Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
„Nicht schon wieder eine Bloggerin, die ein Kochbuch veröffentlicht!“ Ein naheliegender erster Gedanke. Also zumindest war es meiner, als ich sah, dass Ella Woodward unter die Autoren gegangen ist. Aber ich kriege ja auch schon Ausschlag, wenn mir jemand nur sagt, dass er Blogger ist. Ganz ohne Kochbuch. Was aber in diesem Fall Verschwendung gewesen wäre. Denn die Rezepte in „Deliciously Ella“ sind genau das, was der Titel verspricht: delicious!
Um an die zu gelangen, muss man aber erst etwas blättern. Zugegeben, das Cover ist sehr einladend – frisch, fröhlich, farbenfroh. Doch dann kommt der Dämpfer in Form von „Meine Geschichte“. Inspirierend ist Ellas Lebenslauf zwar, aber auch, nun ja, abschreckend. Von der zuckerliebenden Studentin (oh ja!), die von einer seltenen Krankheit heimgesucht und ans Bett gefesselt wurde (oh nein!), bevor sie sich mit gesunder Ernährung heilte. Heißt: glutenfrei und vegan (oh Gott!). Ich höre sie schon, die Skeptiker. Ich sehe sie, die Augenverdreher. Nicht abschrecken lassen! Lesen und so unvoreingenommen wie irgend möglich weiterblättern. Dann tut es sich auf, das kulinarische Universum köstlicher Leckereien. Und das „Oh Gott!“ kommt Ihnen dann aus ganz anderen Gründen über die Lippen. Versprochen.
Bloggerin halt: atmosphärisch, trendig, cool
Los geht’s mit ein bisschen Warenkunde und Basic-Rezepten wie Mandelmilch und -mus, gefolgt von sechs reinen Food-Kapiteln auf knapp 200 Seiten: „Körner“, „Nüsse und Kerne“, „Bohnen und Hülsenfrüchte“, „Gemüse“, „Früchte“ sowie „Smoothies und Säfte“. Zu guter Letzt kommt noch „Leben wie Deliciously Ella“ mit Anleitungen für das perfekte Brunch, Dinner-Menüs, Mädelsabende und Picknicke. Alles unterstrichen von Fotos, wie man sie derzeit von Bloggern erwartet: atmosphärisch, trendig, cool. Nichts Neues also an der Front, aber dennoch sehr schön anzusehen.
Gleich das erste Rezept, das muss ich an dieser Stelle leider zugeben, war allerdings etwas enttäuschend: Quinoa-Kurkuma-Bratlinge – ganz mein Geschmack. Und lecker waren sie ja auch. Nur war die Backzeit (zumindest für meinen Ofen) zu knapp bemessen, und die Dinger haben am Blech festgeklebt. Fairerweise muss ich aber dazu sagen, dass Burger nicht gerade meine Stärke sind. Diese Bratlinge waren jedenfalls nicht die ersten, die mir nicht gelangen. Bei Weitem nicht! Nachdem das Blech wieder gesäubert war und der Bratlingteig in gebackener Puddingform serviert war, ging es nur noch bergauf…
Haferkekse – besonders lecker in selbstgemachten Kakao-Haselnuss-Aufstrich getunkt, Müsliriegel und Chia-Frühstückspudding. Letzteren habe ich zubereitet, nachdem ich in Kopenhagen im berühmten Rohkost-Restaurant „42 Raw“ ein sehr ähnliches Gericht gegessen hatte. Und was soll ich sagen: Ellas Version ist mindestens genauso gut und seitdem mein liebster Startschuss ins Wochenende.
Und die Desserts!
Der Großteil der Rezepte beinhaltet großzügige Mengen Nüsse oder Avocados, was sie wunderbar sättigend macht, auch wenn sie auf den ersten Blick nicht so aussehen. „Diese guten Fette machen nicht dick“, versichert Ella. „Der Körper liebt Avocados und Mandeln, die euch mehr Energie liefern, als ihr euch vorstellen könnt.“ Wie wahr! Den Beweis liefern zum Beispiel der Linsen-Zucchini-Minze-Salat und der lauwarme Rucolasalat mit Ofenkürbis, Oliven und Avocado. Letzterer kommt derzeit mindestens einmal pro Woche bei uns auf den Tisch. Wunderbar – und wandelbar! Ein paar Seiten später zeigen der marinierte Grünkohlsalat mit Granatapfelkernen und die gefüllten braunen Champignons, dass glutenfreie, vegane Kost alles andere als einfallslos und langweilig sein muss. Grünzeug kann eben auch anders!
Die Dessert-Rezepte (u. a. im Gemüsekapitel zu finden!) haben mich aber komplett umgehauen! Und meine Gäste. Ein Tisch voller zuckerhungriger Allesesser und man tischt Süßkartoffel-Brownies auf? Ja, das geht. Und statt Prügel gab’s sogar Lobeshymnen. Geht superschnell, ist supereinfach und superlecker! Noch einfacher ist die Avocado-Schokoladen-Mousse: Alle Zutaten in die Küchenmaschine, fertig. Die Rübli-Torte mit Karamellglasur ist zwar etwas aufwendiger, wenn man Zeit hat aber unbedingt eine Sünde wert!
Fazit: Von gesunden Gerichten, die nicht nur vegan, sondern auch noch frei von Gluten und raffiniertem Industriezucker sind, wird man nicht nur satt. Sie schmecken grandios und sind großteils innerhalb von 30 Minuten zubereitet. Viele der Rezepte gehören mittlerweile zu meinem regelmäßigen Repertoire. Und mein Mann fragt sogar (von selbst!) wann es wieder Süßkartoffel-Brownies gibt.
Veröffentlicht im Januar 2016
Liebe Stefanie, was für eine tolle Rezension! Ich habe mich in der Art deiner Beschreibung so sehr wiedergefunden, von deiner anfänglichen Skepsis bis hin zur überschäumenden Begeisterung. Nachdem ich sämtliche Zutaten für den Frühstückspuddig im Haus hatte, wollte ich das Rezept umgehend ausprobieren. Und es war s.a.g.e.n.h.a.f.t gut! So gut, dass es ein Abendpuddig geworden ist – den kläglich übergebliebenen Rest habe ich mir heute im Büro reingeschoben.
Und die Beschreibung der Süßkartoffel-Brownies hat mich so angefixt, dass ich in völliger Abwesenheit von Vernunft mir gestern noch das Kochbuch von Ella bestellt habe. Wenn Männer bei einem veganen Rezept Nachschlag verlangen, dann her damit! Mit der Aussicht auf leckere UND gesunde Desserts habe ich mein schlechtes Gewissen („Schon wieder ein Kochbuch“) beruhigt. In erwartungsvollerVorfreude
Ingrid
Herzlichen Dank. 🙂