Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Wer, wenn nicht Jamie Oliver, ist ein genialer Trendsetter und trifft den Zahn der Zeit? Ob Naked Chef, Reformierung der Schulkantinen oder jetzt One-Pot-Gerichte: Bei steigenden (Energie-)Preisen möchten viele einfache, kostengünstige Gerichte, die gut schmecken. Mein Grund, dieses Kochbuch zu rezensieren, war allerdings auch noch ein anderer: Ich bin nicht unbedingt ein Anhänger der One-Pot-Gerichte und war neugierig, ob Jamie Oliver mich von diesem Trend überzeugen kann?

Muss man Jamie Oliver (Foto links) noch vorstellen? Der Vater von fünf Kindern, der sein Privatleben stets schützt, begann als Naked Chef den guten Ruf der britischen Küche wiederherzustellen. Wer einmal in einem guten Landpub in England gegessen hat, weiß, dass britisches Essen auch fantastisch schmecken kann.
Oliver ist der Meister der Einfachheit und hat in der Vergangenheit immer wieder soziales Engagement bewiesen, so zum Beispiel im Restaurant „Fifteen“, wo er arbeitslosen und sozial benachteiligten Jugendlichen die Möglichkeit bot, das Kochhandwerk zu erlernen. Ebenso hat er mit seiner Sendung „Jamie’s School Dinner“ dazu beigetragen, die englischen Schulkantinen zu reformieren. Bei der Rezension dieses Kochbuchs haben meine Kinder seufzend festgestellt, sie würden sich sein Essen auch in ihrer Schulkantine wünschen.
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Mehr von Jamie Oliver bei Valentinas
Anderseits hat Oliver ein riesen Imperium aufgebaut und in letzter Zeit immer wieder mit Insolvenzen von sich reden gemacht. Nichtsdestotrotz vergeht kaum ein Jahr, wo nicht ein neues Kochbuch von ihm erscheint, und neugierig schlage ich das Buch auf, um zu sehen, was sein Team sich diesmal hat einfallen lassen.
Kostengünstig, einfach, alltagstauglich
Bereits auf den ersten Seiten strahlt einem ein Bild von Jules Oliver, der Ehefrau von Jamie, entgegen – seiner persönlichen Number One, der er dieses Kochbuch gewidmet hat. Es soll das Alltagsleben erleichtern und auch in Krisenzeiten die Kosten niedrig halten: Angeblich kosten die Hälfte der Rezepte weniger als € 2,50 pro Portion, damit liegt Oliver voll im Trend. Wichtiger sind ihm jedoch der Genuss und die Einfachheit, er möchte Köche jedes Niveaus ansprechen, was ihm mühelos gelingt.

Nach kurzen, einleitenden Worten folgt sofort der ausführliche Rezeptteil. Hier finden sich Kapitel zu Pfannenpasta, Burger oder reichhaltigen Nachtischen, aber auch die Vorrats- und Gemüsefreuden kommen nicht zu kurz. Generell sind die Rezepte nicht unbedingt kalorienbewusst, aber das sind sie bei Jamie Oliver selten. Das Kochbuch ist reichlich bebildert, die Fotos sind schlicht – hier wäre mit etwas Fantasie durchaus mehr rauszuholen gewesen. Die Rezepte sind gut gegliedert und enthalten auch eine Tabelle mit Nährstoffangaben (manchmal schaut man dort besser nicht hin). Bei den Portionsgrößen ist Oliver extrem großzügig, wir haben an den 4-Personen-Gerichten durchaus zwei Tage gegessen.
Jamie Oliver verspricht nicht zu viel, sein Buch ist eines der alltagstauglichsten Kochbücher, die sich nun in meinem Regal befinden. Die Rezepte mit wenigen Zutaten und geschmacklich top. Der Hasselback-Auberginen-Pie kombiniert gekonnt die Süße von Honig und Röstzwiebel mit salzigem Halloumi und Pitabrot. Aber auch bei der Kürbissuppe kann Oliver überraschen – die Dosenbohnen werden mitsamt der Flüssigkeit dazugegeben und so entsteht – auch wenn der Kürbis nicht püriert, sondern gewürfelt wird – eine herrlich cremige Suppe mit einer dezenten Rosmarinnote.
Unser Favorit bleibt das Süßkartoffel-Chili, ein cremiges, ausgewogenes und noch dazu vegetarisches Chili, das wir über mehrere Tage in den von Jamie Oliver vorgeschlagenen Variationen gegessen haben und uns nie langweilig wurde. Im Gegenteil, es wurde mit jedem Tag besser.
Jamie Oliver:
„Dieses Buch ist mein augenzwinkernder Gruß an die Kunst des minimalen Abwaschs – jedes Rezept erfordert nur ein Gargeschirr, ob Topf, Pfanne oder ofenfeste Form.“
Nur viele der Süßspeisen wie Butterweicher Croissantkuchen oder Sticky Fudge Pudding sprechen mich nicht an. Einzig die Apfeltarte probiere ich aus, aber sie geriet teigig und matschig. Die Koch- und Backzeiten sind knapp berechnet, meist brauchen meine Gerichte 10-30 Minuten länger, bis sie gar sind. Trotzdem bleibt es ein Kochbuch, das für den Alltag begeistert.
Dieses Kochbuch kann Skeptiker des One-Pot-Kochtrends wie mich durchaus überzeugen: Es bietet Rezepte mit kurzen Zutatenlisten und Zubereitungszeiten, hinterher gibt es wenig Abwasch, und dennoch überzeugen die Gerichte geschmacklich. Einfachheit siegt – typisch Jamie Oliver.
Veröffentlicht im Februar 2023
Liebe Eva, Danke für Deine Rückmeldung! Bitte entschuldige, dass meine Antwort etwas verspätet kommt. Das Kochbuch macht wirklich Appetit, mir hat die Rezension viel Spaß gemacht. Es ist ganz unterschiedliche – das Süßkartoffel-Chili ist für 12 Personen, manche Rezepte für 4, andere für 2. Es lässt sich unkompliziert umrechnen, allerdings war es für uns eigentlich immer zuviel – die Portionen pro Person sind sehr großzügig! Also lieber etwas weniger kochen…. oder andernfalls am nächsten Tag nochmals genießen. Melde Dich wenn Du noch Fragen hast, Liebe Grüße Julia
Ich kann auch die karamellisierten Apfelschnecken sehr empfehlen! Die gab es schon häufiger bei uns. Köstlich!!
Liebe Julia, vielen Dank für die Rezension, das macht Appetit! Mir ist bei der verlinkten Leseprobe aufgefallen, dass alle Pfannenpasta-Rezepte für nur eine Portion waren – ist das im ganzen Buch so und wenn ja, lassen sich die Rezepte unkompliziert für vier Personen umrechnen? Liebe Grüße, Eva