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Katharina Höhnk

Kochbuch von Nouha Taouk: Libanesische Küchenschätze ★★★

Libanesische Küchenschätze
Nouha Taouk, Christian Verlag (2012)
Mehr über den Kochbuch-Verlag

Drei Sterne: Hat Stärken, aber überzeugt nicht ganz.

Katja Böttger

Von

Libanesische Küchenschätze – beim Gedanken an die hervorragende und berühmte Landesküche schlägt meine Fantasie sogleich Purzelbäume. Doch diese Schatztruhe an Familienrezepten hat es mir nicht leicht gemacht. Ein paar Juwelen habe ich gefunden, aber die musste ich mir auch redlich verdienen.

Die Idee ist nicht mehr neu, aber noch lange nicht abgegrast: Nouha Taouk hat Rezepte ihrer libanesisch-australischen Familie zusammengetragen und stellt sie uns vor, mitsamt den sympathischen Hauptakteurinnen, eingebettet in Anekdoten, Portraits und nostalgische Erinnerungen. Alltägliches Lieblingsessen, Essen für Gäste, Fasten und Feiern. Gemeinsames Kochen, das Bindung schafft, das uns von Wurzeln erzählt, das Essen als der Stoff, der Familien zusammenschweißt, auch über Kontinente und lange Zeiten der Trennung.

Beim ersten Blättern will der Funke nicht so recht auf mich überspringen. Sind es die Fotos selbst oder ist es das Papier – die ganzseitigen Rezeptbilder wirken recht grobkörnig und matt, dazu dominieren bräunlich-gräuliche Farben – richtig lecker sieht anders aus. Die Textseiten sind mit einer Art Ornamenttapete unterlegt und mit Zierleisten und verschnörkelten Elementen verziert – viel sandfarben bis goldig, etwas rot, nicht überladen, für meinen Geschmack jedoch eine Spur zu viel, zu gewollt “orientalisch”. Auch sind nicht alle Rezepte bebildert und die Fotos nicht beschriftet, so dass ich die Zuordnung teilweise erraten muss.

Beim Nachkochen lege ich einen glatten Fehlstart hin. Mein erstes Rezept, die Kibbab-Ovale in Joghurtsuppe, kapiere ich überhaupt nicht. Erst nach viel Stirnkräuseln und intensivem Gekritzel finde ich heraus, dass die Zubereitungsschritte eigentlich recht einfach sind. Leider haut uns auch das Ergebnis nicht vom Hocker.

Auch die weitere Fahndung nach geeigneten Kandidaten zum Nachkochen gestaltet sich eher zäh. Die dargebotene Auswahl schwankt zwischen zwei Extremen: Auf der einen Seite Kartoffelbrei mit Ei, Gebratene Eier (sprich: Spiegelei), Pfannkuchen, Rührei mit Fleisch, Zucchiniomeletts, Kartoffelpüree mit Kräutern – sehr einfache Gerichte, alles ganz nett, aber wo bleibt das Highlight, der versprochene Schatz? Auf der anderen Seite Niere, Zunge, Kutteln, Schafshirn – okay, okay, ich gestehe, für solche exotischen Ausflüge fehlt mir dann doch der Mut.

Zwischen diesen Extremen finde ich dann aber doch noch ein paar geeignete Kandidaten – und siehe da, die Suche hat sich gelohnt! Den Spinat-Rindfleisch-Topf für vier Personen putzen wir zu zweit in Rekordzeit weg, die einfachen Beilagen harmonieren perfekt, mit den hübschen kleinen Dattel-Köstlichkeiten bin ich mittlerweile in vorweihnachtliche Großproduktion gegangen.
Dennoch bleibt mein Gesamteindruck zwiespältig. Ich nehme an, Nouha Taouk sieht ihre Aufgabe eher als Chronistin denn als Kochbuchautorin. So hat sie ihren Verwandten sehr genau auf die Finger und in die Töpfe geschaut und vieles ungefiltert übernommen. Das Ergebnis ist kunterbunt – so unterschiedlich die Charaktere, so verschieden sind die Rezepte, knapp, ausführlich oder etwas langatmig, systematisch oder chaotisch.

Sie schildert, wie schwierig es für sie war, ihren Familienmitgliedern überhaupt irgendwelchen verwertbaren Mengenangaben abzuluchsen, und ermutigt, die Angaben nicht allzu ernst zu nehmen. Konsequenter hätte ich es gefunden, wenn sie manche Angaben mutiger „geglättet“ hätte. So ist es für mich kaum nachvollziehbar, warum ich für Reis mit Eiernudeln auf “2 Nester getrocknete feine Eiernudeln” genau “370 g Mittelkornreis” brauche.

Erfrischend undogmatisch mischen sich Fertiggewürzmischungen, Kekse und Cornflakes unter die Zutaten. Beim Kartoffel-Eier-Salat lerne ich – wer hätte das gedacht? – dass ich Kartoffeln und die Eier nicht zusammen kochen soll! Und in einem anderen Rezept soll ich die Teilchen auf ein Backblech legen, um dann erst später festzustellen, dass ich das sperrige Blech lediglich als Zwischenlager benötige und ein Teller es auch getan hätte – hätte ich nur vorher weitergelesen und mitgedacht!

Auf diese ungefilterte, direkte Art entfaltet das Buch durchaus Charme. Mit etwas Schliff im Detail – vielleicht von einer weniger unerfahrenen Hand – wäre die Gebrauchstauglichkeit sicherlich zu steigern gewesen.

Mein persönliches Highlight ist der Hinweis, Labneh-Kugeln nicht bei direkter Sonneneinstrahlung zuzubereiten. Aus meinem Fenster sehe ich nur Novembernebelschwaden. Ach, wie wäre das schön …

Veröffentlicht im Januar 2013

2 Kommentare

  1. Christine

    Hallo ihr Lieben,

    ich bin ein großer Fan eurer Seite und freue mich jedes Mal über neue Rezensionen.
    Einen Minuspunkt gibt es aber leider trotzdem: Da ich selbst Buchhändlerin bin, finde ich den
    Link zu Amazon echt ein bisschen daneben. Viel schöner wäre doch der Hinweis, dass man all
    die tollen Kochbücher im stationären Buchhandel erwerben kann. Und das auch noch in Verbindung
    mit einem netten Plausch mit einer Buchhändlerin, die vielleicht auch gerne kocht. 😉

    Liebe Grüße
    T.

    • Katharina

      Tine, ich verdiene damit Geld. Das sind Affilates-Links. Denn auch meine Arbeit will honoriert werden. Die Buchhändler oder Börsenverein bezahlen mich nicht. Letztlich steht es den Kunden frei, wo sie einkaufen. Der Ball liegt bei Euch in Sachen Kundenbeziehung. 🙂

      Ich bin aber sehr offen für ein Angebot der Buchhändler: Wenn Ihr mir eine entsprechende monatliche Summe überweist, verlinke ich auf … whatever.

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