Zwei Sterne: Begeisterung sieht anders aus.
Indisch ist meine bevorzugte Länderküche. Ich liebe die duftenden, vielschichtigen Speisen. Zwar koche ich leidenschaftlich gerne aus meiner Curry-Bibel von Madhur Jaffrey oder aus Atul Kochhars „Currys“. Die vielen Gewürze und Zutaten benötigen jedoch Vorbereitung, sodass das Kochen häufig auf das Wochenende fällt. Mit dem Kochbuch „Einfach indisch – Kochen mit 7 Zutaten“ von Monisha Bharadwaj – so meine Hoffnung – würde ich auch öfter unter der Woche Currys und Co. kochen.

Für komplizierte indische Gerichte mit einer langen Zutatenliste hätten die meisten Leute keine Zeit und Energie, weiß Monisha Bharadwaj (Foto links). Sie selbst habe nach einem langen Arbeitstag auch mal „keine Lust“ auf das Kochen, gesteht die preisgekrönte Autorin, Food-Historikerin und gefragte Köchin aus London. Sie lege aber trotzdem Wert auf frisches und wohlschmeckendes Essen, das rasch zubereitet werden könne.
Darum gehe es ihr in Einfach indisch – Kochen mit 7 Zutaten. Was der Leser nicht zu erwarten habe: „In diesem Buch geht es nicht darum, traditionelle Rezepte auf wenige Zutaten herunterzubrechen, nur um etwas anders zu machen.“ So ganz treu bleibt sie dieser Aussage zwar nicht, denn ich entdecke auch klassisches Butterhähnchen und Tanduri-Hähnchen-Tikka in der Rezeptsammlung.
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Anders bei dem Konzept der sieben Zutaten: Als Bharadwaj die Einladung erhielt, das vorliegende Buch zu schreiben, habe sie sich für drei Grundzutaten – Sonnenblumenöl, Salz, Ingwer-Knoblauch-Paste sind es geworden – entschieden und für jedes Gericht nur maximal sieben weitere Komponenten verwenden dürfen. Daran hält sie sich. Sogar jeder Esslöffel Butter wird in der Zutatenliste aufgeführt.
Einfach?
Ihre Rezepte verteilt Bharadwaj auf die Kapitel Frisch, Tröstlich, Schnell, Herzhaft, One Pot, Vegan und Süßes. Dabei sind Hauptgerichte, Beilagen und Reis-Variationen. Die Autorin empfiehlt mitunter zur Begleitung ihrer Gerichte entsprechend einer indischen Tafel Salat und/oder Kartoffeln, Reis, Brot oder nur Joghurt. Die Auswahl wirkt etwas querbeet – von diesem und jenem etwas.
Die englische Originalausgabe heißt „Indian in 7: Delicious Indian recipes in 7 ingredients or fewer“, der deutsche Verlag hat daraus „Einfach indisch – Kochen mit 7 Zutaten“ gemacht“. Womit wir bei einem meiner Kritikpunkte sind: Ja, dem 7-Zutaten-Konzept bleibt die Autorin durchgängig treu, aber „einfach“ trifft auf die von mir probierten Gerichte nicht zu. Die Hauptzutaten werden getrennt von den Saucen und diese wiederum auch mal in mehreren Schritten zubereitet.

Bei meinen anderen indischen Kochbüchern kristallisiert sich meist ein Schema heraus, welches das Kochen intuitiver macht. Zuerst werden die Gewürze angeröstet oder zu einer Paste gemixt und angebraten. Danach fügt man die Hauptkomponenten wie Fleisch, Gemüse etc. hinzu, es folgen Kräuter oder Ähnliches. Liegt es daran, dass die Autorin teilweise dieses Schema durchbrach, was die Anleitung schwerfälliger macht? Beim Fischcurry werden Gewürze mit Zwiebel angebraten, dann im Mixer püriert, danach erneut Knoblauch-Ingwer angebraten, gefolgt vom Tamarindenmus und der vorbereiteten Mischung.
