Ein Stern: Am besten umtauschen.
Schöne Bilder, aber sonst…
Ich kann dem Kochbuch der drei Schwedinnen nur ein Kompliment machen: Es ist hübsch. Das ist für eine Rezeptsammlung natürlich zu wenig. Leider wurde im Übrigen an Oberflächlichkeit und Stolpersteinen nicht gespart. Keine Rezeptsammlung für Homecooks, die aus Kochbüchern kochen wollen.
Die kulinarische Welt der Schokoholics ist aufregend geworden. Dominierten lange Zeit geschmeidige Kombinationen die Erlebniswelt, setzen nun überraschende Kontraste Pointen. Das aus dem Schwedischen übersetzte Kochbuch will genau mit diesen Abenteuern brillieren. Schokoladenrezepte mit Lavendel, Chili, Marshmellows, Oliven und Feta lassen die Vorstellungskraft auf Hochtouren laufen. Zur Beruhigung gibt es in den Kapiteln Desserts, Schokoladenaperitifs, Kekse, Brownies und Schokoladenkuchen, Käsekuchen und gehaltvolle Desserts Klassiker wie z. B. Amerikanische Cookies und Mamas Schokoladenkuchen. Wer aufgrund der Nationalität der Autorinnen folgert, dass Skandinavisches in die Rezeptauswahl einfloss, wird schnell desillusioniert. Nur ein schwedisches Rezept (Kladdkaka) zeigt sich. Das alles wird zum Anbeißen hübsch präsentiert: An Mustern, Farben und gelungenen Fotos wird nicht gespart.
Meine Vorfreude erlebte ihre erste Eintrübung, als ich feststellte, dass kein Wort über die wichtigsten Basics bei der Zubereitung von Schokolade verloren wird. Schokoladentypen, Aufbewahrung und Aromen – hierzu lassen sich die Autorinnen zwar kurz aus, aber nicht über das unersetzliche Wissen für das Gelingen der Rezepte. Da ließe sich Einiges erzählen. (Der kulinarische Experte Harold McGee kommt in seiner Neuerscheinung Keys to good Cooking auf 92 Seiten zum Thema „braunes Gold“.) Dieser Mangel wird auch nicht in den Rezepten nachgeholt. Die sind zwar angenehm kurz, aber vor diesem Hintergrund als oberflächlich zu bezeichnen. Wollten die Autorinnen ihren Erfahrungsschatz nicht teilen?
Schließlich hält die Übersetzung Aufwand bereit: Nicht nur Flüssigkeiten, sondern auch Mengen werden ausschließlich in „dl“ (Dezilitern) angegeben wie z. B. ½ dl Zucker, 2 dl gefrorene Blaubeeren, 2 dl Erdbeeren. Ich habe lange suchen müssen, bis ich einen Hinweis dazu fand. Aber da – im PS der Einleitung steht, dass das in Schweden so üblich sei. „Versuchen Sie es doch einmal!“, schreibt Lotta Bäckström. Von versuchen kann keine Rede sein, man muss, denn es gibt keine Alternativangaben. Sicher, kulinarische Neugierde überwindet Stolpersteine wie diese. Aber warum diese kulturelle Besonderheit beibehalten wurde bei einem Buch, das sonst so gar keine schwedische Eigenart aufweist, das ist für mich nicht nachvollziehbar.
Schließlich waren meine drei Rezeptversuche im Ergebnis kläglich. Ich habe dann das Buch weggelegt. Trotz unseres internen Rezensenten-Ziels mindestens fünf Rezepte als Basis für die Einschätzung auszuprobieren. Das versprach kein Kochvergnügen mehr. Mein Optimismus war aufgebraucht.
Veröffentlicht im Februar 2011
Da wurde wohl am Lektorat gespart, ganz nach “Deziliter? Lassen wir so stehen, die Bilder sind dafür schön.” Sobald ein Kochbuch nicht praktikabel ist, hat es seinen Zweck verfehlt.
Schade. Vanillebirnen mit Schokoladensauce hätte ich auch gern nachgekocht.
Ja, bei den Vanillebirnen klingt der Rezepttitel einfach schon gut. Hier hätte das Foto sogar fehlen dürfen. 🙂