Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Für Asien hege ich seit jeher eine gewisse kulinarische Schwäche. Leider zeichnet viele Kochbücher aus dieser Region ein Hang zu Fleisch- und Fischrezepten aus. Seit Jahren bin ich auf der Suche nach einem Kochbuch, das in alltagstauglicher Weise die vegetarische Stärke dieses Kontinents ins rechte Licht rückt. Ob ich hier wohl fündig werde?
Meera Sodha (Foto unten) ist Engländerin indisch-ugandischer Herkunft und keine Unbekannte: Ihr erstes Kochbuch „Made in India (Original Indisch)“ hat es sofort in die „Book of the Year“-Liste von Times und Financial Times geschafft, beachtlich für ein Erstlingswerk. Auch bei Valentinas konnte es begeistern.
Der Ursprung des nun rein vegetarischen Kochbuchs liegt in einer Kolumne, die die Autorin für den Guardian verfasste. Als sie damals das Angebot dafür bekam, war sie gerade Mutter geworden und konnte daher nicht in monatelang in Asien herumreisen, um Rezepte zu sammeln, wie sie es zuvor für ihre indischen Kochbücher tat. Das tat aber ihrer Kreativität keinen Abbruch, stattdessen erkundete sie die Länder mit Hilfe von Literatur und der kulinarischen Diversität Londoner Restaurants. Und – so viel sei verraten – mit Erfolg.
Große Bandbreite und kurze Zutatenliste – ein perfektes Feierabendkochbuch
Der Einband mit leuchtorangen Buchstaben und Chilis ist ungewöhnlich – definitiv ein Hingucker, der in der Buchhandlung unter der Fülle an Kochbüchern hervorsticht. Diese bewusste Gestaltung wird auch im Kochbuch auf angenehme Weise weitergeführt.
Die Rezepte sind dank unterschiedlicher Schriften sehr übersichtlich gestaltet mit – für asiatische Verhältnisse – relativ kurzen Zutatenlisten. Jedes wird von einem kurzen einleitenden Text begleitet, der auf angenehm unaufdringliche Weise sowohl etwas über die persönliche Geschichte des Rezeptes erzählt als auch wertvolle Tipps zu dessen Zubereitung enthält. Zahlreiche Bilder rücken ohne viel Getue die Speise ins Zentrum des Geschehens.
Das Buch zeichnet auch eine große Bandbreite von Salaten über Nudeln, Currys bis hin zu Süßem aus. Dabei sollen auch die Extras nicht unerwähnt bleiben: Hier sind kleine Köstlichkeiten wie Ingwer-Pickle oder ein würziges Sichuan-Chiliöl zu finden. Angenehmerweise sind fast alle Zutaten leicht erhältlich oder in meinem (zugegebenermaßen gut bestücktem) Asienschrank zu finden. So kann ich, während der Corona-Lockdown jegliche Mobilität unmöglich macht, mich zumindest kulinarisch auf die Reise begeben.
Geschmackliche Vielschichtigkeit
Wo soll man beginnen, wenn einen fast jedes Rezept anlacht? Ich entscheide mich zunächst für die Nudeln „Ben Ben“, die nach einem befreundeten Koch benannt sind, für jene, die sich – wie ich – über die ungewöhnliche Namensgebung wundern. Erstaunlich einfach und rasch zubereitet sind sie und gleichzeitig geschmacklich vielschichtig. Die Schärfe der Chilisauce und des Sichuanpfeffers wird durch ein Tahina-Sojasaucen-Gemisch abgefangen und mischt sich perfekt mit den fein geschnittenen Shiitakepilzen.
Auch die Süßkartoffelmomos sind eine geschmackliche Wucht: Durch Anbraten der geriebenen Süßkartoffel entwickelt diese einen so intensiven Geschmack, dass es dann eigentlich nicht viel mehr als Frühlingszwiebel und dunkle Sojasauce braucht, und schon können die Gyoza-Blätter gefüllt werden.
Das Begeisternde an den Rezepten ist, dass der Eigengeschmack des jeweiligen Gemüses mit wenigen, gekonnt ausgewählten Gewürzen oder Saucen unterstrichen wird, anstatt wie sonst so oft übertönt zu werden. Einzig bei der Miso-Ramen mit Tofu & Spargel wird etwas zu tief in den Misotopf gegriffen und ein salziger Geschmack ertränkt den feinen Geschmack des Spargels. Aber diese kleine Enttäuschung ist bei der einstimmigen Begeisterung für dieses Kochbuch in meiner Familie rasch vergessen.
Ein weiteres großes Plus ist die rasche und unkomplizierte Zubereitung der Speisen, so kann man auch unter der Arbeitswoche problemlos asiatische vegetarische Köstlichkeiten genießen!
Ein Kochbuch, das auf ganzer Linie zufrieden macht: Vegetarisch-asiatische Köstlichkeiten sind im Nu auf den Tisch gezaubert und begeistern zu jeder Jahreszeit – von leichten Sommersalaten über „Masala-Omelett der Familie Sodha“ bis hin zu winterlich wärmendem „Massaman-Curry mit Süßkartoffeln & Auberginen“ ist für jeden etwas dabei. Und die Süßkartoffelmomos sind bei uns bereits zum Dauerbrenner geworden!
Veröffentlicht im August 2020
Auch Meeras drittes Kochbuch hat mich voll und ganz überzeugt. Ich finde es sogar noch einen Tick besser als der Vorgänger!
Ein absolutes Lieblingskochbuch, auch von mir auf jeden Fall fünf Sterne! Und genau wie bei dir, liebe Julia, hat es mir die ersten Lockdown-Monate total bereichert! Definitiv eine Empfehlung!