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Katharina Höhnk

Kochbuch von Lian Tang: Fernöstliche Köstlichkeiten

Fernöstliche Köstlichkeiten
Lian Tang, Werd Verlag, Zürich (2009)

Ein Stern: Am besten umtauschen.

Katharina Höhnk

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Es gibt Cover, die gewinnen nicht nur meine Aufmerksamkeit, sondern überzeugen mich darüber hinaus von ihrem Inhalt. Über das Risiko des Mehr-Schein-als-Sein-Effekts schaue ich hinweg, denn so habe ich schon einiges Unerwartetes entdeckt. Lian Tangs Cover-Foto gewann gleich mein Kochbuch-Konsumentenherz, weil es Bodenständigkeit verspricht und die ästhetische Eleganz des Einfachen einfängt. (Die Typographie hätte dabei mehr Aufmerksamkeit vertragen). 

Die Aussage des Titels Fernöstliche Köstlichkeiten habe ich zunächst nicht beachtet. Erst bei längerem Hinsehen überlegte ich: In einem Atemhauch ganz Asien und das zwischen zwei Buchdeckeln? Wahrscheinlich ist die Buchidee so plausibel wie ein Kochbuch für Japaner über die europäische Küche. Bei einem lexikalischen Werk oder einem Reiseführer im Sinne “Asien in 12 Tagen” kann es treffend umgesetzt sein, aber funktioniert es in den Kochtöpfen? Ich war gespannt!

Lian Tang stellt auf den ersten vierzig Seiten asiatische Zutaten und Spezialitäten vor. Jeweils fotografiert und beschrieben, wird so der erste Mantel der Unbekanntheit abgeschüttelt. Erläuterungen zur Anwendung in der Praxis und Eselsbrücken runden die Einführungen ab: „Verwenden Sie Kaffirlimettenblätter wie Lorbeerblätter. Sie geben Suppen, im Wok gegartem Gemüse, Currys und anderen geschmorten Gerichten eine besonders duftende Note.“ Oder: „Korianderblätter verlieren rasch ihre Frische; um sie länger frisch zu halten, werden sie in kaltes Wasser mit einem Schuss Essig getaucht, trockengeschüttelt, in Küchenpapier gehüllt und in einem luftdichten Behälter im Kühlschrank aufbewahrt.“ Dem Kapitel folgen 70 asiatische Rezepte: Vorspeisen, Suppen, Fisch etc. Neben dem Foto des fertig gekochten Rezepts sind hier die Abbildungen der Zutaten aus dem ersten Kapitel wiederzufinden: Das ist hilfreich für den Einkauf und erspart einiges Blättern im Buch.

Beim Nachkochen der Rezepte setzte sich meine Inspiration des Covers nicht fort. Das lag zum einen an den Rezepten, die gut und nett sind: Ich habe bis auf eine Rezeptidee aber keine gefunden, die ich wieder kochen würde. (Vielleicht lag es daran, dass bei den Zutaten einige europäische Kompromisse eingegangen wurden oder nützliche Details fehlten?? Vielleicht hatte ich aber auch eine glücklose Hand bei der Auswahl der Rezepte…) Zwar gelingt der Autorin ihr Ziel, Rezepte aus den vielen asiatischen Länderküchen vorzustellen. Aber die Kehrseite ist, dass sich beim Nachkochen kein wirkliches Lernen über ein Rezept hinaus einstellt. Denn mit jedem Rezept präsentiert die Autorin Neues, auch wenn die Zutaten sich mitunter wiederholen. Wer beim Nachkochen etwas „entdeckt“ hat (Zubereitung, aromatische Kombinationen), kann das kaum variiert wieder anwenden. Lian Tangs Rezeptsammlung erscheint mir wie eine bunte Ansammlung von Gerichten, denen ein innerer Zusammenhang fehlt. (Das beste Beispiel, eine fremde Küche vorzustellen, ist für mich Claudia Roden und ihr Kochbuch Arabesque Sie beschränkt sich in ihrem Kochbuch auf wenige kulinarische „Melodien“, die einfach zuzubereiten sind, aber immer wieder neu variiert werden. Beim Nachkochen entwickelt sich daher mit jedem Rezept ein Zutrauen und Auffinden von Bekanntem.)

Veröffentlicht im Dezember 2009

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