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Katharina Höhnk

Kochbuch von Nadine Horn & Jörg Meyer: Vegan grillen kann jeder ★★★

Vegan grillen kann jeder
Nadine Horn & Jörg Meyer
NeunZehn Verlag (2016)

Drei Sterne: Hat Stärken, aber überzeugt nicht ganz.

Sabine Cikic

Von

Ob Gemüse, Würstchen, Steaks und Spieße, oder sogar Pizza und Gemüsechili – kann man alles vegan grillen, und: jeder kann das – behaupten zumindest Nadine Horn und Jörg Mayer.

Grillen – nicht nur im Sommer – gehörte in unserer Familie schon immer dazu. Neben den obligatorischen Nackensteaks waren Wurstschnecken für die Kids Pflicht. Ab und an gönnten sich die Erwachsenen auch mal gegrillte Seezunge o. ä., davon wurde dann noch lange und ausdauernd geschwärmt. Die Zeiten haben sich geändert und schon lange landen vor allem Tofusteaks und Gemüse-Allerlei auf meinem Grill. Wann ich zuletzt eine Bratwurstschnecke verdrückt habe? Daran kann ich mich ehrlich nicht erinnern.

Nadine Horn und Jörg Mayer, das Berliner Blogger-Pärchen hinter eat this!, wollen nun also allen zeigen, dass man sogar ausschließlich vegan grillen und glücklich satt werden kann. Dem stimme ich ja generell sowieso zu, und so freue ich mich also auf den Neuzugang in meiner Küche.

Grillen – das neue Lifestyle-Hobby?

Nach dem Studium der ersten 25 Seiten bin ich ein bisschen eingeschüchtert. Ich lerne, dass man ohne einen Kugelgrill, also einen Grill, der über einen Deckel verfügt, quasi gar nicht leben kann. Ich besitze zwar drei Grills, darunter einen sehr großen Schwenkgrill, der immer wieder prima Dienste leistet, wenn viele Gäste erwartet werden – aber ein Kugelgrill ist eben nicht darunter. „Tief in die Tasche greifen musst du jedoch auch bei Kugelgrills nicht. Gute Einsteigermodelle mit einem Durchmesser von 47 cm gibt es ab etwa 130 €.“ Drei Absätze weiter lese ich, dass für zwei Personen 47 cm ausreichend sind.

Äh? Nein, ich werde nicht 130 € ausgeben, damit ich dann zu zweit (!) optimal grillen kann. Ich widme mich also dem Rezeptteil und denke, dass das schon irgendwie funktionieren wird mit meinen drei Grills. Nicht zuletzt erinnere ich mich, dass der kleinste der Grills zwar von uns meistens aufgeklappt verwendet wird, aber auch als Quasi-Kugelgrill mit nur einem Grillrost zusammengeklappt verwendet werden kann.

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Neben der Grillkunde erklären die Autoren (links ein Foto) auch noch ausführlich Grillwerkzeuge und andere nützliche Utensilien, die Grundlagen des Räucherns, Brennmaterialien, Hitzeverteilung im Grill und – auch nicht ganz unwichtig – wie man den Grill wieder anständig säubert.
Ran an die Buletten – äh: Tofuspieße.

Auch der Rezeptteil startet zunächst mit Erläuterungen. Konkret geht es darum, wie man verschiedene Gemüsesorten, Tofu, Seitan und Tempeh richtig vorbereitet und grillt. Die weiteren Kapitel heißen „Burger, Sandwiches & Bratlinge“, „Steaks, Würstchen & Spieße“, „Gemüse – gefüllt, geröstet & geschmort“, „Pizza, Wraps & Co.“, „Salate“, „Saucen“ und „Brot & mehr“.

Bereits beim Markieren der Rezepte beschleicht mich die Ahnung, dass das alles doch nicht so einfach werden wird. Da wird direkt und indirekt, mit und ohne Deckel gegrillt – und das häufig alles in einem Rezept. Nix mit Einfach-mal-auf-den-Grill-Werfen. Immer wieder werden in den Tipps Gerätschaften genannt, die das Grillen erleichtern sollen bzw. für das Rezept unabdingbar sind, wie z. B. ein Spießhalter für die Tandoori-Tofuspieße, eine gusseiserne Grillplatte für den Mega Bean Burger, Räucherbretter für die Saftige Riesenzwiebel oder ein Pizzastein für die Pizza Arrabiata.

Ich bin überhaupt irritiert über die versammelten Rezepte – ist das eigentlich wirklich ein Buch von einem deutschen Autorenpaar? Es könnte sich nämlich eigentlich auch um ein (halb) übersetztes amerikanisches Kochbuch handeln: „Craftbeer-Gemüsechili aus dem Dutch Oven“, Portobellos, Kale, „Grilled Veggie Sub“, „Pulled-Pilz-Sandwich“, „Grilled Cheese Sandwich“, „Hasselback-Kartoffeln“, „Deep Dish Pies“, „Cashew Sour Cream“ oder „Pull Apart Bread“ usw.

Und der Praxistest?

Von den elf nachgekochten Rezepten würden wir eigentlich nur zwei wiederholen wollen, bei den meisten waren wir entweder vom Handling während des Grillens oder dem geschmacklichen Ergebnis nicht richtig überzeugt. So waren die Bananen-Patties zwar sehr lecker, aber quasi ungrillbar, weil viel zu weich. Das nächste Mal würde ich sie einfach auf einem Backblech in den Ofen schieben. Die Auberginen und auch die Kräuterseitlinge waren – wie befürchtet – ganz schrecklich zäh, letztere noch dazu viel zu sauer. Der Pak Choi zu salzig, die Tofusteaks London-Style zu süß. Der Szechuanpfeffer im Gurkensalat dafür richtig lecker, die Tandoori-Tofuspieße schön saftig und zusammen mit dem Gurke-Minz-Joghurt im Brot wirklich eine sehr gelungene Kombination, und die Rostbratwürstchen von hervorragender Konsistenz, lediglich bei der Würzung würden wir das nächste Mal variieren wollen.

Vegan grillen kann jeder ist ein Buch, aus dem ich einige nette Anregungen mitnehme, das aber wohl nur sehr amerikanophile LeserInnen mit entsprechender Grillausstattung glücklich machen dürfte.

Veröffentlicht im Juni 2017

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