Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Keine Frage, bei griechischer Küche denkt man zunächst an feiste Fleischplatten, Zaziki und einen Ouzo für die Verdauung. Und weniger an vegetarische oder gar vegane Gerichte. Dass das nicht zwangsläufig so sein muss, zeigt uns ein neues Kochbuch: „Tante Poppis Küche“.
Tante Poppi, eigentlich Theopoula Kechagia (Foto unten, li.), ist mit zwölf Jahren als Kind von sogenannten Gastarbeitern nach Deutschland gekommen. Das Essen und Kochen – auch als Inbegriff von Heimat und Zusammenhalt – spielte in ihrem Leben und auch dem Leben ihrer Nichte Niko (Nikoletta Bousdoukou, Foto unten, re.), Autorin des vorliegenden Buches, immer eine zentrale Rolle – privat und später auch beruflich.
Nach verschiedenen Stationen – sie leiteten zusammen das Cafe „eßkultur“ im Jüdischen Museum in Berlin – arbeiten und leben die beiden nun zusammen (die eine mit Kind und Kegel im Vorder-, die andere im Hinterhaus). „Tante Poppis Küche“ ist ein Kochbuch, erzählt aber auch von der besonderen Beziehung zwischen zwei Menschen. Es geht nicht nur um Rezepte, sondern ebenso um ein Stück Familiengeschichte, in der das Essen für den Zusammenhalt der Familie eine große Rolle spielt.
Einkaufen in Berlin-Neukölln, gedanken an die Heimat
Die Autorin verzichtet auf einen folkloristischen oder idealisierenden Blick, sondern bleibt authentisch und einfach sympathisch. Das nimmt mich sofort für Poppis Küche – einem übrigens auch optisch sehr schönen Buch – ein. Den Einband mit den stilisierten Olivenzweigen finde ich absolut gelungen!
Zum Weiterlesen
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Mehr Kochbücher zur griechischen Küche bei Valentinas
Und schon beim ersten Durchblättern klebe ich ein Post-It nach dem anderen ins Buch. Draußen ist es knalleheiß und die griechische Küche passt für mich einfach zu Sommer, Hitze und Ferien. Das Kochbuch ist – auch ohne Fleisch – klassisch unterteilt in: Meze, Suppen & Eintöpfe, Hauptgerichte, Pites & Brote und Süßes. Unterbrochen von kleinen Erzählpassagen über Tante Poppi und ihr Leben, dem Einkaufen in Neukölln oder Gedanken zu Heimat und Familie. Fotografiert wurden die Gerichte – wie kann es anders sein – von einer Freundin der Familie. Es sind Foodbilder, die, wie ich glaube, Poppis Küche gut widerspiegeln: sehr appetitlich und dennoch nachkochbar.
Wir starten gleich mit einem „griechischen Abend“, denn die Rezepte lassen sich prima miteinander kombinieren: Es gibt gebratene Zucchini, Zaziki (natürlich) und Rote-Bete-Walnuss-Salat. Alles ist köstlich, besonders der Rote-Bete-Salat hat es mir angetan. Dabei kommen nur wenige Zutaten hinein. Aber die Kombination von Balsamico, Knoblauch und Petersilie passt einfach! Und so geht es munter weiter. Die meisten Gerichte sind schnell gekocht. Oft habe ich die nötigen Zutaten sowieso schon zu Hause. Überhaupt sind die Zutatenlisten übersichtlich, die Rezepte sind kurz, prägnant und gelingsicher beschrieben.
Vorher mit Pfeffer gewürzt!
Interessant finde ich, dass Tante Poppi die Salate immer vorher mit Pfeffer würzt, also bevor das Dressing in den Salat kommt. Auch die Verwendung von Maronen hätte ich jetzt nicht unbedingt der griechischen Küche zugeschrieben. Poppi packt sie sogar zum Backofengemüse oder fügt sie in die Fülle von Paprikaschoten oder Kohlrouladen.
Natürlich koche ich auch das griechische Nationalgericht „Mousakas“ nach. Statt Fleisch wird hier feines Sojagranulat genommen. Darauf war ich sehr gespannt. Der Auflauf ist sehr lecker, Fleisch habe ich keines vermisst. Aber es ist ganz schön zeitintensiv, denn jede Kartoffel-, Zucchini- und Auberginenscheibe wird einzeln beidseitig angebraten. Das schmeckt natürlich, ist aber dadurch auch ganz schön üppig. Und ich denke danach, so einen Ouzo kann man eigentlich auch ganz gut mal ohne Fleisch trinken.
Auch für routinierte Köchinnen?
Einen kleinen Einwand möchte ich nicht unerwähnt lassen: Versierte Köchinnen dürften das eine oder andere Rezept kennen oder gar schon im Repertoire haben, wie Wassermelone mit Feta, griechischer Joghurt mit Honig und Walnüssen oder Zaziki. Aber ich persönlich finde, selbst dann kann „Poppis Küche“ als Inspirationsquelle dienen – und schön ist das Buch allemal.
Für mich steht „Tante Poppis Küche“ für echtes Wohlfühlessen, das schnell von der Hand geht und sich prima kombinieren lässt. Es sind Gerichte, die zumindest ich eigentlich immer essen könnte. Und mir gefällt auch das, was zwischen den Zeilen steht: Essen ist mehr als nur Nahrung, es verbindet im Idealfall, kann Heimat sein und ist immer auch ein Stück Lebensfreude. Ich zumindest freue mich nun auf den Herbst, denn dann werde ich mich Poppis Suppen und Eintöpfen zuwenden.
Veröffentlicht im Dezember 2020
Schade, dass die nachgekochten Rezepte nicht verlinkt sind, ich bin zufällig über „Rezept von Theopoula Kechagia: Rote-Bete-Walnuss-Salat“ gestolpert und war auf der Suche nach „mehr“!
Ups, danke für den Hinweis. Jetzt ist der Salat verlinkt. Die Rezepte Nummer zwei und drei kommen erst im Sommer dazu, da echte Sommerrezepte. Liebe Grüße!
Oh, da kommt Vorfreude auf 🙂 in der Zwischenzeit habe ich mir mit der Leseprobe weitergeholfen!