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Katharina Höhnk

Kochbuch von Lucas Hollweg: Good Things to Eat ★★★★

Good Things to Eat
Lucas Hollweg, Fotos Tara Fisher
Harper Collins Publishers (2011)

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Katharina Höhnk

Von

Lucas Hollwegs Kochbuch ist mir ein guter Freund geworden. Seine Rezepte sind einfach und huldigen dennoch der Vielfalt der Natur. Dem Titel “Good Things to Eat“ ist eigentlich nichts hinzuzufügen, so treffend ist er. Aber über den Charme des Buches lässt sich einiges erzählen.

So heftig der Puls auch schlägt, Verliebtsein folgt einem steten Rhythmus: Begeisterung, Entzücken, der erste Dämpfer und schließlich – Erkenntnis, mal warm, mal brutal. Es folgen Liebe, Freundschaft oder ein Non-merci. Das gilt für das Verliebtsein in ein Kochbuch wie in einen Mann. Zumindest, was mich angeht.

In Lucas Hollwegs Good Things to Eat verliebte ich mich auf den ersten Blick. In einer Buchhandlung an der Küste Englands war es um mein Kochbuch-Herz geschehen. Die Wärme und Eleganz des Einfachen von „Good Things to Eat“ wollte ich in meine Küche mitnehmen. Hier stimmte so viel. Ein unauffällig wie feines Layout, beseelt von modernem Understatement, humorvolle Textperlen, schweres Papier, das in der Hand liegen will und nicht in der Luft wehen. Nur die unvollständige Bebilderung mit Fotos der Meisterin Tara Fisher ließen erste Ahnungen auf nahenden Liebesschmerz aufziehen. Ruhe, Klarheit und Natürlichkeit geben den Rezepten ein Gesicht. Daran kann man sich nicht sattsehen.

Lucas Hollweg ist Journalist und schreibt für “The Sunday Times Style“-Magazin. „Good Things to Eat“ ist sein erstes Kochbuch. „A book with a hungry heart…“ schreibt eine Kollegin über ihn. Das klingt nach einem jungen wilden Helden.
Selten habe ich eine derart eigenwillige Kapitelstruktur gelesen: Von A-Z zwar, aber das war es auch schon mit der Logik. Der Autor lässt seine Lieblingszutaten und Lieblingsgerichte den Takt vorgeben: Birds, Cakes, Chops, …, Risotto, Roasts, Stew, …, Winter salads, …“

Fenchel gehörte meine erste Aufmerksamkeit. „I‘ve never met anyone, who is ambivalent about fennel. Fennel is the Marmite of the vegetable world; you either love it or hate it. I think it must be genetic. … If you are a fennel hater, I understand if you want to turn the page. But I’d much rather you gave it a go.“ Und das fällt bei den Rezepten, die folgen, nicht schwer: Fennel, pear and pomegranate salad; Braised fennel; Shaved fennel with celery leaves and parmesan; Chicken with fennel, lemon and thyme; Sea bream with fennel and blood orange.

Lucas Hollwegs Rezepte kochen sich fast von selbst. Das liegt an der übersichtlichen Zutatenanzahl. Immer wieder sind sie mit einer ordentlich ausgestatteten Vorratskammer zu wuppen, ohne Extraeinkauf. Wie z.B. bei dem Rote-Bete-Kartoffelgratin. Nur Sahne, Milch, Knoblauch und Thymian waren nötig. Die Kehrseite ist, dass die Rezepte nicht gerade mit Raffinesse bestechen, die die Entdeckerlust betören. Lucas wählt aber einen anderen Weg, um das Bedürfnis nach Neuem zu befriedigen. Er lässt die Vielfalt unserer Nahrungsmittel die Rolle übernehmen. Im Geflügel-Kapitel finden sich jeweils ein Rezept für Wachtel, Ente, Perlhuhn, Fasan, Huhn und Rebhuhn. Das Fischkapitel sieht entsprechend aus. Es ist, glaube ich, das erste Kochbuch in meinem Regal, das ohne Lachs auskommt. Smart, denn wir wissen, was es für die Tiere bedeutet, wenn wir uns auf wenige stürzen: Überfischung und Massentierhaltung. Auch Gemüse-Resten gibt Hollweg ein neues Leben: Es gibt einen Salat mit Sellerie-Blättern. So einfach die Rezepte sind, so hatten die von mir probierten Rezepte eines gemeinsam, sie sind voller Aroma. Hollweg verwendet gerne viele Kräuter, er kombiniert klug und er hat zweifellos eine Schwäche für Zimt und Zitronenzesten.

Seine Rezeptbeschreibungen sind auffallend präzise. Ich stelle mir vor, dass es die Folge seiner Tätigkeit für eine Tageszeitung ist. Eine schwammig-oberflächliche Rezeptanleitung am Sonntag zieht einen Sack voll Leserbriefe am Montagmorgen nach sich, so erinnere ich mich aus meiner Studentenzeit, als ich die Leserbriefe für den Südkurier entgegennahm. Da überlässt man vermutlich nichts mehr dem Zufall.

Was aus meinem Verliebtsein wurde? Hollwegs Rezepte führen geradewegs zu Mahlzeiten, die zufrieden machen und manchmal sogar glücklich. Das „Manchmal glücklich“ ist der Grund, warum dieses Kochbuch mir ein guter Freund geworden ist und nicht die große Liebe. Dazu braucht es einen Funken mehr in meinem Leben. Aber ein guter Freund ist andererseits so viel.

Veröffentlicht im Oktober 2011

2 Kommentare

  1. Sandy

    Oh Gott.. habe mich gerade schwer verliebt:-)).. Werde mir das Buch kaufen:-).

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