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Katharina Höhnk

Kochbuch von Leila Lindholm: Meine Rezepte für die ganze Familie ★★★★

Meine Rezepte für die ganze Familie
Leila Lindholm
Fotos David Loftus
Edition Fackelträger (2016)
Leseprobe
Mehr über den Verlag

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Heike Hartmann

Von

Einfach, gesund, schnell, familientauglich – ist Leila Lindholm mit „Meine Rezepte für die ganze Familie“ ein Alleskönner gelungen? Der schwedische Darling, der auch schon einmal in einem Atemzug mit Martha Stewart und Nigella Lawson genannt wird, verspricht Familienfrieden an der Tafel mit ausgeruhter Köchin.

Ein wenig „unsere Silvia“, ein bisschen Bullerbü, ein hübscher Hund und eine fotogene Köchin: umrahmt von einer schwedischen Bilderbuch-Idylle präsentiert sich Leila Lindholm auf dem Cover ihres neuesten Buches. Für die Fotos zeichnet David Loftus verantwortlich, der Haus-Food-Fotograf unter anderem von Jamie Oliver. Die Fotos sind zugegebenermaßen hochprofessionell, äußerst ansehnlich und atmosphärisch gelungen. Nur das dichte Präsentieren der Familienmitglieder Lindholms erinnert dann doch an eine „Homestory“ der Regenbogenpresse.

Einmal trendy um die Welt

Die Rezepte sind schwedisch-asiatisch-orientalisch inspiriert –  quasi einmal um die Welt der Aromen. Das wird auch an ihren marokkanischen Wurzeln liegen, die sie in ihren Büchern zuvor ebenso einfließen ließ. Das alles wird sehr trendmäßig verpackt mit Schlüsselzutaten wie u. a. Avocado, Chia, Cashew und Grünkohl, und gewürzt mit Zauberwörtern wie Superfood, Raw (Ceviche) und Clean Eating.

Familienfreundlich bei Leila heißt, dass es darum geht, möglichst unterschiedliche Bedürfnissen an einem Tisch gerecht zu werden – dabei Allergien und Unverträglichkeiten zu berücksichtigen: So erhalten die Rezepte Labels von „glutenfrei“ über „laktosefrei“, von „ohne Ei“ bis „vegan“ bis hin zu „ohne Nüsse“, „kein weißer Zucker“ und „Rohkost“. Das trifft in der Tat den Leidensdruck mancher Köchin zu Hause, an deren Tafel plötzlich vegan, glutenfrei und clean gewünscht, nein sogar eingefordert wird.

Familienfreundlich heißt bei ihr aber auch „einfach“ im Sinne von wenigen Zutaten und Zubereitungsschritten. Manchmal ist das verblüffend, manchmal geht es aber auch so weit, dass sich mir die Frage stellt, ob man dafür überhaupt ein Rezept braucht? Zum Beispiel die „Gerösteten Pimientos“: die kleinen grünen Paprikaschoten zum Braten, die mittlerweile in fast jedem Supermarkt erhältlich sind, mit Olivenöl und Salz ab in die Grillpfanne. Fertig ist die Köstlichkeit, die sich auf fast jeder Tapas-Karte findet und sich sehr leicht auch zu Hause zubereiten lässt. Für jemanden, der diese noch nicht kennt, jedoch sicher eine Entdeckung.

Surf ’n‘ Turf

Das Buch beginnt mit Frühstücksrezepten unter dem Titel „Ein gesunder Start“, weiter geht’s mit „Kleinen Häppchen“ (hier sind auch die Gerösteten Pimientos oder ein Rezept für „Bruschetta mit Tomaten“ – sic! zu finden) und setzt fort mit „Gerichten für jeden Tag“, „Gemüse und Salate“, „Wochenende“ und „Süßes zum Schluss“.

Das für mich überraschendste Kapitel heißt „Surf ’n‘ Turf“. Darunter versteht man eigentlich eine Kombination von Meeresfrüchten und Fleisch in einem Gericht. Das ist hier aber nicht primär so gemeint, sondern es geht der Autorin zudem um die ungewöhnliche Kombination von Aromen, was z. B. bei den Muscheln in Kokos-Zimt-Soße überzeugend gelingt.

Garnelen, Krebsfleisch und Hummer kommen häufig als Zutaten vor, was hierzulande eher kostspielig ist und nicht in jede Familienkasse passen dürfte. Anders beim Lachs, der sich auch in vielen Varianten im Buch wiederfindet. Auffällig erschien mir dagegen die erstaunlich häufige Verwendung von Mangos (z. B. im Mango-Avocado-Eis) – ob diese in Schweden leichter im passenden Reifegrad zu finden sind? Und preiswerter sind als hier?

Mein Favorit: die Salate

Tituliert als Kochbuch für die ganze Familie, hätte ich mehr Basis-Rezepte erwartet. Leila Lindholm hat diese Eigenschaft anders interpretiert – eher zeitgemäß zugewandt und kulinarisch neugierig. So ist es zwar facettenreich, aber Kinder, die es vor allem pur mögen, finden sich nicht unbedingt wieder.

Mir haben die Salatrezepte am meisten Spaß gemacht – insbesondere der Grünkohlsalat war eine echte Gaumenfreude. Aber auch der Süßkartoffelslat mit Belugalinsen wie auch der Rosenkohlsalat mit Orange warten auf ihre Umsetzung.

Ein Kochbuch, das Zeitgeist, Lebensfreude und Experimentierlust versprüht – mit einigen guten Rezepten und Ideen, aber auch Vielem, was derzeit überall zu lesen ist. Mir fehlt dabei der kleine Tiefgang unter der Leichtigkeit. Oder ist es etwas mehr Zeitlosigkeit?

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Veröffentlicht im März 2017

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