Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
„Shiok“ sagt man in Singapur, wenn etwas besonders gut schmeckt – ein ansprechender Titel für ein Kochbuch über eine Region, in die ich bei meinen Reisen bisher leider noch nicht vorgedrungen bin. Umso mehr freue ich mich auf einen kulinarischen Streifzug durch den kleinsten Staat Südostasiens mit der bekannten Reise- und Foodbloggerin Nicole Stich.
Singapur ist auf Platz vier der meistbesuchten Städte der Welt und ein Schmelztiegel der Kulturen. Hier kommt ein Mix aus den Einflüssen der chinesischen, malaysischen, indischen, thailändischen, indonesischen und japanischen Küche zusammen und ergibt ein neues, spannendes kulinarisches Bild.
Dieser kleine Inselstaat hat auch das Herz der Autorin Nicole Stich (Foto links), einer Foodbloggerin der ersten Stunde, erobert. 2009 wurde ihr Blog delicious days vom Times Magazine unter die 50 besten Foodblogs gewählt. In den letzten Jahren stellte sie aber das Bloggen aufgrund anderer Tätigkeiten wie Reise- und Foodfotografie sowie Restaurantberatung weitgehend ein.
Dem Verfassen von Kochbüchern ist sie jedoch glücklicherweise treu geblieben. In ihrem Vorwort erwähnt sie, mit wie viel Begeisterung das Essen in Singapur zelebriert und diskutiert wird. Diese Begeisterung übertrug sich bereits beim ersten Durchblättern des Buchs prompt auf mich.
So authentisch wie möglich, so alltagstauglich wie nötig
Das Vorwort, die Einführung und das Glossar sind relativ kurz gehalten, dafür werden jedem Rezept ein paar einleitende Sätzen vorangestellt. Diese bringen die (Ess-)Kultur des Landes und auch oft die Zubereitung oder Herkunft des Gerichts in sympathischen Anekdoten näher. Der Rezeptaufbau ist äußerst alltagstauglich – die Zutatenlisten sind sehr übersichtlich geordnet und relativ kurz, die Zubereitungszeiten auf den ersten Blick klar (und passen immer gut).
Die Fotos der Rezepte sind so ansprechend, dass man sofort loskochen will. Allerdings muss ich der Ehrlichkeit halber zugeben, dass meine Endprodukte nicht immer so schön wie die Fotos waren. Immer wieder sind Doppelseiten mit Erläuterungen zu Allgemeinthemen wie Stir-Fry oder Reiszubereitung sowie Bilder von Singapur eingestreut. Gerade für noch nicht so asienerprobte Köche sind die Kommentare und Tipps sehr hilfreich. Auch der farbliche Code der Kapitel macht eine Orientierung im Kochbuch einfach und angenehm. Authentizität ist der Autorin ein Anliegen, daher empfiehlt sich, bevor man loslegt, auf jeden Fall der Besuch eines gut sortierten Asialadens.
Von selbst gemachtem indischen Frischkäse bis Matcha-Kokos-Eis
Nicole Stich widmet neben üblichen Themen wie „Nudeln, Reis und Gemüse“ oder „Fisch und Fleisch“ auch – für asiatische Kochbücher eher ungewöhnlich – zwei längere Kapitel dem Thema „Süßes und Gebackenes“ sowie „Basics“. In Letzterem lernt man neben der Pickle-Zubereitung auch, wie Reisnudeln und Teigblätter für Gyozas oder indischer Frischkäse selbst zubereitet werden können.
Da ich eine Schwäche für asiatische Teigtaschen habe, beginne ich meine Entdeckungsreise mit den „Pork Buns“ und der „Spicy Wan Tan Bowl“ und bin von deren geschmacklicher Vielschichtigkeit und Ausgewogenheit begeistert.
Das setzt sich fort: Manche Rezepte wie die „Miso-Ramen mit angeknuspertem Schweinefleisch“ sind vielleicht nichts für die schlanke Linie und die schnelle Küche, aber dafür umso mehr für den Umami-Geschmack und zufriedene Gesichter.
Zum Weiterlesen
Leseprobe beim Verlag
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Bei wenigen Gerichten, wie zum Beispiel bei den „Gebratenen Reisnudeln“, kann das Kochbuch mich nicht überzeugen. Hier dominierte der Geschmack der verschiedenen Würzsaucen aus meiner Sicht zu sehr. Enttäuschungen sind bei den Rezepten jedoch die Ausnahme, der Standard ist beglückend hoch. So werde ich das Kochbuch sicher noch häufiger zu Rate ziehen, wenn mich an einem Wochentag die Lust auf asiatische Küche überkommt. Denn was das Kochbuch neben den (für asiatische Speisen) relativ kurzen Zutatenlisten auszeichnet, ist die Übersichtlichkeit, Verlässlichkeit und rasche Zubereitung der meisten Speisen.
Nicole Stich überzeugt in ihrem neuen, durchdacht vielschichtigen Kochbuch mit wunderbar alltagstauglichen und authentischen Rezepten. Die Gerichte sind geschmacklich sehr ausgewogen. Neben Currys, Teigtaschen und Tintenfischringen mit Frühstücksflocken gibt es auch viele Möglichkeiten, in die Dessertküche des Melting Pot Singapur einzutauchen. Shiok!
Veröffentlicht im Dezember 2018
Am liebsten würde ich mir dieses Buch sofort kaufen… Hach.
Ja, meine Liste ist in diesem Jahr auch sehr lang. Hach!