Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Kokos. Eine Frucht voller Verheißungen, da sie es vermag, uns an Südseestrände zu tragen und uns von endlosen Ferien träumen lässt. Um in den Genuss des Kokosaromas zu kommen, muss man nicht mehr weit reisen. In den heimischen Gefilden und vor allem in unserer Küche ist die Kokosnuss bereits eine große Bereicherung. Zeit, sie einmal genauer zu betrachten. Das verheißt zumindest das Kochbuch von Marie Laforêt.
Aus meiner Küche, ja sogar aus meinem Leben ist Kokos nicht mehr wegzudenken. Ich verwende Kokosmehl zum Backen, Kokosmilch zum Kochen, Kokoswasser für Smoothies und am liebsten Kokosöl: zum Braten, Backen, Kochen und Verfeinern in der Küche, aber auch genauso als Hautcreme, zum Abschminken oder zum ayurvedischen Ölziehen. Hat man Kokosöl, braucht man nichts anderes mehr.
90 Seiten: Warenkunde & Rezepte
Genau diese Vielfalt der Verwendungsmöglichkeiten ist es, die mich hat begeistert zu dem Kochbuch von Marie Laforêt greifen lassen. Es ist ein kleines Büchlein, kaum 90 Seiten dick und nicht viel größer als ein A5 Blatt Papier. Die französische Bloggerin vereint darin ca. 30 süße und herzhafte Rezepte aus der veganen Küche, die sich allesamt um die Kokosnuss drehen.
Um dem breiten Spektrum an Möglichkeiten von Kokos gerecht zu werden, stellt Marie Laforêt (links ihr Blog) ihren Rezepten eine ausführliche Warenkunde voran. Auf 30 Seiten erfährt der Leser, wie besonders die Kokosnuss wirklich ist.
Kokosnüsse, die Früchte der Kokospalme, lassen sich tatsächlich komplett verwerten und nutzen. Die kulinarisch genießbaren Erzeugnisse reichen von Kokoswasser, Kokosmilch und -creme über Kokosöl bis hin zu Kokosmehl und Kokosblütenzucker. Doch damit nicht genug, die Schale der Nüsse lässt sich beispielsweise zu stabilem Geschirr weiterverwerten, die Fasern lassen sich als schadstofffreier und recycelbarer Dämmstoff für den ökologischen Hausbau nutzen oder finden beim Anbau von Gartenpflanzen Verwendung.
Dazu kommt, dass die Kokospalme als Pflanze sehr robust und anspruchslos ist und über Jahrzehnte genutzt werden kann, ohne dass die Palmen selbst und deren Ökosysteme geschädigt werden. Kokosprodukte gelten folglich als sehr nachhaltig.
Den Rezepten eine so umfangreiche Warenkunde voranzustellen, finde ich in Anbetracht der Einzigartigkeit der Kokosnuss sehr stimmig, auch wenn Bekanntes dabei ist. Die einzelnen Unterkapitel enthalten alle relevanten Informationen, ohne den Leser zu erschlagen.
Kokosnuss öffnen – auch das will gelernt sein
Darüber hinaus finde ich es sehr gelungen, dass Marie Laforêt bei der Verwendung in der Küche nicht nur auf die Einsatzmöglichkeiten eingeht, sondern ebenso genau auf die Nährstoffe und gesundheitlichen Vorzüge der Kokosnuss. Dass diese enorm sind, wird spätestens nach der Lektüre der ersten Buchseiten deutlich.
Außerdem streut sie immer wieder kleine Tipps ein, wie man beispielsweise Kokosmilch selbst machen oder, ganz klassisch, eine frische Nuss unkompliziert öffnen kann. Auch das will schließlich gelernt sein.
Süß, herzhaft & roh
Mit allen Vorzügen der Kokosnuss vertraut, geht es in die Küche und man darf sich selbst ein Bild machen, wie genau diese aussehen. Die Rezepte, die allesamt sehr ansprechend bebildert sind, gliedern sich in drei Kapitel. In „Kokosrezepte für Genießer“ kommen Naschkatzen auf ihre Kosten und dürfen mit Kokos-Mandel-Crumble, Kokos-Mango-Käsekuchen oder Kokos-Himbeer-Moelleux ins Schwelgen geraten.
Darauf folgen mit „Exotische Kombinationen“ herzhafte Rezepte wie Pastinaken-Kokos-Cremesuppe oder Thailändisches Seitancurry, aber auch ein Rezept für Chai Latte. Dieser wirkt auf mich an dieser Stelle dann doch etwas verloren.
Das abschließende Kapitel nennt sich „Vitaminbuffet“ und vereint hauptsächlich Rezepte aus der Rohkostküche. Kokos-Aufstriche finden sich hier, aber auch ein Salat-Rezept und vietnamesische Sommerrollen.
Besonders gelungen
Nach dem ersten Ausprobieren wird schnell klar, die Rezepte enttäuschen nicht. Als leidenschaftlicher „Kokos-Junkie“ bin ich hier, was den Geschmack betrifft, zwar vielleicht nicht ganz unvoreingenommen, aber alle Gerichte gelingen einwandfrei und überzeugen auch meine Mitbewohner.
Die Stärken allerdings liegen eindeutig bei den süßen Rezepten, die (vielleicht auch gerade deswegen) deutlich in der Überzahl sind. Bei den pikanten Varianten hätte ich mir etwas mehr Originalität gewünscht und eventuell auch ein paar Anregungen, wie man in den Rezepten Tofu und Seitan ersetzen könnte, wenn man auf diese Produkte verzichten möchte.
In „Kokos“ von Marie Laforêt kommen alle Liebhaber dank einer interessanten Vielfalt an Rezepten hinsichtlich Kokosprodukten, Aromenkombinationen und Zubereitungsarten auf ihre Kosten. Neulinge in der Kokos-Küche haben die Möglichkeit, diese Frucht umfassend kennenzulernen. Der Aspekt der veganen Küche wird dabei zur Nebensache, da es eine Fülle von Anregungen enthält – die Kokosnuss unter der kulinarischen Lupe.
Veröffentlicht im Juli 2015