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Katharina Höhnk

Kochbuch von Gerd Eis: Grillen – Taste of Asia ★★★★

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Isabel Geigenberger

Von

Sommerliches Grillen mit asiatischen Aromen, das ist eine ausgesprochen verführerische Kombination. Koriander! Zitronengras! Ingwer! Knoblauch! Schon die Vorbereitung der Würzpasten und Marinaden macht Freude und die Ergebnisse können sich sehen lassen.

Ein grafisch gestalteter Titel, ein sehr kurz gehaltener Text zum Autor im Anhang, keinerlei Vorwort oder Personenfotografie – dieses Buch kommt ganz anders daher als viele seiner Zeitgenossen. Dabei hat Gerd Eis durchaus einiges vorzuweisen, hat jahrelang in führenden Restaurants in Asien gearbeitet, mal eine Kochshow moderiert, in der Wiesbadener „Ente“ den Stern verteidigt – er könnte sich also durchaus mehr inszenieren. Dass stattdessen die Rezepte und Gerichte im Mittelpunkt stehen, ist sehr sympathisch.

Die Seiten sind im Collage-Stil gestaltet, großformatige, sehr abwechslungsreiche Fotografien machen Appetit, ein klarer Aufbau hilft bei der Orientierung. Wir fallen also ohne Vorwort direkt in die „Besonderen Zutaten“ und „Grill-Basics“. Alles knapp und sachlich, dabei durchaus zielführend. Zwischen die Hauptkapitel Fleisch, Geflügel, Seafood, Gemüse und Salate sind drei Teile mit Dips & Saucen geschoben, die wohl zu den vorhergehenden Rezepten passen sollen. Eine Zuordnung Gericht-Sauce ist nur gelegentlich vorgegeben, viele Saucen stehen auch einfach so da.

So hatte ich zu einem Grillabend das Asia-Pesto gemacht, zu dem ich gar keine Verzehrempfehlung finden konnte. Passte aber gut zu Lamm oder auch zu den gegrillten Tintenfischen. Etwas Abenteuerfreude sollte man also schon mitbringen. Die asiatischen Zutaten sind ganz gut zu besorgen, die Hauptzutaten können auch mal exotisch sein: Kingfish, Wachteln oder Bärenkrebse sind vielleicht nicht immer vorrätig. Dankenswerterweise nennt Herr Eis jedoch auch Alternativen.

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„Alles für Deine Grillparty!“

Und dann – nach den Rezepten und nach Rezeptverzeichnis und Zutatenregister – ganz unverhofft „Alles für Deine Grillparty“! Platzkarten, Untersetzer und Menü-Schriftzüge in bunten mehr oder minder asiatischen Designs zum Ausschneiden oder als Kopiervorlage. Eigentlich eine ganz nette, sehr verspielte Idee, die da so unerwartet und ohne viel Text noch daherkommt. Meine Tochter fand’s klasse.

Ich hatte das Gefühl, den Rezepten eine tiefergehende Beschäftigung mit der asiatischen Küche anzumerken. Da hat nicht jemand die 35. Abwandlung einer Satay-Sauce aufgeschrieben, wie man sie im Internet findet, sondern vermutlich über einen längeren Zeitraum diese Sauce in einem Restaurant serviert, das lokale Connaisseure versorgen musste. Entsprechend ist die Zubereitung etwas aufwändiger als die bisher von mir probierten Varianten, etwas, was mich ja erst mal nicht gerade in Begeisterung versetzt.

So schien mir dieses Rezept zunächst unnötig kompliziert, hatte ich doch auch schon z.B. mit Erdnussbutter als Grundzutat ganz gute Ergebnisse gehabt. Doch das Ergebnis überzeugte vollends: ja! zum mühevollen Entbeinen der Hühnerschenkel anstelle der trockenen überbewerteten Brust! Ja! zur dicken zitronengrasschwangeren Marinade, die zunächst auf dem Grill
zu stören schien.

Ja! Zum Anschwitzen und Köcheln und Mixen und Passieren

Ja! zum Anschwitzen und Köcheln und Mixen und Passieren der Erdnusssauce! Ich wüsste auf Anhieb nicht, in welchem Restaurant ich so eine Qualität an Saté-Spießen zuletzt genossen hätte. Mit einem derartigen Genusserfolg springt man doch gleich beherzter in das nächste Nachkoch-Abenteuer.

Und dafür ergab sich die Gelegenheit einige Wochen später, beim Grillnachmittag eines Freundes. Schweinebauch und Hühnerschenkel wollten am Vortag mariniert werden. Karottensalat und Tomaten-Papaya-Päckchen waren schnell vor- und zubereitet. Das Ergebnis – rundum gelungen, nur den Karottensalat würde ich nach eigenem Gutdünken kräftiger und vor allem mit mehr Säure würzen. Die prinzipielle Mengenangabe im Vorwort „für 4 bis 6 Personen“ muss für die Beilagen mit Vorsicht genossen werden. Der Karottensalat allein wäre für diese Menge recht sparsam gewesen. Aber zumeist kombiniert man die Salate und Beilagen ohnehin.

Dieses Buch bietet eher mehr, als das etwas schlichte Titelbild, das mich persönlich so gar nicht anspricht, verheißt. Eine bunte Palette gut durchdachter Gerichte, die zum Stöbern und Ausprobieren einladen. Eine schöne Ergänzung zum Höhepunkt der Grillsaison, wenn die Bratwürste und Nackensteaks nicht mehr so begeistern und man sich kulinarisch in weite Fernen träumen möchte.

Veröffentlicht im August 2016

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