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Katharina Höhnk

Kochbuch von Noor Murad & Yotam Ottolenghi: Ottlenghi Test Kitchen – Shelf Love ★★★★

Ottolenghi Test Kitchen: Shelf Love – Neue Rezepte aus der Speisekammer, Noor Murad & Yotam Ottolenghi, Fotos: Elena Heatherwick, Dorling Kindersley Verlag (2021)

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Maria Gütig

Von

Von wegen: Viele Köch:innen verderben den Brei! Yotam Ottolenghis Kochkosmos lebt von den Ideen und dem Können seiner Testküchen-Crew. Und die stand im Frühjahr 2020 vor ihrer größten Herausforderung: (Über-)Leben, Kochen und Weitermachen in Zeiten von Corona. Dezentral wie digital. Und doch so reich im kulinarischen Austausch, dass daraus etwas neues Großes entstand …

Dieses Buch ist eine Premiere., denn es läutet auf 256 Seiten eine neue Ära für Yotam Ottolenghi ein. Der Bestseller-Kochbuchautor holt sein Team ins Rampenlicht und startet mit „Shelf Love“ eine rosa-orange Kochbuchserie: Die Ottolenghi Test Kitchen, kurz „OTK“.

In der Pandemie blieb die Zeit auf einmal stehen und alle – wirklich alle – blieben zwangsläufig zu Hause. So auch die Mitglieder seiner Ottolenghi-Testküche, die sich nun über den Globus verteilt in ihren heimischen Küchen wiederfanden und intensiv austauschten. Jede:r brachte Ideen und Rezepte aufs Tableau, die zeigten, wie man aus einfachen Zutaten, die eben gerade da waren, das Beste machte. Die Idee zur OTK-Reihe war geboren – und Yotam Ottolenghi beschreibt ihre Aufgabe wie folgt: „Fähigkeiten vermitteln und Probleme lösen“. Nicht nur in schwierigen Zeiten eine gute Sache.

Zum Weiterlesen

Noor Murad und Yotam Ottolenghi bei Instagram

Mehr von Yotam Ottolenghi bei Valentinas

Vom Eisfach bis zur Speisekammer

Dieses vor praktischen Tipps fast triefende handliche Buch schafft das durch Profikniffe, die in Step-by-Step-Anleitungen den Weg zum perfekten Gericht zeigen, und indem es viele Alternativen schon in der Zubereitung und Beschreibung aufzeigt. Damit es möglich bleibt, „auf die ganz unterschiedlichen Voraussetzungen in Ihrer Küche zu Hause einzugehen“.

Die neuen Rezepte aus der Speisekammer bleiben dabei flexibel und alltagstauglich und kommen quasi immer mit einem Wow-Effekt um die Ecke. In Form von Extrasaucen wie z. B. Chermoula, einem krossen Topping wie gebackenen Süßkartoffelschalen oder einer schnell gepickelten Zwiebel für das knackig-saure Finish.

Neben Ottolenghi zeigt sich seine Küchenchefin Noor Murad (Foto links, ganz rechts) federführend für das neue Kochbuch, das sich in die Kapitel: „Im obersten Regal, ganz weit hinten“, „Die Gemüseküche“, „Und wer macht den Abwasch?“, „Kühlschrank-Razzia“ und „Das Eisfach ist Ihr Freund“ unterteilt. Wer lieber nach Zutatenkategorien schaut, klappt die erste, rosa Seite des Buches auf und stöbert alternativ durch die Auflistungen „Gläser & Dosen“, „Gewürze“, „Getreide & Hülsenfrüchte“, „Zum Backen“, „Gemüsekiste“, „Fleisch, Fisch & Milchprodukte“, „Nüsse & Samen“ und findet köstliche Vorschläge für Miso, Fenchel, Lamm, Ricotta oder Sesam.

Einfach kochen – Ottolenghi-Style

Neben dem „Einfach kochen“-Versprechen trägt das Buch auch den „Ottolenghi-Style“-Stempel. Und der zeigt sich ganz stark in Lieblingszutaten, die gefühlt in jedem zweiten Gericht verarbeitet werden. Da hätten wir frischen Koriander, Chili, Cheddar, griechischen Joghurt, Tahin und Kichererbsen in allen Varianten inklusive ihrem Mehl. Nachdem in den Vorgänger-Kochbüchern mal der schwarze Knoblauch, mal die eingelegte Zitrone Hauptdarsteller:in war, stehen für den OTK-Start schwarze Limetten und Kardamomkapseln (Wo stand noch gleich der Mörser?) im Rampenlicht. Und tatsächlich verleihen Letztere etwa dem „traumhaften Kokoskuchen“, der den Namen verdient trägt, seinen finalen Oha-Schliff.

