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Katharina Höhnk

Kochbuch von Nina Hemmen: Kochen was bleibt ★★★★★

Kochen was bleibt, Nina Hemmen, Fotos: Mario Güldenhaupt, Selbstverlag (2020)

Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Julia Eckl-Dorna

Von

Die Berlinerin Nina Hemmen versammelt in ihrem ersten Kochbuch Kochen was bleibt Gerichte, die bei ihren Gästen und Freunden den größten Erfolg hatten. Selten habe ich eine Rezeptsammlung in den Händen gehalten, die Raffinesse und Simplizität so gelungen zusammen bringt. Gäbe es bei Valentina mehr als 5 Sterne – diese Neuerscheinung hätte sie verdient.

Nina Hemmen (Foto links) ist Gastgeberin aus Leidenschaft. Ihr Kochbuch, das im Selbstverlag erschienen ist, ist eine Sammlung von Rezepten ihres Lebens. Gegliedert hat sie es eben auch deshalb nach kulinarisch prägenden Lebensabschnitten: Münster, wo sie ihre Kindheit und Jugend verbrachte und die ersten Kochversuche startete; Wandlitz vor den Toren Berlins, wo sie ihre eigene Kochschule betrieb; aber auch die Kochschule Ballymaloe, wo sie eine dreimonatige Ausbildung absolvierte und ihre Liebe zu Lebensmitteln von guter Qualität und Nachhaltigkeit entdeckte; und schließlich Berlin, dessen kulinarische Vielseitigkeit sie schätzt. Diese Stationen setzen für den Leser einen persönlichen Rahmen, der Spannung erzeugt nicht anders als bei einer Biografie.

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Eine Fülle an kulinarischer Inspiration

Auf dem Cover lädt die mit Einkaufstüte lässig an eine Tür gelehnte Autorin zunächst aber mit gewinnendem Lächeln ein, einzutreten. Schlägt man das Buch auf, erwartet den Leser eine Fülle an übersichtlich gestalteten Rezepten. Alle so ansprechend, dass ich nicht weiß, wo ich beginnen soll. Der erste Gedanke: eine Sammlung mit Best-of-Rezepten, die eigentlich jeder liebt oder schon immer zubereiten wollte.

Ich lasse mich daher erst einmal auf einen Streifzug entlang der Lebensstationen ein und entdecke überraschend Parallelen. Ich finde vergessene Speisen meiner Kindheit wieder und schwelge in Gerichten meiner Studienzeit in England, wo ich in den Pubs auf dem Land fantastisches Essen genossen habe.

Jedes Rezept beginnt mit einem einführenden Text, der mehr darüber erzählt. Die Fotos sind gekonnt in Szene gesetzt und so ansprechend, dass sich meine Kinder darum reißen, die Rezepte zum Nachkochen auszusuchen.

Ein Streifzug von Irland bis Asien

Als Erstes probiere ich das „Opa-Brot“ aus Sympathie für den liebevollen Namen, der zugleich eine Referenz an den Vater der Autorin ist. Es wird u. a. aus Dinkelvollkornmehl und Hefe zubereitet. Normalerweise bin ich mit meinen Sauerteigbroten immer einen guten Tag beschäftigt. Dieses Brot ist im Handumdrehen zusammengemischt und muss dann – ohne jegliche Gehzeit – nur zwei Stunden backen. Ich war skeptisch, wie es schmecken würde. Das Ergebnis war verblüffend: geschmacklich dank diverser Kerne und Schwarzkümmel vielschichtig, knusprig und reichhaltig. Mittlerweile ist es zu einem meiner „Standardbrote“ geworden, wenn es schnell gehen muss.

Das Chili con Carne benötigt zwar etwas Zeit, ist aber mit Kichererbsen, dunkler Schokolade und Joghurt ein Volltreffer. Die Scones sind fluffig und mit dem Rhabarber-Erdbeer-Frischkäse ein perfektes Sonntagsfrühstück. Und auch Hemmens Kreationen Erdnuss-Zitronengras-Sauce und Thai-Dip zu den asiatischen Frühlingsrollen stellen viele bisher zu dem Thema ausprobierte Rezepte in den Schatten. Ein Geheimtipp sind übrigens die Blaubeer-Pancakes: Die leichte Säure der Buttermilch wird vom Frischkäse gut aufgefangen und sie sind extrem luftig.

Nina Hemmen über sich selbst:

„Müsste ich mich mit einem Wort beschreiben, wäre es das der Gastgeberin.“

Nina Hemmen fühlt sich kulinarisch in den verschiedensten Regionen der Welt wohl. Dabei ist Fusion aber nicht ihr Thema, sondern die besten Versionen von Klassikern und besonderen Rezepten.

