Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Koch koreanisch! Trau Dich! Robin Ha will uns in ihrem Comic-Kochbuch die Küche ihres Mutterlandes nahebringen und zum Nachkochen animieren, auf einfache unverkrampfte Weise. Ob das ihrer Heldin Dengki in ihrem traditionellen Hanbok gelingt?
Die asiatischen Küchen sind nach wie vor mein liebstes Experimentierfeld, sowohl beim Essengehen als auch beim Selberkochen. Darunter auch immer Korea: Das scharf-würzig-saure Kimchi, das zumeist meinen Kühlschrank belebt, sorgt immer wieder für ein „Wow“ und frisches Durchatmen, und der Besuch beim Koreaner-Grill ist ein geselliges Highlight. Das Kochbuch in Comicform griff ich mir mit dem Hintergedanken, meine mangabegeisterte Tochter vielleicht auch zum Nach- oder Mitkochen zu bewegen. Nun, diese Kalkulation ging nicht auf.
Kulinarische Entzugserscheinungen in Brooklyn

Robin Ha (Foto links) ist freiberufliche Künstlerin und Grafikerin. Sie wuchs in Südkorea auf und zog mit 14 Jahren in die USA. Zum Kochen kam sie erst relativ spät, nämlich als sie mit Ende zwanzig in Brooklyn nicht mehr auf die grandiosen Restaurants Manhattans zurückgreifen konnte, und anfing, mithilfe ihrer Mutter (am Telefon) einfache koreanische Gerichte selbst zuzubereiten.
Damit beglückte sie nicht nur ihren eigenen Gaumen, sondern zunehmend auch Freunde, und die Idee für eine Rezeptsammlung in Comicform entstand. Dabei herausgekommen ist eine sehr persönliche Einführung in koreanische Essgewohnheiten, die einen Blick in den typischen Kühlschrank und die Vorratskammer gestattet, die Zutaten vorstellt und auch einiges zum Land erzählt.
Mit Feuer gegen Hitze
Recht charmant erfährt man so zum Beispiel, dass Koreaner ihr Essen sehr gern brennend heiß servieren, am besten noch brutzelnd. In den speziellen Steinguttöpfen, in denen unter anderem Bibimbap serviert wird, hält sich die Temperatur auch besonders lange, und es schmeckt großartig, wenn der Reis am Boden während des Essens noch etwas knusprig wird. Aber ebenso sehr genießen die Koreaner eiskalte Speisen und bekämpfen dabei „Feuer mit Feuer“. Sie servieren also sehr heiße Eintöpfe an heißen Sommertagen und eine kalte Rettichsuppe im Winter.
Schön auch der Hinweis, dass der Autorin Essen, das mit der Hand gemischt wurde, viel besser mundet. Dafür gibt es den koreanischen Ausdruck „sonmat“: „Geschmack der Hand“. Also doch keine Einbildung, wenn ich mit der Hand angemachten Salat schmackhafter finde!
Immer den gelben Pfeilen nach
Die Seiten sind sehr abwechslungsreich gestaltet, die ungewohnte Darstellung erfordert allerdings erst mal etwas Orientierung, wobei die Zutatenliste immer zentral und übersichtlich ist und gelbe Pfeile beim Erkennen der Reihenfolge helfen. Der „Bei mir sieht es ganz anders aus“-Effekt fällt bei einem gezeichneten Kochbuch natürlich weg. Das bietet zwar weniger Vorbildhilfe, befreit aber auch. Bis auf wenige Ausnahmen passt jedes Rezept auf eine Doppelseite, sodass mühsames Blättern während des Kochens entfällt.
Nach der besonders schönen Einleitung gliedert sich das Buch in zehn Kapitel: Kimchi und Eingelegtes, Gemüse-Beilagen, Fleisch und Geflügel, Meeresfrüchte, Suppen und Eintöpfe, Juk und Brei, Nudeln und Reiskuchen, Snacks und Streetfood, Cocktails und Anju und Fusionsküche.
Nicht nur die Standards
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Die nachgekochten Gerichte waren durchweg gelungen (na, bis auf den Kimchi Pfannkuchen, der aber auch weggefuttert wurde). So einige Rezepte oder auch das Kapitel „Juk und Brei“ fand ich einfach nur interessant, hatten aber keine Nachkochinspiration für mich. Zum einen gehören Breie nicht zu meinen liebsten Speiseformen, zum anderen würde ich so etwas gern mal probieren, bevor ich es nachkoche. Die koreanischen Restaurants in Deutschland sind jedoch meist recht reduziert in der Auswahl ihres Angebots – und zum Teil handelt es sich im Buch vielleicht auch eher um klassische Hausmannskost.
Robin Ha ist eine charmante Einführung in die Küche und Esskultur Koreas in Comicform gelungen. Nicht unbedingt das Standardwerk und Must-have, doch eine Bereicherung für alle, denen die klassische Form des Foto-plus-Text-Schemas in den Kochbüchern zu langweilig ist und nach einer prägnanteren Erzählform suchen.
*Eine Rezension zur englischsprachigen Ausgabe ist bei Valentinas im Juli 2018 erschienen. Sie wurde jetzt für die deutsche Ausgabe angepasst.
Veröffentlicht im Dezember 2019