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Katharina Höhnk

Kochbuch von Lynn Hoefer: Einfach himmlisch gesund ★★★★

Einfach himmlisch gesund –
Natürliche und schnelle
Rezepte für das echte Leben
Lynn Hoefer
Thorbecke Verlag (2020)
Mehr über den Verlag

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Charlotte Schrimpff

Von

Also noch eins. Noch ein Buch von noch einer Mittdreißigerin mit noch so viel „Liebe“ für Obst, Gemüse und Quinoa. In Puderrosa – seufz.

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich genug, bevor dieses „Einfach himmlisch gesund“ überhaupt aufgeschlagen war. Und dabei gehöre ich zur Zielgruppe – selbst weiblich, Anfang–Mitte dreißig, urban, ernährungsbewusst. Allerdings: All die Bowls, all das Granola, all die Smoothies, die zwischen derart verzärtelten Buchdeckeln gereicht werden, habe ich inzwischen mehr als satt. Warum, zur Hölle, müssen Trends immer so dermaßen totgeritten werden? Warum kann man nicht aufhören, wenn es am schönsten ist – selbst, wenn das bedeutet, dass nicht auch der/die Allerletzte weiß, was einst in diesem Internet begann?

250 Seiten Zeitgeist

Schön ist es bei Lynn Hoefer, keine Frage. Die Inszenierung ihres Zweitlings – instagrammable: das Papier blütenweiß, die Titel rosa, und die Fotos sehen aus, wie Fotos heute eben aussehen. Hell, luftig, leicht.

Zum Weiterlesen

Leseprobe beim Verlag

Lynn Hoefers Blog & Instagram

Mehr vegetarische + vegane Kochbücher bei Valentinas

Dasselbe Trendbewusstsein spricht aus den Rezepten: Die Autorin des Blogs Heavenlynn Healthy und Kolumnistin bei Ohhhmhhh kümmert sich – weizenfrei, zuckerfrei, vegan – nicht nur um Variationen von „Golden Milk“ und „Meal prep“, sondern versteht die Sache mit der gesunden Ernährung knapp 250 Seiten lang ganzheitlich. Es gibt darum ein kleines Zero-Waste-Kapitel mit Tipps für welkes Gemüse, Vorschläge für DIY- Kosmetik, grüne Mode und bewussten Konsum.

Ihr lägen diese Themen ganz persönlich am Herzen, betont Lynn im Vorwort sowie in diversen Podcasts, deren Gast sie inzwischen war (z. B. „Frisch an die Arbeit“ oder „Make it simple“). Und trotzdem sehe sie das alles nicht zu eng: Wenn auf einer Pizza mal echter Käse liege, äße sie den mit Genuss, und für einen frischen Sommerbeerenkuchen aus Butter, Eiern, Zucker und Weißmehl ließe sie manches anderes stehen.

Never judge a book by its cover

Während ich höre, wie sie von ihrem Zaudern und Hadern erzählt, von den Schleifen und Umwegen in ihrer Biografie (= BWL-Studium, kreuzunglücklich, Blog als kreatives Outlet), von dem Glück, dass ihr gutes, echtes Essen bedeutet (= Mütter von Kindern mit Unverträglichkeiten schrieben ihr, dass der Nachwuchs dank ihrer Ideen endlich wieder gern esse) … da wird mir diese blonde Bilderbuchbloggerin auf einmal doch ein bisschen sympathisch.

Kochbuch von Lynn Hoefer: Einfach himmlisch gesund

Zumal: Sie kann was. Nach einem supersaftigen und großartig-aromatisierten „universalen Hygge-Blechkuchen“ mit Rhabarber, den ich wegen des unsäglichen Titels fast nicht gebacken hätte, glaubte ich noch an Zufall. Sieben Rezepte später ahne ich allerdings, dass Autodidaktin Lynn wirklich sehr genau weiß, was sie tut. Entweder, weil sie auf die richtigen Aromengeber setzt wie gegrillte Paprika in dem toll-fixen Pasta-Pesto oder lange genug getüftelt hat, um die Probleme schneller (z. B. Last-minute-Vollkornbrötchen binnen 25 Minuten) oder veganer Küche (Herzwaffeln) zu lösen.

Schnell satt & zufrieden

Auch das Attribut Alltagstauglichkeit wird von ihr nicht nur behauptet: Ihre Rezepte verzichten auf abgedrehte Zutaten, sie gibt Austauschhinweise (z. B. für glutenfreie oder nicht-glutenfreie Varianten) und an den allermeisten Ideen prangt das Label „unter 30 Minuten“. Allein über die Portionsgrößen würde ich mitunter diskutieren: Ihre Burger-Bowls für vier aßen wir recht entspannt zu zweit, und ob 150 Gramm Reisnudeln (Thai-Curry-Nudeln) wirklich für mehr als zwei reichen?

Lynn Hoefer über ihr Kochbuch:

Einfach himmlisch gesund soll das Leben erleichtern und bereichern und den Spaß an gesunder Ernäh- rung wecken. Ganz ohne erhobenen Zeigefinger.

Wie dem auch sei: Irgendwann beschleicht mich der Gedanke: Ja, warum eigentlich nicht? Warum nicht noch ein Buch von noch einer Mittdreißigerin, die all das Obst und Gemüse auf ihre ganz persönliche, sympathische und authentische Art zu echtem, leckeren Essen arrangiert? Wer Ella Mills mag und Lynn Hoefer noch nicht kennt, dürfte mit der Hamburgerin eine neue Freundin finden.

Veröffentlicht im Februar 2021

3 Kommentare

  1. Annette

    Ich finde, die Rezension wird dem Buch nicht gerecht. Mehr als die Hälfte des Texts dreht sich um den inneren Widerwillen der Rezensentin und kaum um das Buch selbst. Dann, lapidar, „Sie kann was“ – vier Sterne. Ich hätte mir etwas mehr gewünscht. Und: Was hat denn gefehlt, um auf fünf Sterne zu kommen?

    • Katharina

      Liebe Annette, herzlichen Dank für Deine Zeilen. Ich lese heraus, dass Dir wichtig ist, dass ein Kochbuch im Vordergund steht. Das kann ich gut verstehen.

      Ein Wort zu den Sternen: Diese vergeb ich auf Grundlage der Rezensionen, weil ich den Gesamtüberblick habe, die Autoren empfehlen. Charlotte hatte hier 5 Sterne empfohlen, ich vergab 4 Sterne vor allem wegen des Rezept-Feedbacks, das gut ist, aber auch nicht mehr. Aber ich möchte die Gelegenheit nutzen und eine Bresche schlagen für 4-Sterne-Bücher. Das sind wirklich gute Bücher, die zufrieden machen. Mein Regal ist voll damit. Fünf Sterne bekommen Bücher, die das kulinarische Gespräche nach vorne bringen, die bleiben und Wow! sind. Der fünfte Stern ist quasi das Sahnehäubchen. Ich hoffe, das hilft Dir bei der Einordnung der Sterne-Bewertung.

      Herzliche Grüße, Katharina

  2. Christiane

    Prima und mit flotter Feder geschrieben!

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