Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
„Kochen wie in Indien“ ist zur Abwechslung mal ein Ethno-Kochbuch, das nicht aus dem Englischen übersetzt zu uns gelangt, sondern von zwei Deutschen geschrieben wurde. Robi Banerjee und Indrani Roychoudhury eroberten sich die Küche ihrer indischen bzw. bengalischen Vorfahren nach und nach. In ihrem YouTube-Kanal Lucky Recipes teilen sie ihr neu erworbenes Wissen mit Schwerpunkten auf Nordindien (Indrani) und Bengalen (Robi).
Das Buch ist ansprechend und bunt gestaltet, hochwertig in GU-Qualität gemacht. Uns erwartet hier keine umfassende Länderküche, aber eine hübsche Einführung durch die Autoren ins Thema „Kochen wie in Indien“.

Wie immer beim indischen Kochen erscheinen die Zutatenlisten auf den ersten Blick sehr lang – und damit etwas abschreckend. Doch schon der zweite Blick zeigt, dass die Hälfte der langen Listen die zahlreichen Gewürze sind.
Verfügt man jedoch erst einmal über eine gewisse Grundausstattung, ist eine solche Zutatenliste nach der Öffnung der Gewürzschublade schnell abgearbeitet. Manchmal fühle ich mich dabei wie eine Alchimistin – ein halber Teelöffel Kurkuma, ein halber Teelöffel gemahlener Koriander, und darf es noch etwas Kreuzkümmel sein?
Nach Vorwort, Länderquickie und den Top-5-Zutaten folgen die Rezeptkapitel unter Basics & Streetfood, Fleisch & Fisch, Vegetarisch & Dals, Brot & Reis und Süßes. Zu den 5 Topzutaten werden Kurkuma, Masala, Chilis, Ghee und Dal gezählt – ja, das erscheint ein wenig beliebig.
Masalas sind ja Gewürzmischungen, zu deren Bestandteilen dann wiederum Kurkuma und Chilis gehören. Ghee, das geklärte Butterschmalz, ist sicher sehr typisch, aber lässt sich auch mit neutralem Pflanzenöl ersetzen. Aber wir wollen hier nicht so erbsenzählerisch sein, es geht eher um angenehme Unterhaltung, und ein so eher schmales Buch möchte keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Indrani Roychoudhury:
„Der Schlüssel zum authentischen Geschmack sind die vielfältigen Gewürze und ihre richtige Verwendung.“
Balance zwischen Authentizität und Nachkochbarkeit
Für Autoren der indischen Küche stelle ich es mir nicht leicht vor, eine Balance zu finden zwischen Authentizität und Nachkochbarkeit, zwischen Erklärungswust und Zutatenbeschaffungsrestriktionen.

Aber als Leserin macht mich die hier getroffene Wahl nicht immer glücklich. Nur sehr wesentliche Zutaten werden eingeführt und erläutert. Öfter mal finden sich neue Zutaten in den Rezepten mit dem Vermerk in Klammern „(indischer Laden)“, oft ist auch eine Ersatzmöglichkeit angegeben. Das ist hilfreich.
Warum aber z. B. getrocknete Bockshornkleeblätter nur als „Kasuri Methi (indischer Laden)“ angeführt werden, erschließt sich mir nicht. Ich persönlich verliebe mich ja gerne in Details, wie – Vorsicht Abschweifung! – dass „Shahi Kala Jeera“ Schwarzkümmel ist (Nigella sativa) und verwandt mit unserer hübschen Sommerblume Jungfer im Grünen (Nigella damascena), welche wiederum auch in Maßen genossen werden kann. (Bitte nicht mit Nigella Lawson verwechseln, die ich auch nur in Maßen genießen kann.)
Bekannte Gerichte aus indischen Restaurants
Die nachgekochten Rezepte überzeugen mich dann aber auf breiter Linie. Die Klassiker aus einschlägigen Restaurantbesuchen dürfen nicht fehlen wie: Butter Chicken, die wunderbaren Dals, Tandoori, Raita, Samosa, Pakora, Lamm Korma oder Biryani. Aber auch unbekanntere Rezepte wie der Hirse-Linsen-Eintopf „Khichdi“ sind zu finden.
Zum Weiterlesen
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Besonders gut gefielen uns das Tomaten-Dal, das Auberginencurry und der Paneer mit Ingwer und Mango. Aufbau und Erklärung der Rezepte funktionierten einwandfrei. Auf unserer Nachkochliste stehen noch das Eiercurry mit Kartoffeln und das Butter Chicken, dazu muss mir aber erst wieder ein glückliches Huhn in den Einkaufskorb flattern.
Kochen wie in Indien ist ein hübsches und zuverlässiges Buch für EinsteigerInnen in die indische Küche. Es überfordert nicht und liefert verlässliche und geschmackvolle Rezepte, die uns an die unendliche Vielfalt des Subkontinents sanft heranführen. Wer nach mehr Tiefe verlangte, dem empfehle ich woanders Ausschau zu halten.
Veröffentlicht im Juni 2021
Gerade habe ich mir ein paar Videos der beiden angeschaut, in denen alles sehr gut erklärt wird.
Ich glaube, ich werde mal ein paar Sachen ausprobieren. Bisher war die indische Küche nicht so mein Favourit,
Einen schönen Sonntag!
Liebe Ute, das freut mich, dass dich die beiden inspirieren. Ich liebe die indische Küche sehr. Auch wenn ich immer mal wieder bei den XXL-Zutatenlisten aufstöhnen muss. Viel Freude! Herzlichst Katharina