Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
„Shalom“ – dieses hübsche kleine Büchlein grüßt auf zweifache Weise: als Sammlung von Köstlichkeiten aus der Welt der jüdischen „Forspeis“ und Appetizers, aber auch als Auftakt für eine Buchreihe, die auf mehrere Bändchen angelegt ist. Traditionelle „Forspeisn“ sollen den Magen auf die kommenden Gerichte vorbereiten – macht auch diese hübsche „Forspeis“ Appetit auf mehr?
Das Büchlein ist optisch auffallend edel aufgemacht, fein gebunden und mit dunklen, satten Farbtönen, garniert mit Ornamenten und dezentem Gold und Glanz – allerdings ist es wirklich recht schmal, nur eine gute Handspanne in der Höhe, zwischen den Buchdeckeln gerade einmal 26 Rezepte.
Die Reise geht einmal durch die jüdische Welt und damit natürlich auch quer durch die internationale Küche. Es gibt Klassiker der osteuropäisch geprägten askenasischen Küche wie Gehackte Leber, Knishes oder Gefillte Fisch, Strudel und Piroggen, nach sephardischer Art zubereitete Albóndigas, gute Bekannte aus dem Orient wie Muhammara, Zaziki, oder Lahmacun, italienische Artischockenherzen und natürlich die ikonischen New Yorker Delicatessen.
Das kann doch nicht alles sein?
Ein ausgesprochen schmales Buch, viel Altbekanntes – ich muss gestehen, zunächst bin ich irritiert. Des Rätsels Lösung: In der englischen Originalausgabe verrät Leah Koenig, dass „Shalom“ der Auftakt zu einer kleinen, hochwertigen Serie an Büchern über die jüdische Küche sein soll, der zweite Band – „Little Book of Jewish Feasts“ – ist angekündigt, weitere sollen folgen. Falls auch der deutsche Verlag hier mitzieht, ergibt sich sicher noch mal ein besseres Bild.
Die Rezeptsammlung ist zweigeteilt in kalte Küche (frisch – geröstet – eingelegt) und Warmes (gekocht – gebraten – gebacken), dazu gibt es Menüvorschläge für verschiedene Anlässe – Vorspeisen für die Sabbat-Mahlzeit, eine nahöstliche Mezze-Tafel, Horsd’œuvres für Dinner- und Cocktailparty und Appetizers für Chanukka – plus Einkaufslisten für fertige Vorspeisen von der Feinkosttheke und für die Käseplatte mit Beilagen.
Der Aufbau der Rezepte orientiert sich an den „Großen“: Jedem Rezept sind ein paar persönliche Anmerkungen, Tipps oder Erläuterungen vorweg gestellt, jedes Rezept wird mit einem Foto illustriert. Was bei großformatigeren Büchern gerne gesehener Standard ist, hat jedoch bei dem kleinen Format. Nebenwirkungen in puncto Praxistauglichkeit: Die Anleitungen erstrecken sich meist auf mehrere Seiten, häufig zerfällt sogar schon die Zutatenliste durch einen ersten Seitenumbruch in zwei Teile.
Entspanntes Kochen par excellence
Dafür sehr positiv: Die Rezepte sind tatsächlich einfach und meist gut vorzubereiten, sodass auch den Gastgebern einer entspannten Feier inmitten der Gäste nichts im Wege steht. Einige der Rezepte bewegen sich gar am unteren Ende dessen, was ich noch als „Kochen“ bezeichnen würde, hier wäre „Anrichten“ wohl eher die passende Vokabel, aber auch das hat ja mitunter seine Berechtigung, entscheidet doch schließlich immer noch der Gaumen und nicht der Aufwand in der Küche.
Die Rezepte, die ich ausprobiert habe, haben gut funktioniert. Nicht laut, nicht spektakulär, aber dafür präzise und feinsinnig ausbalanciert. Einen kleinen Abzug gibt es für den Einsatz von Zwiebel- und Knoblauchpulver, auf beides habe ich beim Nachkochen verzichtet. Dafür gibt es eine Lektion beim Eier kochen: Eier ins kalte Wasser legen, aufkochen, Flamme aus, Deckel drauf, genau 18 Minuten ziehen lassen. Ich hab ’s probiert: Das Ergebnis sind harte Eier. Nun ja, viele Wege führen zum Ziel.
Ein hübsches Büchlein mit nicht allzu vielen Rezepten, dafür sorgfältig ausgewählt und eingebunden in ein stimmiges und stimmungsvolles Gesamtkonzept. Ob sich das Ganze lohnt? Hm, für eine ganz uneingeschränkte Empfehlung ist es noch ein bisschen früh. Umso gespannter bin ich, wie es weitergeht. Die gute Qualität der Rezepte lässt hoffen.
Veröffentlicht im November 2018
Leah König ist keine bemerkenswerte Köchin, eher eine Sammlerin keiner wirklich guten Rezepte. Ihr vorheriges Kochbuch „Die moderne jüdische Küche“ ist keiner Empfehlung wert, ehrlich gesagt. Ich hatte übrigens noch nie etwas von ihr gehört und ich bin – was jüdische Küche angeht – ziemlich gut im Thema, auch alltäglich und zu den Feiertagen sowieso.
Die meisten interessant klingenden Rezepte sind nahöstlich und da gibt es bessere Bücher.
Wer sich für jüdische Küche interessiert, sollte zu Claudia Roden greifen.
Da kann ich nicht zustimmen, wir fanden Leahs Erstling sehr gut, siehe Rezi. Bekanntheit finde ich kein Kriterium bei der Bewertung eines Autors. Wir lassen die Rezepte sprechen.