Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Thailändische Küche ist Exotik pur. Selbst wenn man wie ich noch nicht in diesem tropischen Paradies gewesen ist, vermitteln doch bereits die hiesigen Restaurants und Imbisse einen guten Eindruck von einer Küche, die einzigartig ist mit ihren außergewöhnlichen und geschmacksintensiven Zutaten.
Meo Kross (Foto unten) ist in Thailand aufgewachsen und hat dort schon früh kochen gelernt. Während ihre Eltern auf einer Plantage arbeiteten, hatte sie sich nicht nur um ihre jüngeren Geschwister zu kümmern, sondern auch für das leibliche Wohl der Familie zu sorgen. Später in Deutschland ließ sie sich zur Hotelfachfrau ausbilden und eröffnete in Berlin ein Thai-Restaurant sowie eine Kochschule.
Erschienen ist ihr Buch im Gräfe und Unzer Verlag, einem Giganten auf dem Kochbuchmarkt. Man merkt, dass hier alles bis zum letzten i-Tüpfelchen geplant und durchdacht ist. Die Anzahl der Seiten, der Fotos, der Aufbau, das Layout, alles irgendwie perfekt, und dann auch noch ein akzeptabler günstiger Preis. Alles paletti also? Schon, aber irgendwie fehlt mir bei aller Perfektion etwas das Individuelle, Überraschende, der persönliche Bezug zur Autorin.
Perfektion zu einem günstigen Preis
Die bereits erwähnte Perfektion fällt an vielen Stellen auf: die übersichtliche Seitengestaltung mit vielen Fotos, die einen guten Eindruck vermitteln, was mir bei exotischen Gerichten besonders wichtig ist. Zutaten, die in den Asia-Märkten relativ leicht zu bekommen sind. Nicht zu viele Zutaten und eine genaue, aber nicht zu ausufernde Beschreibung der Zubereitung. Penible Kalorienzähler werden mit genauen Angaben bedacht, und auch die Zubereitungsdauer war bei meinen Versuchen realistisch und nicht an Restaurantküchen mit ihren professionellen Möglichkeiten orientiert.
Auch das Register kann voll überzeugen. Beispiel: „Gebratene Bandnudeln mit Garnelen“ sind sowohl unter dem eigentlichen Titel, als auch unter den Stichwörtern Garnelen, Reisnudeln, Mungbohnensprossen, Rettich, Tofu und Eier, den wichtigsten Zutaten also, zu finden. Ein solch ausführliches Register funktioniert natürlich am besten bei einer nicht allzu großen Zahl an Rezepten. Hier sind es um die 70, da passt das gut.
Die fünf „Helden der Thai-Küche“
Zu Beginn werden die Top-5-Zutaten, die „Helden der Thai-Küche“ ins Spiel gebracht. Fischsauce, Koriandergrün, Zitronengras, Thai-Basilikum, Currypasten. Dann geht es ganz klassisch weiter: Salate & Snacks, Suppen & Currys, Hauptspeisen, Süßes. Vieles hat mich schon beim ersten Durchblättern animiert, in die Küche getrieben, um die Vorräte zu sondieren und eine Einkaufsliste zu schreiben. Nun bin ich kein Vegetarier – die kommen hier ein wenig kurz -, allerdings esse ich kein Geflügel; da ist es bedauerlich, dass der Anteil solcher Gerichte erstaunlich hoch ist. Nun ja, ich habe schon Erfahrung darin, solche Rezepte umzumodeln.
Positiv aufgefallen ist mir, dass die Autorin es dem Leser überlässt, fertige Pasten oder Saucen zu verwenden oder sie selbst herzustellen, was meist erstaunlich einfach geht. Und den Vorteil hat, dass man auf unerwünschte Zutaten wie etwa Geschmacksverstärker oder Konservierungsmittel verzichten kann. Diese Pasten aus eigener Herstellung sind ungemein aromatisch, allerdings auch wahrscheinlich nur kurz haltbar. Deswegen empfiehlt Meo Kross, sie portionsweise einzufrieren.
Gelungener Einblick in die Aromenvielfalt Thailands
Was gibt es Schöneres, als auf ein Gericht zu stoßen, das man erst vor Kurzem mit großem Genuss in einem Restaurant gegessen hat? In meinem Fall ist das der Mangosalat, der mich mit seiner feinen Balance von Säure und Süße, Fruchtigkeit und der Würze der Kräuter begeistert hat. Klar, dass der sofort auf die To-do-Liste kam.
Ebenso die Sommerrollen mit Tofu, sogar Tofu süßsauer, wobei meine Einstellung zu Tofu immer noch ziemlich ambivalent ist. Tofu taucht auch in den köstlichen Reisnudeln mit Kokossauce auf. Naja, ich sag mal so, er stört darin nicht direkt, aber ich hätte auch nichts dagegen, ihn ersatzlos aus dem Rezept zu streichen. Weglassen kann man ihn auch bei den gebratenen Reisbandnudeln mit Rindersteak, wo er als fleischlose Alternative vorgeschlagen wird. Ich habe hier einfach den Gemüseanteil (Brokkoli) entsprechend erhöht und war glücklich.
Die thailändische Küche wird hier zu einem äußerst fairen Preis kompetent und leicht umsetzbar vorgestellt. Es bietet einen perfekten Einstieg für Anfänger, die Länderküche mit seiner exotischen Aromenvielfalt authentisch kennenzulernen.
Veröffentlicht im Dezember 2020