihrer Lasagnesammlung ganz schnell nach vorn gespielt. Fette Empfehlung an alle, die Lasagnen lieben – und die, die das noch lernen wollen, siehe oben …
Veröffentlicht im Januar 2018