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Katharina Höhnk

Kochbuch von Meike Peters: 365 ★★★★★

365 – Jeden Tag einfach
kochen und backen
Meike Peters
Prestel Verlag (2019)

Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Simone Brokmeier

Von

Kürzlich fragte mich mein erwachsener Sohn, wie man nur täglich wisse, was man kochen soll. Herzlich willkommen im Club, dachte ich. Diese Frage beschäftigt bereits Generationen. Dabei ist es paradox: Nie war die Auswahl an Lebensmitteln und Inspiration so groß, doch trotzdem ist die Frage nicht kleiner geworden.

Und dann fiel mein Blick auf das Kochbuch „365 – Jeden Tag einfach kochen und backen“ von Meike Peters. Bingo, sagte ich, das könnte etwas für mich und ihn sein: erst für die Rezensentin und dann zur Unterstützung für meinen Sohn, der sich gerade ans Werk des täglichen Kochens macht.

Kochbuchautorin Meike Peters

Meike Peters (Foto links) ist eine interessante Autorin und Food-Fotografin. Ihre Heimat ist Berlin und Malta. Sie ist eine der wenigen deutschsprachigen Foodautoren, die in den USA und in Deutschland bekannt sind. Ausgangspunkt ist ihr englischsprachiger Blog „eat in my kitchen“. Ihr erstes gleichnamiges Kochbuch wurde in Amerika mit dem renommierten James Beard Award ausgezeichnet. Ihre Neuerscheinung schaffte es sogar auf die New-York-Times-Liste der 13 besten Kochbücher im Herbst 2019.

In vielen Küchen zuhause

In Deutschland hat der Prestel Verlag das Kochbuch publiziert. Es fügt sich ein in eine lose Verlagsreihe zu verschiedensten Themen unter dem Motto 365: Kunstgenuss, Gartenglück, Sexstellungen und Impressionen. „365 – Jeden Tag einfach kochen und backen“ ergänzt diese um den Genuss. Es wiegt 1,5 kg und fasst 445 Seiten. Das ist enorm. Während in der Regel ein Kochbuch 60–100 Rezepte präsentiert, sind es hier dreihundertfünfsechzig. Die Anzahl erklärt sicher auch, dass viele, aber nicht alle Rezepte bebildert sind. Die Foodfotos, für die die Autorin verantwortlich ist, sind dabei elegant und appetitanregend, wie zum Beispiel der prächtig-fluffige Germknödel auf weißem Keramikteller mit blauem Rand, bei dem die dickflüssige Vanillesauce gerade herunterläuft. Die Gabel liegt bereit. Das liegt sie häufig im Haushalt von Meike Peters, nehme ich an.

Die Autorin erklärt, dass sie selber gerne Wochen-Küchenpläne schreibt, um sich die Organisation zu erleichtern oder auch damit die Montagabende noch ein wenig nach Wochenende schmecken zu lassen und unter der Woche gern mal ein schnelles Sandwich-Dinner zaubern zu können.

Kochbuch von Meike Peters: 365 Tage

Das Kochbuch ist nach Monaten strukturiert. Jeder beginnt mit einem farbigen Blatt, auf dem die Kalenderwochen mit durchnummerierten Rezepten notiert sind, versehen mit dem Genre. So findet sich das Ingwer-Zitronen-Blumenkohl-Püree mit grünen Oliven als Rezept Nummer 40 in der 6. Woche im Februar. Dieser saisonale Ansatz sagt mir zu und auch die Tatsache, dass Meike Peters nur 1–2 Mal die Woche ein Rezept mit Fleisch und Fisch bietet.

Besonders reizvoll ist für mich die Mischung an Rezepten. Hier findet sich die mediterrane Küche neben der US-amerikanischen und deutschen Küche mit einer Prise Levante. Auf den Labskaus mit Spiegelei folgen Bananen-Gingerbread-Kuchen und Lachs mit Fenchelkruste. Für mich liest sich das wie etwas Heimat, etwas Mittelmeerbrise und Fernweh.

