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Katharina Höhnk

Kochbuch von Nicole Stich: Reisehunger ★★★★★

Reisehunger. Die besten Rezepte zwischen USA und Singapur, Nicole Stich, Fotos Nicole Stich & Oliver Seidel, GU Verlag (2015)

Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Dietmar Adam

Von

Wer als Feinschmecker in fremde Länder reist, schaut auch neugierig, was dort kulinarisch geboten wird. Und unterscheidet sich so von Touristen, die nach dem Motto, „was der Bauer nicht kennt …“ tunlichst alles Unbekannte meiden und sich im Extremfall von globalisiertem Fastfood, mitgenommenem Schwarzbrot und/oder Konserven ernähren. Nicole Stich wendet sich hingegen an aufgeschlossene Reisende mit Sinn für Wohlschmeckendes fernab der heimischen Küche.

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Bei ihrer kulinarischen Reise rund um die Welt macht die bekannte Foodbloggerin Nicole Stich (links ein Foto von ihr) in ihrem vierten Kochbuch Station in acht Ländern: USA, Portugal, Frankreich, Italien, Griechenland, Türkei, Dubai und Singapur. Über diese Auswahl könnte man vortrefflich streiten: sind sich griechische und türkische Küche nicht sehr ähnlich, was ist mit Indien, was mit China oder Japan? Insofern sehe ich in der Wahl von Singapur als asiatischem Schmelztiegel einen guten Kompromiss.

Fotos satt – von Speisen, Märkten, typischen Lebensmitteln

Gestalterisch überzeugt das Buch vom Cover bis zur letzten Seite. Obwohl das optische Konzept eher auf ein jüngeres Publikum zielen dürfte, werden auch ältere Semester mit dem etwas unruhigen Layout leben können. Die vielen Fotos finde ich sehr gelungen, wobei zu loben ist, dass jedes Rezept mit mindestens einem Foto illustriert ist. Und auch die sonstigen Bilder von Sehenswürdigkeiten, Märkten oder typischen Lebensmitteln schaffen eine stimmige Atmosphäre.

Schön dass Nicole Stich auch Vorschläge macht, was man an lokalen Schlemmereien aus dem Urlaub mit heim nehmen kann.

Weit entfernt von einer Best-of-Beliebigkeit

Gerne bin ich ihr auf ihrer Reiseroute gefolgt, wobei sich natürlich persönliche Vorlieben und Ressentiments bemerkbar machten. So ist mir trotz einiger Verlockungen die amerikanische Küche nicht näher gekommen, dafür waren auf den anderen Stationen die Wohlfühlmomente umso ausgeprägter.

Wenig überraschend entstand auf diese Weise eine im Vergleich zu anderen Kochbüchern immense Nachkochliste, die ich mit Freude zum großen Teil realisiert habe. Wobei auch eine Rolle spielte, dass die Autorin gekonnt die Schwierigkeit umschifft hat, in einer Best-of-Beliebigkeit nur Bekanntes abzuspulen.

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Ganz im Gegenteil stellt sie Gerichte vor, die zwar dem Typus der jeweiligen Landesküche entsprechen, aber wahrscheinlich noch nie auf einer Speisekarte standen. Meist sind das ganz einfache Kreationen wie ihr „Börek freestyle“, die Spaghetti-Frittata oder der überbackene Feta, die mit wenigen Zutaten schnell zubereitet werden können. Aber natürlich kommen auch bekanntere Gerichte nicht zu kurz, erwähnt seien hier American Cheesecake, Caponata, Flammkuchen und Fougasse, geschmortes Lamm und glasierte Ente.

Aber selbst wenn es sich um etwas derart Banales wie Fleischbällchen handelt, findet Nicole Stich doch einen extra Kick – in diesem Fall sorgen Datteln und Garam Masala für einen orientalischen Touch und die Idee, die Bällchen am Schluss in geschmolzener Aprikosenmarmelade zu glasieren, beim Schreiber dieser Zeilen zu nachhaltigem Entzücken.

Keine Angst vor fremden Speisen!

Überhaupt dürften die allermeisten Rezepte selbst Anfänger nicht schrecken, zumal die Anleitungen präzise, anschaulich und übersichtlich sind und für die Zutaten nur selten exotische Spezialitätenläden ausfindig gemacht werden müssen.

Die Rezeptangaben sind ausführlich: Wer will, kann die angegebenen Kochzeiten überprüfen oder sich überlegen, ob die genannte Kalorienzahl noch akzeptabel ist. Sollte letzteres verneint werden, bieten sich diverse Salate an, die etwas schüchtern nur den halben Platz der anderen Rezepte einnehmen dürfen.

Begeistert kann ich abschließend dem Motto zustimmen: I will travel for food. Auch wenn die Erfahrungen einer eigenen Reise durch nichts zu ersetzen sind, bietet doch dieses Buch viele Anregungen, sich die Fremde ins eigene Heim zu holen und sich mit allen Sinnen auf eine kulinarische Weltreise zu begeben.

Veröffentlicht im August 2015

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