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Katharina Höhnk

Kochbuch von Jasmine & Melissa Hemsley: Einfach gut essen ★★★★★

Hemsley & Hemsley –
Einfach gut essen – jeden Tag
Jasmine & Melissa Hemsley
Fotos Nick Hopper
Edel Books (2016)
Mehr über den Verlag

Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Charlotte Schrimpff

Von

Eigentlich ist alles gesagt. Über die Schwestern Hemsley haben schon so viele Menschen so vieles geschrieben, dass man sich eigentlich zurücklehnen könnte, die Hände über „Einfach gut essen“, ihrer neuesten Buchveröffentlichung, falten, ein „genauso gut“ dazuschreiben et c’est ça. Das wäre sogar ganz im Sinne dieses Guten und Einfachen – aber vielleicht auch ein bisschen kurzgegriffen angesichts dessen, was Melissa und Jasmine Hemsley vor einigen Jahren losgetreten haben.

Zwei Schwestern aus London, eine schöner als die andere, gehypt von Vogue bis Valentinas, Fürsprecherinnen eines gewissen Gemüse-Spiralisierers und spätestens seit ihrem Auftakt-Band „Natürlich gut essen“ auch in Deutschlands gesundheitsbewussten Küchen zuhause.

Neben Kolleginnen wie Ella Woodward, Angela Liddon oder Amy Chaplin freilich – die Attribute „jung“, „schön“, „gesundheitsbewusst“ und „erfolgreich“ treffen schließlich auf viele, viele andere Kochbuchautorinnen der Gegenwart zu. Da sind gewisse Parallelen in ernährungsphilosophischen Fragen unvermeidlich: Möglichst naturbelassen und unverarbeitet sollen Zutaten sein, Weizen, Roggen und Dinkel werden durch glutenfreie Pseudo-Cerealien wie Quinoa, Buchweizen und Amaranth ersetzt, und Fleisch, oft auch sämtliche tierische Produkte, kommen aus diversen Prinzipien nicht vor.

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Aber bitte mit Brühe!

Ausnahme: Hemsley und Hemsley (links). Omas gute Knochenbrühe ist den beiden eine Art Lebenselixier, das in Suppen, Schmorgerichten und Aufläufen auf keinen Fall fehlen darf. Auch, wenn diese „bone broth“ längst als neuer Foodtrend von New York aus um den Globus schwappt, dürften die Hemsleys zu den ersten gehören, die damit – und anderen Fleisch und Fischgerichten – dem fast schon dogmatischen und allgegenwärtigen Vegetarismus bzw. Veganismus Paroli bieten.

Warum, erklären sie im Vorwort: Manche Nährstoffe stecken eben ausschließlich in tierischen Produkten oder sind da für den Menschen besonders gut zugänglich. Und Nährstoffe sind die Grundlage ihrer Ernährungsphilosophie: nutrients over calories heißt das Credo, das auch Exzesse gesättigter Fettsäuren wie Carbonara, Pulled Pork und Quiche Lorraine unbedingt erlaubt – zumindest in den jeweils leicht modifizierten Versionen der Hemsleys. Die Nudelgrundlage besteht nämlich aus spiralisiertem Knollensellerie, zum Fleisch werden keine Burger Buns, sondern grüner oder Krautsalat gereicht und Kokosmilch ersetzt in der Lorraine die Sahne.

Blumenkohl-Pizzaboden-Mentalität, die klappt und schmeckt

Diese Blumenkohl-Pizzaboden-Mentalität ist eigentlich nicht neu. Mit dem Unterschied: Bei den Hemsleys funktioniert sie, denn die Ergebnisse schmecken wirklich richtig gut. Bei der Gekühlte[n] Schokoladencreme-Tarte etwa – einem dichten Puddingverwandten mit Buchweizen, Ahornsirup und Kakao – habe ich mich ernsthaft gefragt, wie etwas so durch und durch Leckeres so „gesund“ sein kann.

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„Einfach gut essen“ liegt seit zwei Monaten nonstop aufgeschlagen auf meinem Küchentisch und vierzehn bisher nachgekochte Rezepte aus nahezu sämtlichen Kapiteln von Frühstück bis Dessert sprechen Bände. Kurz habe ich auch überlegt, ob ich mich einem weiteren Hemsleyschen Grundgedanken – dem meal planning – unterwerfen sollte, es dann aber ob logistischer Fragen wieder verworfen.

Dabei wäre es eigentlich grundkomfortabel, denn die beiden liefern drei verschiedene Wochenessenspläne inklusive Einkaufsliste gleich mit. Dazu: Tipps zum Essen unterwegs, zum Aufbewahren und Einfrieren (Vorratsgläser ftw!) und zum kreativen Experimentieren mit den einzelnen Gerichten. Selten stehen die Komponenten bei ihnen nämlich unverrückbar fest: Wenn kein Amaranth zur Hand ist, nimm‘ für die mit Käse überbackenen Blumekohlroni eben Quinoa. Wenn’s gerad‘ keine frischen Kräuter gibt, tun’s auch die getrockneten.

Es fehlen einzig die Hinweise, wie man die allgegenwärtigen Dosen-Bohnen mit selbstgekochter Trockenware ersetzt. Wenn das aber das einzige ist, was man zum Beispiel bei Amy Chaplin nachlesen muss: geschenkt. Einfach und gut bleibt Jasmine und Melissas Küche nämlich trotzdem.

„Iss doch schön hier“ überschriftete neulich die ZEIT einen Text zur Besseresserinflation von vegan über paleo bis hin zu frei-von-allem-Irdischen. Vielleicht hat sie ihre Rechnung ohne die Schwestern Hemsley gemacht. Es gibt es nämlich, dieses gesunde und bodenständige Essen, das echtes Fleisch (nein, nicht nur Pute) und echten Käse enthalten darf und trotzdem ein bisschen hipper als bei Oma schmeckt.

Veröffentlicht im September 2016

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