Dieses spannende Crossover liegt an Meike Peters Vita: „Für mich ist deutsches Essen Seelenfutter. Gerade die traditionellen Gerichte können an einem trüben Tag sofort die Stimmung heben und die Kälte vor der Haustür in eine willkommene Einladung verwandeln, es sich drinnen bei einem wärmenden Eintopf oder duftenden Kuchen gemütlich zu machen.“ Ihre Wahlheimat sei wiederum Malta. Ihr Ehemann stammt von dort, sei aber auch Amerikaner. Ihr Leben lässt sie einfließen in die Rezepteinleitungen, bevor sie zum Rezept schwenkt.

Genuss für zwei und mehr

In dessen Mittelpunkt steht zwar der Homecook, aber der kocht natürlich für unterschiedliche Bedürfnisse. Ich denke in Familieneinheiten oder genauer: „Wie bekomme ich die Familie satt“, Meike Peters denkt eher auch in kleinen Speisen wie die Kürbisspalten mit Feta, Kreuzkümmel-Öl und Pistazien, die ein Paar mit einem prall gefüllten Terminkalender glücklich machen können. Die meisten Rezepte sind daher für zwei Personen, manche auch für drei bis vier Personen. Das ist für viele sicherlich eine gute Nachricht, denn Kochbücher sind ja fast immer auf vier Personen ausgelegt.

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Ein buchstäbliches 365-Tage-Kochbuch ist das Buch aber für mich nicht. Aber vielleicht ist es auch vermessen zu denken, dass das ein Kochbuch je leisten könnte – und wer würde jeden Tag ein vorgegebenes Rezept kochen?

Geschmacklich finde ich Meike Peters Rezeptkompositionen äußerst gelungen. Die Rezepte sind kreativ und stimmig, manchmal haben sie auch Witz wie die Schwarzwälder-Kirsch-Pfannkuchen. Das Vorbild lieben ja wirklich alle, aber keine backt sie mehr wegen des Aufwands. Als Pfannen-Variante fürs Sonntagsfrühstücks konnte der Klassiker uns begeistern, die traumhaft schmecken und, ja, einfach in der Zubereitung sind. Auch das Zitronen-Mascarpone-Risotto mit knusprigem Salbei war ein echter Glücklichmacher und mit wenigen Handgriffen gemacht.

Meike Peters Kochbuch „365 – Jeden Tag einfach kochen und backen“ zeichnet eine vielseitige, kreative und saisonale Küche aus, die kulinarisch überzeugend ist. Besonders Homecooks finden sich darin wieder, die für zwei Personen und mal auch mehr kochen. Ein stilvoller moderner Evergreen, der Wärme ausstrahlt.

Veröffentlicht im Februar 2020

4 Kommentare

  1. Ingrid

    Wow, was für eine schöne Rezeptsammlung!

    Habe das Buch auch gleich an jemanden verschenkt, der seinen Fleischkonsum einschränken möchte.
    Mir selbst ist allerdings gleich zu Anfang ein Fleischgericht ins Auge gesprungen: das Zitronenhuhn mit weißen Bohnen. Warum, um alles in der Welt, bin ich nicht selbst schon mal auf die Idee gekommen, statt Kartoffeln Bohnen zum Huhn zu geben? Oder unter die Aubergine zum Backen einen Zweig Rosmarin zu stecken? Für diese Inspirationen mag ich das Buch – also danke für den Tipp!

    Liebe Grüße
    Gritt

  2. Marion

    Hallo,
    zu den Gnudi: vielleicht klappt das Vorgehen von Nigel Slater: da werden die Gnudi in Griess gewendet und über Nacht bei Zimmertemperatur auf einem Backblech stehen gelassen. Dadurch bildet sich eine „Haut“ und die Gnudi trocken dann auch ein wenig durch den Hartweizengriess. Sie werden ohne Mehl einfach wunderbar leicht und wolkig!

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