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Katharina Höhnk

Kochbuch von Hans Gerlach: Kochen – so einfach geht’s ★★★★★

Kochen – so einfach geht’s

Das Grundkochbuch in 1000 Bildern

Hans Gerlach, Fotos Alexander Walter
Gräfe und Unzer Verlag (2013)
Mehr über den Kochbuch-Verlag

Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Sylvia Peters

Von

Recht hat er, der Herr Gerlach, so einfach isses nämlich. Sofern man des Lesens mächtig und im Besitz eines funktionierenden Herdes ist, sollte es möglich sein, mit diesem Grundlagenkochbuch in relativ kurzer Zeit solides Kochhandwerk zu erlernen. Erfreulich undogmatisch (ja, man darf auch mal fertige Panade nehmen) und ohne Gastro-Lyrik kriegt man hier einen dickes, bodenständiges Kompendium, das von Suppen und Salaten, Kartoffeln, Nudeln, Reis, Gemüse, Fleisch, Fisch und Süßem alles versammelt, was sich hier so landesweit auf dem Durchschnittsteller findet.

Ich kann aber leider nicht an mich halten, es muss einfach raus – Himmel! Dieses Cover! Ein Spiegelei auf einer Pfannen-Kreidezeichnung! Und dann auch noch schwarz unterlegt! Vielleicht ist es das raffinierteste Understatement aller Zeiten oder GU will die Bücher am liebsten nicht rausrücken (was ich verstehen könnte) oder irgendeine perfide Verschwörung war da im Gange. Schublade: Kochbuch für Studenten, die sich nur mal ein Ei kochen. Unrecht tut man ihm, dem dicken Hardcover-Ding, denn hat man`s erstmal aufgetan, hört man nicht mehr auf, hin und her zu blättern – und das ganze Kochuniversum versammelt zu finden – hier Tiramisu, da Züricher Geschnetzeltes, Schupfnudeln, Kartoffelsalat, vorne Hühnersuppe und Leberknödel, hinten Topfenknödel und das alles mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen in insgesamt 1000 Fotos. Neben traditioneller deutscher Küche mit diversen Braten, findet man auch das, was uns auf Reisen so lieb geworden ist, wie spanische Paella, italienische Pasta und Tom kha gai, die aromatische thailändische Hühnersuppe.

Als Augenmensch halte ich es für erwähnenswert, dass es zu jedem Rezept Fotos gibt – zu vielen die jeweils 9 schrittweisen, manchmal nur eins. Höchst anfällig und daher rasch Feuer und Flamme bin ich für den Gerichte-Präsentier-Duktus, diese hellgrau bis grau und braun unterlegten, schön gleichmäßig ausgeleuchteten Foto-Kreationen auf weißen Porzellantellern mit Silberlöffel. Kein Dekorwahnsinn mit viel Schnickschnack.

Herrlich idiotensicher

hans-gerlach-insideZugegebenermaßen bin ich nicht die fleißigste aller Köchinnen, mit Arbeit und zwei kleinen Kindern ist die Zeit oft knapp, aber von Herrn Gerlach fühlte ich mich animiert, wieder mal selbst Gemüsebrühe zu kochen – die seine ist nämlich in zehn Minuten fertig gekocht, und das noch bissfeste Gemüse kann gleich weiter zu einem Salat oder als Beilage verwendet werden. Unter “Tipps”, die sich zu fast jedem Rezept finden, gibt es auch die noch aromareichere Variante, die Brühe eine Stunde köcheln zu lassen und sie in Gläser abzufüllen. Dazu neun Fotos auf einer Seite, deren Zahlen genau den Zahlen im Text entsprechen. Das ist so herrlich idiotensicher, dass ich wünschte, ich hätte das Buch vor 20 Jahren im Studentenwohnheim bereits besessen.

Machbar, verständlich UND köstlich

Überhaupt diese Tipps! Dass die Füllung nicht im Omelett gart, man also etwas vorgegartes oder rohes zum Befüllen nehmen soll, dass außerdem das Geheimnis beim Kartoffelpüree im sanften Pürieren liegt (sonst schmeckt das Zeug wie Kleister) oder dass man das Gemüse auf der Gemüsequiche immer erst ein bisschen vorgaren muss, wie man Gulasch einkochen kann und dass die meisten Eisparfaitmassen ein wenig Alkohol enthalten, weil dadurch der Gefrierpunkt der Eismasse sinkt und das Eis auch tiefgekühlt nicht zu hart wird und vieles andere mehr. Mir ist es höchst sympathisch, wenn ich merke, das hinter dem Kochbuch jemand steht, der wirklich lehren möchte ohne zu schulmeistern, der wirklich will, dass es a) jeder irgendwie hinkriegt, b) verständlich beschrieben ist und dass es einfach gut schmeckt – letzteres im doppelten Sinne, da es keine exotische-teuren oder nur in Städten über 500 000 Einwohnern zu beschaffende Zutaten gibt und einen auch die Zubereitung nicht schrecken muss. Es gibt Angaben zur Zubereitungszeit, Menge und Nährwertangaben, die Anweisungen sind exakt und eindeutig. Beim Kochen und besonders beim Backen kann man mit Verlaub gar nicht krümelkackerisch genug sein. Da wird 1 cm groß gewürfelt, 3 Esslöffel von diesem oder jenem, nach 6 Minuten wenden usw. Besonders Kochanfänger werden für dieses An-der-Hand-nehmen dankbar sein.

Eine pfiffige Sache ist auch die, dass man, sofern im Besitz dieses Werkes und eines Smartphones, eine kostenlose App herunterladen kann und etliche der Grundrezepte (nicht sämtliche Rezepte aus dem Buch) scannen kann und somit Einkaufsliste und Zubereitung immer dabei hat. Funktioniert super und ist echt praktisch.

Klassiker soweit das Auge reicht

Über die Auswahl an Rezepten, die am Ende des fast 300-Seiten dicken Wälzers sinnvoll nach Titel und Hauptzutaten geordnet sind, lässt sich folgendes sagen – hier sind die absoluten Klassiker notiert wie Kartoffelsuppe, Linsensuppe, Rührei mit Schnittlauch, Pizza Margherita, Forelle nach Müllerin Art, Wiener Schnitzel und Rouladen, Rote Grütze und Mousse au chocolat plus kleine Imponierköstlichkeiten wie Lebkuchen-Eistörtchen, Barolobraten mit Balsamico-Perlzwiebeln, Seeteufel-Piccata mit Polenta oder etwa Spinatsalat mit Fetakäse. Da soll mir noch mal einer kommen und sagen, kochen ist nicht leicht.

Veröffentlicht im Dezember 2013

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