So erfordern auch die einzelnen Schritte für das Butterhähnchen – Fleisch marinieren, Fleisch im Ofen garen, Sauce zubereiten, Kondensmilch anrühren und zugeben usw. – durchaus meine volle Konzentration.
Und der Geschmack?
Umso gespannter bin ich aber auf das Geschmackserlebnis. Ja, das Butterhähnchen ist zart und bissfest. Aber leider fällt die bei indischem Essen hochgeschätzte Sauce mengenmäßig mager aus: vier Esslöffel Kondensmilch, 250 ml Wasser, sechs Esslöffel Tomatenmark und 1 Esslöffel Butter werden zu einer sämigen Sauce eingekocht. Sie fällt am Ende knapp aus im Verhältnis zu stattlichen 600 g Hähnchenbrust für vier Personen. Wäre es Take-away-Essen, hätte ich dem Lokal dafür nur eine mittelmäßige Bewertung hinterlassen. Auch den Wow-Effekt vermisse ich.
Monisha Bharadwaj:
„Die indische Küche ist, wie viele andere auch, nahtlos im 21. Jahrhundert angekommen und hat sich an die Bedürfnisse der Menschen angepasst, die leichter und gesünder essen wollen, damit es zu ihrem äußerst beschäftigten Lebensstil passt.“
Noch geiziger bei der Punktvergabe wäre ich beim Fischcurry mit Kokos und Pfeffer sowie der Aubergine süß-sauer gewesen. Beide haben für mich aufgrund der Tamarinde eine ähnlich dominant säuerliche Grundausrichtung und bleiben ansonsten blass. Verwendet hatte ich Tamarindenpaste*. Zwar empfiehlt Bharadwaj Tamarindenmus selber zu machen, aber „man kann auch ein Glas mit Tamarindenmus oder -paste kaufen.“ Das sei deutlich besser als Tamarindenextrakt im Glas, das zu säurehaltig sei. (Wobei mir weder auf dem deutschen noch englischen Markt ein Tamarindenextrakt für die Küche untergekommen ist.) Beim Frittieren der Auberginenstücke mit heißem, spritzendem Öl – damit sie zügig goldgelb werden – kam ich als Hobbyköchin nicht nur wegen der hohen Temperaturen ins Schwitzen, aber das ist natürlich nicht Monisha Bharadwaj anzulasten. „Einfach“ hat auch was mit Erfahrung zu tun.
Es bleibt die spannende Frage, ob die reduzierte Zutatenanzahl auch zulasten des Geschmacks der indischen Küche ging. Im Grunde lässt sich das mangels Vergleich nicht eindeutig sagen, aber bis auf den Limetten-Reis gelingt es keinem Rezept, auf meine Liste der „wieder zu kochenden Gerichte“ aufgenommen zu werden.
Das Kochbuch „Einfach indisch – Kochen mit 7 Zutaten“ weckt die Hoffnung, dass die indische sich in die Wochentagsküche einfügt und Selbstkochen eine Alternative zum Take-away ist. Die Autorin liegt mit ihrem Anspruch, indisches Essen alltagstauglicher zu machen, vollkommen richtig. Entgegen des Buchtitels empfand ich die Rezepte allerdings nicht als einfach und intuitiv in der Zubereitung. Auch den Spagat zwischen Zeitersparnis und Aromenvielfalt schafft das Kochbuch mit den von mir nachgekochten Rezepten leider nicht.
Veröffentlicht im Februar 2022
Sicher sind Geschmäcker verschieden und ich habe noch kein Gericht aus diesem Kochbuch ausprobiert. Aber es scheint, dass der deutsche Titel des Buches sehr irreführend ist, wenn die Gerichte doch nicht so „einfach“ zuzubereiten sind. Das kann man der Autorin ganz sicher nicht anlasten.
Liebe Fadja, völlig richtig: Das ist Entscheidung des deutschen Verlags. Ich bin gespannt auf Deine Rezepterlebnisse! Herzlichst Katharina