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Katharina Höhnk

Kochbuch von Gerhard Jenne: Konditor & Cook: Deservedly Legendary Baking ★★★★★

Konditor & Cook
Deservedly Legendary Baking

Gerhard Jenne, Fotos Jean Cazal
Ebury Press (2014)

Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Annick Payne

Von

Im Schlaraffenland muss der Himmel purpurrot sein, und die Sterne, die dort am Firmament leuchten, sind rund und mit Schokoladenkringeln geschmückt. Wer jetzt auf den Einband von Gerhard Jennes neuem Backbuch, Konditor & Cook. Deservedly Legendary Baking schaut, der ist schon fast dort angekommen. „Nimm mich in die Hand“, flüstert der Band leise, „schlag mich auf.“ Danach braucht es keine Worte mehr…

Konditor & Cook ist die exildeutsche Erfolgsgeschichte des badischen Gerhard Jenne, der auszog, den Engländern mit seinen Backwaren das Leben zu versüßen. Seine Kreationen verbinden englische und deutsche Einflüsse, das Beste aus beiden Welten. So wären die kreativen Dekorationen vor der Generation Cupcake eher im angelsächsischen Raum beheimatet gewesen, zeigen aber die Herkunft des Konditors durch ein geschmacklich noch vertretbares Zuckerniveau. A marriage made in heaven!

Mittlerweile betreibt der Autor mehrere Konditor & Cook Filialen und bäckt daneben noch für prominente Auftraggeber wie Terence Conran. Nach der Lektüre seines Bandes und ausgiebigem Testbacken frage ich mich, was hat London, was unser kleines Kaff nicht hat? Schon irgendwie gemein, dass so ein kreativer Kopf nicht in meiner direkten Nachbarschaft weilt. Zum Glück für alle, die nicht im Einzugsgebiet der britischen Hauptstadt leben, liegen Jennes beste Rezepte nun in Buchform vor, sodass ein Hauch urbaner Backlust auch durch fernere Orte wehen kann.

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Fast hypnotisch lädt der Curly-Whirly-Kuchen auf dem Einband zum verweilen ein, aber es wäre eine Schande, den Band nicht aufzuschlagen. Denn hier warten sieben umwerfende Rezeptkapitel: Kuchen, Tarts, Teilchen, Brownies, Muffins… es gibt nichts, was es nicht gibt. Bei mir war es Liebe auf den ersten Biss, ach nein, Blick: ein Band, den man betont langsam durchblättert, weil jedes Foto einen in neue Traumwelten verführt, aus denen man sich erst losreißen muss, bevor es weitergehen darf. Allein die Fotos zeigen und sind kleine Kunstwerke entsprechend Jennes Anspruch, mit Kuchen Kunst zu machen. Spätestens beim Kohlkopf aus Schokolade wird auch der hartgesottenste Kritiker lächeln. Mindestens. Und wer den Schäfchenmuffins widerstehen kann, hat kein Herz.

Die Frage ist also weniger, was probier ich aus, als vielmehr in welcher Reihenfolge. Die Rezepte decken eine große Bandbreite von einfach bis anspruchsvoller ab, für jede Gelegenheit ist etwas dabei. Neben Standards wie Blechkuchen mit Pflaumen – übrigens der beste, der mir je unter gekommen ist – und Bienenstich im Brötchenformat findet man Nusszopf, eine Art-Deko angehauchte Schokoladen-Himbeertart, aber auch exotisches Gebäck wie Melonen-Ingwerkuchen. Deutsche Klassiker wie Zimtsterne und Vanillekipferl reihen sich an englischen Victoria Sponge Cake und Scones.

Hält der Praxistest, was der geschmackvolle Band verspricht? Da ich den Schäfchenmuffins auf der Stelle verfallen war, habe ich noch am gleichen Tag, als ich sie zum ersten Mal erblickte, losgebacken. Einen besseren Einstieg hätte es nicht geben können, und keine dankbareren Esser als die, die ich hiermit beglücken konnte. Da der Band zur sommerlichen Partysaison eintraf, konnte ich mich austoben, Nachbarn und Freunde mit Jennes Kreationen verköstigen. So schnell, wie sie verschwanden, konnte man gar nicht nachbacken. Die Curly Whirly Brownies waren so schnell weg, dass ich Glück hatte, noch die Abschnitte vom Begradigen zu Hause zu haben, sonst hätte ich nicht einmal probieren können. Und so erging es mir bei allen Rezepten, viel Oh, viel Ah, und nicht ein allerkleinster Rest.

Jennes Backbuch schafft dabei den Spagat, interessante Rezepte für Kochbuchfanatiker zu beinhalten, welche die Investition in noch ein weiteres Kochbuch rechtfertigen, aber gleichzeitig genug Standardrezepte zu beinhalten, dass dies auch ein geeignetes Anfängerbackbuch wäre. Mit dem kleinen Vorbehalt, dass die Dekorationsanleitungen teilweise ein gutes Vorstellungsvermögen brauchen. Hier lohnt es sich, kurz innezuhalten und mitzudenken, was genau gemeint sei. Und dann: ausprobieren und probieren. Es lohnt in jedem Fall, auch wenn der erste Versuch noch nicht ganz wie beim Konditor ausschaut. Meine Schäfchenmuffins jedenfalls waren so niedlich, dass es uns fast leid tat, sie zu essen. Wir haben uns dann doch überwinden können.

Konditor & Cook trägt den Untertitel Deservedly Legendary Baking zu recht. Wer Kuchen mag, braucht dieses Buch. Legendär!

Veröffentlicht im Dezember 2014

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