Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
„Gemüsetopf der maurischen Prinzessin“ oder „Mandelkuchen des heiligen Jakob“ – was für wohlklingende Rezeptnamen! Hier ist jemand in Details verliebt und hat einen Schatz für die vegetarische Küche geborgen.
Katharina Seiser gibt eine Kochbuchreihe mit „wiederentdeckten Schätzen aus verschiedenen Ländern“ heraus. Um die vegetarische Facette der spanischen Küche zusammenzutragen, hat sie Margit Kunzke als Autorin eingeladen. Für die seit mehr als 30 Jahren in Spanien lebende Autorin ist es das dritte Kochbuch. Ihre Liebe gilt der Mittelmeerküche, wie sie in ihrem eigenen Blog schreibt.
Es ist eine Entdeckungsreise …
… fühle ich mich. Zunächst wusste ich nicht, was es war, aber so war und ist es noch: Ich kann den Rezepten vertrauensvoll folgen und fühle mich nie alleingelassen. Der spanische Rezepttitel motiviert, die schon poetische Kurzbeschreibung des Rezepts macht Lust auf mehr und die von Margit Kunzke (Foto links) angenehm ausführlich beschriebenen Arbeitsschritte leiten mich sicher durch das Rezept. Zwar kam manchmal mein Bedürfnis nach vorgegebenen Zeitangaben für die Zubereitung zum Vorschein, es wurde dann aber mit dem Gefühl, sich auf ein kleines Abenteuer einzulassen, besänftigt.
Nuanciert formuliert
Und ich wurde belohnt … Linsensalat mit Avocado, Apfel und Ingwer! Klingt erstmal harmlos, aber der Salat hat es in sich. Ich zitiere: „Lauwarme, würzige Linsen werden mit cremiger Avocado, säuerlichem Apfel und pikant-würzigem Ingwer zu eine frischen Salat kombiniert.“ Das kann und will ich gar nicht mit eigenen Worten wiedergeben. Wichtig ist, mit dem Schnippeln der Avocado und der Äpfel nicht zu spät anzufangen, damit die mit Schalotte, Ingwer, Thymian und Schwarzkümmel gekochten Linsen noch warm sind. Für den Salat wird für einige Wochen in Lorbeer und Nelken eingelegte Paprika benötigt. Es wird als „aparte Vorspeise“ bezeichnet … lange nicht mehr gelesen oder gehört, aber das Wort „apart“ passt hier wunderbar.
Noch mehr für mich Ungewöhnliches habe ich entdeckt: Blumenkohl mit Datteln und Oliven, leicht, kohlig, knackig, säuerlich und auch noch süß. Die Vinaigrette aus frischen Blumenkohlblättern, welche erst leicht angebraten und dann mit Sternanis und Weißwein aufgekocht werden, ist ein Traum! Das Rezept ist leicht zuzubereiten und die Zutaten sind unproblematisch zu erhalten. Am Ende gibt es noch einen Tipp, wie aus Blumenkohlstrünken (dünne Scheibchen mit Olivenöl, Zitronensaft und etwas Salz beträufelt) ein kleiner Rohkostsalat entsteht.
Sogar ein kleines Mittelmeerfeeling wurde geweckt: Kichererbsensalat mit Karotten und Pistazien – oder weil es einfach besser klingt: Ensalada de garbanzos con zanahorias y pistachos! Knoblauch und Kreuzkümmel werden zu einer Paste zerstoßen, Pistazien gemahlen, Korianderblätter gehackt. Alles wird mit Olivenöl, Paprikapulver und Zitronensaft püriert. Nichts ist bei der Zubereitung kompliziert, aber wenn die Kichererbsen und die Möhrenstreifen 30 Minuten lang in dieser Paste gezogen haben, entwickelt sich ein komplexer, frischer Geschmack. Wir haben den Tipp am Rezeptende angenommen und dazu Röstbrot mit Olivenöl gegessen … alles zusammen weckt die Sehnsucht nach Meer und Sonne …
Und es gibt noch so vieles mehr zu entdecken: Spinat nach Art von Jaen mit einem gestockten Ei in der Mitte oder der Mandelkuchen des heiligen Jakob … aber auf diese Reise gehe ich jetzt alleine …
Stilvolles Buch – mit viel Liebe zum Detail
Wie bislang alle Bände der Reihe ist auch dieses Buch in fünf Jahreszeiten (vier plus „Jederzeit“) unterteilt; die Zuordnung richtet sich dabei nach der Saison der Hauptzutaten. Die meisten der 150 Rezepte werden in ruhigen Fotos mit angenehm gedeckten Farben präsentiert. Eine Besonderheit sind die kurzen Getränkevorschläge am Ende der Rezepte, mal ein junger Weißwein, mal ein Schaumwein oder auch ein Sherry. Auch diese nette Idee zeigt die Detailverliebtheit des Buches.
Das Register ist nach der Hauptzutat geordnet, vegane Gerichte sind extra ausgewiesen. Im Glossar am Ende gibt es Erklärungen zur Herstellung des geräucherten Paprikapulvers, des Sherryessigs und vieles mehr. Das Buch ist insgesamt sehr stilvoll aufgemacht, es hat einen Leinenrücken und zudem noch drei farbige Lesebändchen.
Spanien vegetarisch ist ein Buch für EntdeckerInnen, ein Füllhorn an ungewöhnlichen vegetarischen Rezepten, die dank der ausführlichen Anleitungen einfach nachzukochen sind. Ein Buch, welches man immer wieder gern in die Hand nimmt!
Veröffentlicht im Juli 2018