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Katharina Höhnk

Kochbuch von Martina Lessing: Fingerfood & Co ★★★

Fingerfood & Co – Kleine Happen für Feste und Gäste
Martina Lessing, Fotos K. Westermann, Verlag Lesethek (2010)

Drei Sterne: Hat Stärken, aber überzeugt nicht ganz.

Valentinas Reaktion

Von

Würde es bei Kochbuchtiteln nur nach Inhalt gehen, dann würde die Rezeptsammlung der gebürtigen Österreicherin Fingerfood, Verrines und Bowl Food heißen. Denn neben den gut vorzubereitenden Kleinigkeiten, gibt es Desserts und eine überraschende Vielzahl von warmen „Schüsselchen“. Die Rezeptauswahl von Martina Lessing basiert dabei auf bekannten Klassikern und Aromenkombinationen, die zwar nicht überraschen, aber ansprechend sind und spätestens beim Genuss an den Grund ihres Favoritendaseins erinnern. Unter deren Niveau bleibt allerdings in meinen Augen die Optik des Kochbuchs. Das ginge besser!

Martina Lessing weckt mit ihrem Vorwort schlafende Hunde. Eigentlich rechnete ich lediglich mit raffinierten Fingerfood-Rezepten von dem „Londoner Catering-Shootingstar“ (O-Ton Pressemitteilung). Aber mehr noch. Die Autorin kündigt sie zudem als begehrenswert simpel in der Zubereitung an. Was entspannende Folgen hat, wie jeder weiß, der gerne Freunde und Familie einlädt. Die heute in London lebende Österreicherin schreibt in ihrem Vorwort: „Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie meiner Freundin die Fassungslosigkeit durchs Telefon anzuhören war: „Es ist 4 Uhr nachmittags, du hast heute Abend 60 Gäste eingeladen und liegst noch immer im Garten und liest? Wie machst Du das?“ „Die Antwort ist ganz einfach und sie ist in diesem Buch enthalten: knackig frische Zutaten und Gerichte, die vor Geschmack bersten, aber trotzdem einfach zu kochen und gut vorzubereiten sind.“ Wow! Da gucke ich mir gerne etwas ab.

Der erste Blick in das Buch. Die Kapitel sind nach Länderküchen geordnet: österreichisch, italienisch, mediterran und asiatisch. Es folgt eine weitere Unterteilung von Fingerfood, Gläser (Desserts) und Schüsselchen. Mit Letzterem ist Bowl Food gemeint, kleine Hauptspeisenportionen, z. B. Lammschulter mit Paprika und Oliven, Osso Bucco etc. Hinsichtlich der Rezeptanzahl kommt das Bowl Food überraschenderweise am besten weg. Erstaunlich deshalb, weil der Buchtitel Fingerfood & Co nicht darauf schließen lässt. (Im Hinblick auf die Schüsselchen habe ich übrigens meine Zweifel mit dem oben erwähnten nachmittäglichen Dösen im Garten bei 60 Gästen am Abend. Spätestens als die Party losging, wird die Gastgeberin gesaust sein oder sie hat eine helfende Hand zur Seite gehabt, wie in den noblen Vororten von London vielleicht üblich.)

Bei den Rezepten tummeln sich vor allem bekannte Klassiker und vertraute Aromenkombinationen: Mini-Kürbisquiche mit Salbei, Paprikahuhn, Huhn Cacciatore, Gazpacho, Schweinefilet mit Pflaumen oder Hühnerspieße mit Erdnussdip. Überraschungen sind beim ersten Lesen nicht zu finden. Köstlich klingt fast alles – das ist eben die Qualität von Evergreens. Vermisst habe ich ein Mehr an Auswahl von vegetarischen Fingerfood-Rezepten (unter 10) oder überhaupt Fingerfoods, getreu den Erwartungen, die der Titel bei mir geweckt hat. Seine Stärke offenbarte das Kochbuch schließlich in den zubereiteten Gerichten. Sie waren sehr zufriedenstellend, so dass ich bei keinem auf die Idee kam, hier oder da noch etwas ändern zu müssen (mit einer Ausnahme).

Schade finde ich, dass die Gestaltung des Buches nicht so wertvoll wirkt, wie sich die Rezepte in der Praxis entpuppten. Besonders das Seitenlayout ist wenig gelungen. Die Wahl der Typografie ist kaum zu erklären, die so ganz ohne Persönlichkeit auftritt und in meinen Augen eher für technische Themen geeignet ist (mit 80er Style). Zudem ist die Auflockerung durch freigestellte Lebensmittel eher im Genre von Discounter-Flyern anzusiedeln. Da können auch die guten Fotos von Kurt-Michael Westermann wenig ausrichten, die jedes Rezept bebildern. Das sind natürlich nur Oberflächlichkeiten, die mich nicht hindern werden, noch den Safranjoghurt mit Pistazien auszuprobieren.

Veröffentlicht im Februar 2010

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