Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Libanesisch kochen, das im vergangenen Herbst auf Deutsch erschienene Kochbuch von Ghillie Başan führt ohne viel Schnickschnack in die vielfältige und aromatische Küche des Libanons ein. Ein tolles Buch für Einsteiger, aber auch ein Buch, das man gerne in die Hand nimmt, wenn sich Gäste ankündigen und es in der Küche zwar einigermaßen schnell und unkompliziert hergehen, dennoch aber ein beeindruckendes Menü aufgefahren werden soll.
Ghillie Başan weiß, wovon sie spricht. Die studierte Sozialanthropologin und gelernte Köchin hat bereits zahlreiche erfolgreiche Kochbücher veröffentlicht mit Schwerpunkt auf dem Mittleren Osten, Nordafrika, und auch Südostasien. Lange Zeit lebte und arbeitete sie in der Türkei. Mittlerweile hat sie sich in Schottland niedergelassen, wo sie in ihrer eigenen Küche Kochkurse veranstaltet, von wo aus sie aber auch immer noch zu ihren weiten Reisen startet und als leidenschaftliche Food- und Reisejournalistin ihr Expertenwissen mehrt und ihre Eindrücke und Erfahrungen erfreulicherweise in immer neuen Publikationen veröffentlicht.
Das hier besprochene Buch bietet auf 16 reich bebilderten Seiten einen Überblick über die Landschaften und Regionen des Libanons; einen kurzen historischen Abriss, der einem verdeutlicht, wie viele andere Kulturen Einfluss auf die Esskultur hatten; geht auf die aktuelle Bevölkerungsstruktur und die wichtigsten Feiertage ein; erläutert das Grundwesen der libanesischen Küche und stellt die traditionellen Lebensmittel (inkl. Trüffeln!) vor sowie die wichtigsten Gewürze, Kräuter und Aromen, die in kaum einem Gericht fehlen dürfen. Eine Vorstellung der traditionellen Getränke rundet die Einführung ab.
Die nun folgenden 80 Rezepte hat Başan unterteilt in die Kapitel Meze und Salate (12), Suppen, Brote und Snacks (12), Getreide, Bohnen und Linsen (9), Fisch und Schalentiere (10), Fleisch und Geflügel (12), Vegetarische Gerichte (12) und Desserts, Konfitüren und Getränke (13). Zu fast jedem Rezept gibt es mindestens drei Fotos, die einzelne Stadien der Zubereitung und natürlich das fertige Gericht zeigen. Eine kleine Einleitung zu jedem Rezept geht auf die Herkunft des Rezeptes ein oder gibt dazu passende Beilagen-Tipps. Das Layout ist sehr übersichtlich gegliedert, persönlich besser gefallen hätte mir jedoch eine etwas kleinere Schriftgröße.
Fast immer sind die Rezepte für 4-6 Portionen berechnet, was sich als Vorteil herausstellen sollte. Ich habe mehrmals begeistert für ca. 6-10 Personen gekocht und einfach wild und nach Lust und Laune die Rezepte rausgesucht, die mich gerade am meisten angesprochen haben, und es gibt wohl kaum Rezepte in diesem Buch, die nicht miteinander harmonieren. Ein, zwei Salate, ein paar Dips, was mit Teigtaschen und was mit Fleisch und Fisch, Gemüse aus dem Ofen und natürlich ein Dessert.
Erfreulich ist, dass (bis auf ganz wenige Ausnahmen, ich sage nur Limabohnen!) alle Zutaten problemlos in jedem besser sortierten türkischen Lebensmittelgeschäft zu besorgen sind, von gut sortierten Biosupermärkten ganz zu schweigen. Das macht Spaß beim Planen! Und das ist die eigentliche Stärke dieses Kochbuchs. Ich koche häufig für Gäste, aber selten war der Aufwand so gering. Die Zutaten sind schnell besorgt und selbst für 10-12 Gerichte war ich nie länger als 2 Stunden in der Küche beschäftigt. Und werde dennoch mit einer reich gedeckten Tafel belohnt, deren Gerichte optisch schon das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen und auch geschmacklich nicht enttäuschen – super!
Gleichzeitig ist das aber vielleicht auch ein kleiner Schwachpunkt, der jedoch nicht im Buch zu suchen ist, sondern vielleicht eher im Wesen der libanesischen Küche gründet: die meisten Rezepte würden für mich nicht alleine funktionieren. Zu einem Käse-Joghurt-Dip braucht man nun mal noch was dazu, und auch gefüllte Zwiebeln oder Käseomelett mit Paprika und Oliven verlangen nach einer Begleitung. So werde ich also weiter dankbare Gäste einladen, damit ich schön viel kochen darf! :o)
Libanesisch kochen ist nicht das Buch für diejenigen, die schon viel Erfahrung mit der libanesischen Küche haben oder es sehr genau wissen wollen. Hier wird nicht erklärt, wie man Butterschmalz selbst herstellt, man kauft einfach Ghee. Ghillie Başan geht auch nicht davon aus, dass irgendjemand Zaatar auf seinem Balkon oder im Garten angepflanzt hat und gibt folglich ein einfaches Rezept an, mit dem man sich eine Variante der zahlreich existierenden unter der Verwendung von Thymian selbst mischen kann. Dennoch würde ich der Autorin hier keine Oberflächlichkeit vorwerfen wollen. Es ist lediglich ein guter Kompromiss und macht das Buch umso alltagstauglicher und geeignet auch für diejenigen, die die wunderbare Küche des Libanons erst noch entdecken wollen.
Veröffentlicht im Mai 2011
Das interessiert mich jetzt doch, das Problem mit den Limabohnen. Ich bin relativ sicher, daß die großen Bioläden Limabohnen von Davert führen. Noch heute nachmittag werde ich mich davon überzeugen .-)) Danke für die tolle Rezension. Und viele Grüße von pati
Oh ja , gerne! Ich grübelte auch schon iSv “Hatte ich die nicht schon gesehen?”