Valentinas stellt seit 2008 Kochbücher mit ihren besten Rezepten vor.

Über 5.200 Beiträge erwarten Dich: kuratiert & wärmstens empfohlen.

Read, cook, enjoy!
Katharina Höhnk

Kochbuch von Letitia Clark: La vita è Dolce ★★★★★

La Vita è Dolce. Cantuccini, Cannoli & Cassata – die Welt der italienischen Süßspeisen, Letitia Clark, Fotos: Charlotte Bland, Übersetzung: Claudia Theiss-Passaro, Dorling Kindersley Verlag (2022)

Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Katharina Höhnk

Von

Das Kochbuch La Vita è Dolce verspricht die Welt der italienischen Süßspeisen. Schon der erste Blick ist hinreißend. Mich als Leser:in erwartet eine nostalgische Atmosphäre voller Sonnenlicht in allen Schattierungen, feinstes Gebäck drapiert auf alten Leinentüchern mit wertvoller Spitze und köstliches Granita al caffè, das gerade zu schmelzen beginnt. Am liebsten würde ich sofort zugreifen.

Letitia Clark | Autorin
Letitia Clark (© Maria Bell)

Die Autorin Letitia Clark hat diese besondere Rezept-Menagerie geschaffen, die bei mir auf Anhieb funktioniert. Gleich zu Beginn stellt sie klar, dass ihr Kochbuch „weniger traditionell italienisch als vielmehr italienisch inspiriert“ ist. Sie sei Britin, habe in Frankreich ihre Ausbildung absolviert und lebe auf Sardinien. Die Kollektion entspringe ihren Leidenschaften, kombiniert mit ihrer Vorliebe für Schnelligkeit und Unkompliziertheit, stimmt sie ihre Leserinnen ein in Abgrenzung zum Titel, aus dem das nicht deutlich wird.

Und so wundert es nicht, dass zwischen Crostata und Biscotti auch Rezepte für Green Lime Posset auftauchen, eine Art englische Pannacotta mit mehr Fett, aber auch ein angelsächsischer Cheescake. La Vita è Dolce ist ein Kochbuch persönlich interpretiert von der aus Devon stammenden Autorin. Was für die einen sich als Enttäuschung entpuppt, hier adaptiert jemand ohne italienischen Pass Italienisches, ist für mich als Leserin die Stärke der Rezeptsammlung.

Zum Weiterlesen:

Leseprobe beim Verlag

Website und Instagram der Autorin

Mehr Kochbücher zur italienischen Küche bei Valentinas

Dank an die Araber

Denn Clark zeichnet dabei aus, dass sie Gegensätze bereichernd vereint. Ihr Kochbuch lebt von sommerlicher Leichtigkeit, fast Träumerei und zugleich erzählerischer und kulinarischer Substanz. Ihre Rezepte rahmt sie ein, methodisch wie kulturell, auch durch Essays wie über die Redensart Quanto basta – eine Formulierung der perfekten Mengenangabe – oder die Eigenheit italienischer Milchprodukte. Dabei schöpft die studierte Anglistin profund aus der Möglichkeit der Ländervergleiche, feinem britischen Humor und dem Wissen um die italienische Geschichte.

Kochbuch von Letitia Clark: La Vita è Dolce
Kochbuch von Letitia Clark: La vita è Dolce

Interessant war für mich zum Beispiel, welchen Einflüssen die Italiener ihre süße Tradition eigentlich zu verdanken haben, denn wo es dienlich ist, lassen sie sich auch inspirieren, wie die Geschichte zeigt. In diesem Fall waren es die Araber, die im 9. Jahrhundert den Anbau von Zuckerrohr einführten. Bis dahin war Honig oder Sapa, ein dunkler Sirup aus Traubenmost, üblich. Der Zucker ermöglichte nun ganz andere Texturen und war zudem frei von Eigengeschmack. Die klassische Cassata ist hierfür ein Beispiel.

Das ist eines der 80 Rezepte, die den Kategorien Kekse (biscotti), Tartes & Torten (crostate), Rührkuchen & Biskuit (torte), Desserts zum Löffeln (dolci al cucchiaio), Hefegebäck & Frittiertes, Eis (gelato) und Geschenke zuzuordnen sind.

Letitia Clark:

Es lässt sich schließlich nicht leugnen, dass jeder Tag dazugewinnt, wenn man weiß, dass man irgendwo in einem Schrank, einer Dose oder im Kühlschrank etwas zum Naschen finden kann.

Die Auswahl umfasst Klassiker wie Cannoli, aktuelle Trendsetter wie Fior di Latte mit Rosmarin – für Clark ein Qualitätsmerkmal jeder Gelateria – und viel Neues. Erwähnenswert ist die beliebte Torta ricotta e pere des Konditors Tal de Riso von der Amalfiküste. Haselnussbiskuit mit Birnensirup getränkt und einer cremigen Ricottacremefüllung – das klingt fantastisch. Die entscheidende Frage aber bei der ganzen kulinarischen Schönheit ist: Klappen die Rezepte?

Testing!

Meine Kochversuche begannen mit Pannacotta pur. Unzählige Rezepte habe ich dafür ausprobiert. Nach der zweiseitigen Einführung von Clark mit Tipps, wie Aroma, Konsistenz, Cremigkeit und Stürzen perfekt gelingen, habe ich mich daran gewagt. Fazit: Ihr Rezept ist das cremigste, das ich je probiert habe.

Aber noch mehr haben mich die nachfolgenden Versuche begeistert. Ihr Rezept für Maritozzi hat sich ad hoc einen festen Platz für meine Schlaraffenmomente erobert. Es handelt sich dabei um fluffige Hefebrötchen, die mit Orangenschale aromatisiert, Olivenöl verfeinert und einer Ei-Honig-Mischung glasiert werden, um schließlich mit Schlagsahne gefüllt werden. Sensationell. Für Ostern empfiehlt Clark die Maritozzi übrigens mit Rosinen und kandierten Zitrusschalen zu verfeinern.

La Vita è Dolce von Letitia Clark ist für mich ein Kochbuch, bei dem alles zusammenpasst: eine kluge und feinsinnige Erzählerin, ein herrliches Thema, durchdachte und begehrenswerte Rezepte und ein wunderschönes Antlitz. Ein Lieblingskochbuch, das ich nicht mehr hergeben werde.

Veröffentlicht im April 2023

Schreib' uns!

Meistgelesen

Themen A-Z

a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 0-9