Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Wenn ich nur eine Pfanne in meiner Küche haben dürfte, meine Wahl würde auf den Wok fallen. Diese Neigung teile ich offensichtlich mit Jennie Walldén. In Südkorea geboren, lebt die Kochbuchautorin heute in Schweden und ist dort eine erfolgreiche Gastronomin und TV-Köchin mit einem eigenen Podcast. Vier Kochbücher hat sie bisher verfasst, „Wok, Reis, Nudeln“ ist das erste, das ins Deutsche übersetzt wurde.
Jennie Walldén präsentiert darin Rezepte aus Thailand, Korea, Japan, Vietnam, China und Taiwan für den Alltag: inspiriert, adaptiert und für das hiesige Nachkochen zu Ende gedacht. Gemeinsam ist ihnen, dass sie im Wok gegart und mit Reis oder Nudeln gegessen werden. Auf diesen drei Säulen basiert das schlichte, rezeptfokussierte Konzept des Kochbuchs.
Zum Weiterlesen:
Leseprobe beim Verlag
Webseite und Instagram der Autorin
Mehr Asia-Kochbücher bei Valentinas
Nur ein paar Asia-Grundlagen vorweg müssen sein. Das Thema Kochen mit Wok kann abendfüllend erörtert werden, Walldén reduziert es in ihrem Buch auf das Wesentliche. Für das Gelingen zählt sie folgende Kriterien auf: Temperatur, Größe der Zutaten – einzeln und in der richtigen Reihenfolge – sowie Mise en place. Die Autorin empfiehlt die Anschaffung eines Wok, es lohne sowieso. Denn er habe viele weitere Einsatzmöglichkeiten wie Braten, Frittieren, Dämpfen oder Räuchern. Ich stimme der Anregung voll und ganz zu.

Abschließend macht die Autorin auf ein wichtiges Phänomen aufmerksam, das man als Köchin fürs Abschmecken beherzigen sollte und deswegen eine Erwähnung hier verdient: „Wok-, Reis- und Nudelgerichte werden oft mit einer Sauce kombiniert. Die Sauce schmeckt für sich allein oft sehr kräftig, manchmal fast überwürzt. Aber dann ist sie genau richtig.“
Kulinarische Rundreise durch Ostasien
Nun zu den Rezepten: Ein Kochbuch, das sich gleich mehreren Länderküchen widmet, klingt in Zeiten, in denen über Authentizität hitzig diskutiert wird, vielleicht beliebig. Tatsächlich hat mich die Bandbreite angesprochen. Die Rezepte tragen neben der Praktikabilität Handschrift und Wissen der Autorin, was sich auch darin zeigt, dass sie sie flexibel im Hinblick der Zutaten gestaltet. Walldén ersetzt Fleisch durch Pilze oder empfiehlt vegetarisches Hack, zeigt auf, wie man Zutaten austauschen kann, wenn das Original nicht zur Hand ist – zum Beispiel Tamarinde durch Limettensaft oder Makrut-Blätter durch Limettenabrieb; und das alles, ohne die Schlüsselaromen der Länderküchen zu sehr zu opfern.
Jennie Walldén:
„Wok, Reis, Nudeln. Wenn ich diese Wörter lese, steigt gleich eine Flut von Erinnerungen an viele wunderbare Gerichte in mir auf, die ich auf Reisen nach Asien und in Großstädten auf der ganzen Welt genossen habe.“
Nicht die Autorin, ihr Leben oder ihre Erinnerungen konkurrieren mit den Rezepten um die Zeilen – Letztere stehen klar im Vordergrund. Es geht Jennie Walldén in ihrem Kochbuch ausschließlich um das Kochvergnügen für die Leser:in. Das zeigt sich auch im Layout, das sich übersichtlich, ästhetisch und ohne Schnickschnack präsentiert.
In dem Kochbuch sieht wirklich jedes Rezept vielversprechend aus, die Latte lag also hoch beim Nachkochen. Aber erstaunlicherweise hat mich jedes probierte Gericht ausnahmslos glücklich gemacht. Das ist eine Ausnahme beim Rezensieren von Kochbüchern.

Das scharfe Schweinefleisch nach koreanischer Art mit seinem ausgeglichen scharf-süßen Geschmack und den knackigen Salatblättern als Kontrast in der Textur schmeckte toll. Ich hatte besonders großen Spaß an dem Rezept für selbst gemachte Nudeln. Sowohl die handgezogenen Nudeln aus Weizenmehl als auch die Silberhaarnudeln aus Reismehl und Kartoffelstärke ließen sich problemlos herstellen und waren von Geschmack und Konsistenz her richtig gut.
Jennie Walldéns Kochbuch Wok, Reis, Nudeln ist eine Empfehlung: Ob man Routine in der asiatischen Küche hat oder Kochanfänger:in ist – hier finden sich Ideen für jeden Tag und jede Gelegenheit. Dieses Kochbuch macht Spaß!
Veröffentlicht im August 2022
Liebe Susanne, danke für die tolle Rezension; das macht wirklich Lust auf mehr bzw. aufs nachkochen.
Sagt die Autorin auch etwas zu Woks auf Elektro- und Induktionsherden, oder geht sie davon aus, dass man einen Gasherd hat? Oder kann man z.B. auf einem Induktionsherd auch einfach eine normale Pfanne benutzen? Danke für deine Einschätzung und viele Grüße, Ulrike
Liebe Ulrike, die Autorin meint, man braucht im Grunde keinen Wok – maßgeblich ist eine gute Hitzeverteilung und viel Platz zum Umrühren (Stir Fry). Ein klassischer Wok plus Gas ist natürlich perfekt, aber es geht auch anders. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ein Wok mit flachem Boden aus Carbonstahl auf Induktion super funktioniert. Was aber wirklich wichtig ist, ist, dass die Pfanne sich richtig gut erhitzen läßt und Platz zum Rühren bietet.
Liebe Grüße!