Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Wer noch nicht von David Frenkiel und Luise Vindahl, den diesjährigen Gewinnern des Saveur-Food-Blog-Awards in der Kategorie Special Diets, gehört hat, aufgepasst: Die beiden Skandinavier bloggen auf Green Kitchen Stories über ihre kulinarischen Experimente, ein erster Blick zeigt, wie aufregend und farbenfroh das Leben als Vegetarier sein kann.
Das war nicht immer so: als sich die beiden in Italien kennenlernten, war der Schwede David ein ungesunder Vegetarier, die Dänin Luise eine gesundheitsbewußte Allesfresserin. Weder seine einstige Vorliebe für Nudeln und Pizza, noch ihre für Fleisch spielen heutzutage eine nennenswerte Rolle in ihrer Küche: die beiden haben für sich eine entspannte Variante des Vegetarismus entdeckt, in der es genauso um Kreativität wie um gesunde Zutaten geht, mit hehren Zielen, aber ohne Dogmatismus. Und wenn Luise mal Fleisch essen will, ist das auch ok. Genauso wie Davids Wunsch, seinen Vegetarismus nicht rechtfertigen zu müssen.
Mit „Die grüne Küche“ liegen nun viele Rezepte erstmals in Buchform vor, einige werden langjährige Leser schon kennen, aber es gibt auch genügend Neues. Luises und Davids Kochbucherstling ist, ebenso wie ihr Blog, farbenfroh und inspirierend, und beide gehen eine natürliche Symbiose ein. Ich bin begeistert von Buch und Blog und kann mich beim besten Willen nicht darauf beschränken, nur aus dem Buch nachzukochen. Was keine Kritik am Buch und seinen Rezepten ist – die sind großartig! –, sondern zusätzliches Lob für die Webseite der beiden sympathischen Autoren bedeutet. Dort bin ich gleich dazu verführt worden, ein weiteres Rezept ausprobieren, dass es nicht in das Buch geschafft hat: koreanische Kimchi Wraps. Was für ein Spaß!
Aber eigentlich geht es hier ja um das Buch. Es gibt viel, was mir gefällt, an vorderster Stelle steht die Tatsache, dass hier kreativ und mit Einflüssen aus aller Welt, jedoch mit Zutaten, wie sie in Nordeuropa wachsen, gekocht wird. Wer sich also fragt, was er aus Gemüsesorten wie roter Beete oder Rhabarber kochen soll, der wird bei „Die grüne Küche“ fündig. Und es bestätigt mein Vorurteil, dass aus der Küche Skandinaviens wichtige Impulse kommen, die sich wunderbar auf die Produkte bei uns übertragen ließen.
Der Band ist in zehn Kapitel aufgeteilt; zuerst geben die Autoren einen Einblick, was sich in ihrer Speisekammer findet, Kapitel zwei widmet sich der Ernährung von Kindern. Selber Eltern einer kleinen Tochter, teilen David und Luise hier ihre unaufgeregten Tipps für einen gesunden Start ins Leben. Nach ein paar Basisrezepten teilt sich der Band in die Kapitel „Frühstück“, „Leichte Gerichte“, „Zum Mitnehmen“, „Familienessen“, „Häppchen“, „Getränke“ und „Süße Gaumenfreuden“ auf. Sehr sympatisch beginnt das Frühstückskapitel mit dem Geständnis, dass beide Autoren keine Morgenmenschen seien, doch ihre Tochter Elsa fordere mit den ersten Sonnenstrahlen ihr Frühstück („jag vill spise frukost!“) ein. Im Hause Frenkiel/Vindahl gibt es Porridge, Omelette, Obstsalat mit Ziegenkäse, Pfannkuchen, Smoothies, Knäckebrot, Müsli oder das grandiose dänische Roggenbrot (s.u.). Ein guter Start, selbst für Morgenmuffel!
Ein Aspekt, der mich bereits vor dem Kochen für die Rezepte einnimmt, ist die ungeheure Vielfalt an Farben. Derart buntes Essen, so denke ich, muss auch aufregend schmecken, und der Test beweist, dass das Vorurteil berechtigt ist. Begeistert hat uns das Beet Bourguignon, das ich persönlich der Fleischvariante vorziehe. Neuer Familienliebling ist das dänische Roggenbrot, das seitdem wöchentlich in immer neuen Variationen gebacken wird. Je mehr ich mich mit dem Buch auseinandersetze, umso länger wird meine Nachkochliste, auch da ich nun auf das wöchentliche neue Blogrezept warte. Ein Suppe aus ofengerösteten Tomaten und Kichererbsen? Wirsingkohl-Tacos gefüllt mit Mais und Mango? Erdbeergazpacho? Polpettone aus roten Linsen mit Zitronenmelisse? Ganz sicher. Und erst die vielen Getränke: Kombucha-Cocktail mit Rhabarber, Himbeer-Lakritzsaft, Safran-Hagebutten-Lassi, Holunderblütenlimonade sind nur einige der verführerischen Ideen dieses Kapitels. Auch das Kapitel Süßes zeigt, mit welcher kreativen Energie die beiden Autoren in ihrer Küche werkeln: alle Nachtische werden nur mit natürlichen Süßstoffen gesüßt, Vollkornmehl und gelegentlich ein wenig Gemüse erhöhen den Gesundheitsfaktor, doch natürlich steht der Genuss im Vordergrund.
Kurz: Die grüne Küche ist ein großartiges Kochbuch. Und jetzt entschuldigt mich, aber das Schokoladen-Brownies mit Himbeeren-Rezept zwingen mich zurück in die Küche.
Veröffentlicht im April 2014