Das Team:

„Diejenigen, die uns kennen, werden Ihnen sagen, dass Yotam Ottolenghi und seine Testküchen-Kollegen ein exzentrischer Haufen sind, und jeder bringt seine Geschichte mit. Und deshalb lässt sich die OTK auch nicht auf eine Stimme reduzieren. Hier spiegelt sich das Kommen und Gehen von Köchen und Autoren, von Food-Stylisten und Fotografen, von Sommeliers und vielen anderen Talenten in der Branche, und jeder hinterlässt seinen Fingerabdruck.“

Generell münden die Rezepte oft in recht üppigen Aromabomben. Beispiel gefällig? Allein für die konfierten Tandoori-Kichererbsen landen drei verschiedene Chilisorten, elf Knoblauchzehen, 30 Gramm Ingwer und 200 Milliliter Olivenöl im Bräter – die diversen Gewürze noch nicht mit aufgezählt. In dem Fall muss man vom Ergebnis dann auch alles mögen und sich auf die Intensität einstellen. Grad bei Kindern oder harmlosen Essern geht das auch mal schief. Dafür entschädigen allerdings andere Geschichten wie die Süßkartoffel-Shakshuka, bei der die Srirachabutter und die gehackten Korianderblätter separat gereicht oder bei Bedarf einfach weggelassen werden.

Zu diesen Freiheiten fordert das Buch geradezu heraus, wenn der „Mehr Möglichkeiten“-Kasten (der fast bei allen Rezepten dabei steht) verrät, dass auch die Tomatensauce aus dem Glas passt, wenn die Zeit knapp ist, oder Zucchini und Paprika problemlos die Aubergine ersetzen. Ein paar freie Zeilen lassen darüber hinaus noch Platz für eigene Ideen und Anmerkungen.

Aus der Not geboren startet die Ottolenghi Test Kitchen wirklich vielversprechend – und dazu noch mit dem so bezaubernden Wortspielnamen „Shelf Love“ – in ein neues Kochbuch-Kapitel. Bevor Yotam Ottolenghi Gefahr läuft, sich mit dem x-ten Buch zu wiederholen, darf das Team in die Frontrow. Seine 90 „unwiderstehlichen Gerichte(n) mit alltäglichen Zutaten“ halten, was sie versprechen, und machen definitiv Appetit auf mehr …

Veröffentlicht im April 2022

4 Kommentare

  1. Katharina

    Klasse! Vielen Dank für eure Einschätzungen. Das freut mich richtig. Fast eine Kontroverse! Herzlichst Katharina

    • Stefanie

      Ach naja. Kontrovers wäre, wenn die Rezensentin 2 Sterne vergeben hätte 😉 Aber trotzem spannend, was andere über die eigenen Lieblingskochbücher denken!

  2. Natalia

    Ich finde auch, das Buch hätte 5 Sterne verdient. Es hat mein Horizont erweitert, mich auf andere Ideen gebracht und für einige Geschmacksexplosionen gesorgt. Klar, ganz familientauglich sind die Rezepte nicht. Aber wir haben schon bei einigen Kochabenden mit Freunden daraus gekocht. So sind die Meinungen halt unterschiedlich… Das Einzige, was ich an dem Buch befremdlich finde, dass im Editoral-Text von Kollegen (m) die Rede ist, obwohl auf dem Foto nur ein einziger Mann abgebildet ist. Da hätte man ruhig bei der Übersetzung die weibliche Form wählen können 😉

  3. Stefanie

    What? Nur vier Sterne für dieses fantastische Kochbuch? Ich bin ja zugegebenermaßen Ottolenghi-Fan und mag manche seiner Kochbücher mehr, manche etwas weniger, aber das hier gehört definitiv zu den Besten. Gerade wegen des „Make it your own“ Ansatzes! Die genannten confierten Kichererbsen z.B. schmecken auch ganz ohne Chili (und dann auch Kindern), die schwarze-Limetten-Spieße (die ich ungefähr einmal im Monat mache) funktionieren mit jeder Art Fleisch, und wenn man ein bisschen was vom Kochen versteht, kann man die Rezepte auch weit über die Vorschläge hinaus abwandeln. Je nachdem, was halt grad so im Regal, Kühlschrank oder Tiefkühler ist ;-). Fünf Sterne von mir!

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