Auffallend und eben auch beeindruckend ist dabei, dass die Rezepte mit wenigen Zutaten auskommen, aber diese gekonnt eingesetzt werden. Das liegt oft  an der handwerklichen Ausgereiftheit. Ein Nachwürzen oder Nachhelfen ist meinerseits nicht einmal nötig gewesen. Meine anfängliche Annahme, dass die Gastgeberin vor allem aufwendige Rezepte präsentiert, bewahrheitet sich dabei nicht. Fast ist das Gegenteil der Fall: Auch dank der kurzen Beschreibungen ist das Kochbuch ideal nach einem langen Arbeitstag. Genauso winken aber für das Frühstück viele Ideen.

Einziger Kritikpunkt ist der Mangel eines Registers. Um ein Rezept wiederzufinden, muss man stets das ganze Inhaltsverzeichnis durchschauen, das, wie eingangs erwähnt, nach Lebensabschnitten, jedoch nicht nach Speisefolgen gegliedert ist. Auch hätte ein weiteres Lektorat manchen Querverweis korrekt gesetzt bzw. Angaben ergänzt.

Mich hat das aber nicht gehindert, so viele Rezepte wie noch nie im Rahmen einer Rezension auszuprobieren – ganze 20 sind es geworden. (Der Kürze zuliebe führe ich sie hier nicht alle auf.) Selten hat ein Kochbuch auch bei meiner Familie so einstimmigen Zuspruch erhalten: wegen seiner Praktikabilität und kompromisslosen Qualität im Ergebnis. Es ist das erklärte Lieblingskochbuch meines Sohnes geworden.

Der Titel der Rezeptsammlung – Kochen was bleibt – ist hier wörtlich und wahrhaftig zu nehmen. Autorin Nina Hemmen präsentiert in ihrem im Selbstverlag publizierten Kochbuch eine inspirierende Auswahl ausgereifter Rezepte auf den Punkt gebracht. Sie vereinen, was nur selten zusammenpasst: Einfachheit und Raffinesse. Es ist ein Kochbuch voller Inspiration, das mich jeden Tag aufs Neue begeistert.

Veröffentlicht im August 2021

9 Kommentare

  1. Edda

    Ich habe bisher kein Kochbuch bewertet, aber dieses ist es mehr als wert. Das Buch ist wie das Vermächtnis von Muttis besten Rezepten, die zum großen Teil auch bei mir Kindheits-und Jugenderinnerungen wecken. Ich habe noch nie aus einem Kochbuch so viele Rezepte nachgekocht und war neugierig noch mehr zu probieren. Die Rezepte sind einfach rund und lecker und allesamt ohne irgendwelche exotischen Zutaten. Das ist die wirkliche Kunst. Danke Nina Hemmen für dein wirklich tolles Buch. Das einzige was mir fehlt ist ein zusätzlich alphabetisches Register.

    • Katharina

      Liebe Edda! Danke für die Rückmeldungen. Das leite ich auch an die Autorin und Julia, die das Buch hier vorgestellt hat. Herzlichst Katharina

    • Nina

      Liebe Edda,
      du glaubst gar nicht, wie ich mich über deinen so motivierenden und wertschätzenden Kommentar von dir gefreut habe. Es ist genau das, was ich mit dem Kochbuch erreichen wollte. Tausend Dank und weiterhin viel Freude mit meinem Kochbuch.
      Liebste Grüße Nina

  2. Anna

    Bin begeistert! Selten haben mich in einem Kochbuch auf Anhieb so viele Rezepte angesprochen. Ein weiteres Lektorat hätte dem Buch allerdings tatsächlich gut getan; bereits beim ersten Durchblättern sind mir (wie auch von der Rezensentin erwähnt) einige Unstimmigkeiten in den Rezeptbeschreibungen und falsche Querverweise aufgefallen. Das war ein kleines bisschen enttäuschend. Die Autorin hat aber dankenswerterweise ein Korrekturverzeichnis als Beiblatt hinzugefügt. Abgesehen von den redaktionellen Mängeln ein ganz großartiges Buch, durch das ich mich Stück für Stück „durchschmökere“. Vielen Dank für die tolle Empfehlung!

    • Katharina

      Liebe Anna, das freut uns. Es ist immer schön zu wissen, dass die Einschätzung geteilt wird. Herzlichst Katharina

    • Nina

      Liebe Anna,

      danke für dein Feedback.
      Leider ist uns das ebenfalls sehr schnell aufgefallen. Ein guter Grund für eine neue Auflage, vielleicht.
      Wie schön, dass es dir trotzdem gefällt. Weiterhin viel Freude beim Kochen und Genießen.

  3. Birgid

    Betr. Verlosung

    Himmel und Erde mit Blutwurst, erst gestern wieder gekocht.

  4. Alexandra

    Jetzt ärger ich mich das ich das Buch vorhin nicht angeschaut habe. Ich denke ich muß morgen nochmal zum Buchladen und es kaufen! 🎉
    Sonnige Grüße Alexandra 😁

    • Katharina

      Oh, es lohnt sich wirklich. Liegt es bei dir im Buchladen sogar aus? Das ist ja toll. Herzlichst Katharina

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