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Katharina Höhnk

Kochbuch von Elisabeth Johansson: Eis ★★★★★

Eis – Eiscreme, Sorbet, Granité,
Eis am Stiel, Eistorten und Parfaits – hausgemacht.

Elisabeth Johansson, Fotos Anna Kern, AT Verlag (2013)
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Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Annick Payne

Von

Der schwedischen Köchin und Konditorin Elisabeth Johansson ist mit „Eis. Hausgemacht“ der ganz große Wurf gelungen. Das schlichte, aber ansprechende Layout beschränkt sich aufs Wesentliche, die attraktive Rezeptauswahl alleine würde mich schon zum Verkauf verleiten. Der Praxistest zeigt, dass hier eine wahre Könnerin am Werk war. Unter ihrer Anleitung bereite ich Eiscreme zu, von denen die örtliche Eisdiele nur träumen kann. Wer in Johanssons Eisträumen schwelgen kann, dem kann das miese Sommer(?)wetter ganz egal sein. Ein Löffelchen Lemon-Pie Eis versetzt einen auch im Dauerregen in den Sommerurlaub. Und falls es doch noch mit dem Sommerwetter klappt, um so besser.

Der Band ist in Kapitel zu unterschiedlichen Eissorten und Beilagen aufgeteilt, am Anfang steht Eis auf der Basis einer Vanillecreme. Diese enthält mehr Milch als Sahne und ist auch nicht unnötig süß, ihre Geheimwaffe sind 6 Eigelb. Dieses Eis wird auch mit meiner Eismaschine, die sicherlich nicht in der Profiliga mitspielen kann, wunderbar cremig. Endlich Schluß mit selbstgemachten Eissorten, die steinhart aus dem Tiefkühlschrank kommen! Für dieses Kapitel alleine lohnt die Anschaffung, denn wer hat keinen Bedarf für perfektes Vanille-, Himbeer-, Erdbeer- oder Schokoladeneis? Besonders gefallen mir die Sorten, die etwas abseits der üblichen Eisdielenkost stehen, wie Schwedenpunsch, Dulche de Leche, Ahorn-Walnuss, Kladdkaka, Aprikose mit Honig-Crunch, Safran-Orange mit Mandelkrokant, Pfefferkuchen und vieles mehr.

Auch das Kapitel Parfait, Semifreddo und Frischkäseeis verteilt sich geschickt auf ein Spektrum, das von Haselnuss über Moltebeeren bis zu Apple-Pie-Eis reicht. Sehr ideenreich ist auch das Kapitel zu Eis am Stiel. Hier lässt sich die Autorin von mexikanischen Paletas und anglo-amerikanischen Ice Pops inspirieren. Uns haben die Rhabarber-Himbeer-Paletas gut gefallen (Anm.: ein kleiner Übersetzungsfehler hat sich eingeschlichen, die ersten drei Paletas-Rezepte erfordern Holunderblüten-, Rhabarber- bzw. Erdbeersirup, nicht -saft), und wir wollen noch einiges ausprobieren. Mich sprechen Sorten wir Holunderblüte-Birne, Pfirsich-Himbeer, Kokos-Limette, aber auch Rote-Beete-Rosmarin an. Oder wie wäre es mit Joghurteis mit frischen Beeren?

Die Autorin, die in Schweden keine Unbekannte ist und u.a. hier bloggt, tritt selbst nur im Vorwort auf, ansonsten ist der Band alleinig den Rezepten gewidmet; ein sympathischer Gegenentwurf zu den anekdotischen Celebrity-Kochbüchern, der zudem durch die Qualität der hier versammelten Rezepte punkten kann. An Elisabeth Johanssons Rezeptrepertoire begeistert mich u.a. die Verwendung heimischer Obstsorten wie schwarzer Johannisbeeren oder Rhabarber; Moltebeeren soll es übrigens als Tiefkühlobst geben. Eine weitere Rezeptkategorie, die die erwachsenen Leser für sich einnehmen kann, sind partytaugliche alkoholische Eissorten: Whiskyeis, Anis-Pernot-Sorbet sowie verschiedene Paletas und Granités, die sich an bekannte Coktails anlehnen.

Und dann wären da noch die vielen unterschiedlichen Lakritzkreationen. Elisabeth Johansson vertreibt als selbsternannte „Queen of Licorice“ verschiedene Lakritzprodukte (u.a. hier und hier zu beziehen) und hat dieser Zutat sogar mehrere Bücher (Lakrits und Lakrits, Mint och Choklad) gewidmet. Ihr Eisbuch ist ein El Dorado für Lakritzfanatiker: Lakritzeis, Salzlakritzeis, Lakritzeis mit Schokoladen-Cookies, Süßholz-Anis-Eis, Lakritz-Semifreddo mit Lakritz-Karamell-Sauce, Lakritz-Rocky-Road, Lakritz-Ice-Pops mir weißem Schokoladenüberzug, Lakritz-Champagner-Granité, Schokoladen-Lakritz-Schnitten, Lakritz-Krokant-Streusel, Lakritzbaiser. Bei mir stand Lakritzeis ganz oben auf der Nachkochliste, doch mein erster Versuch lieferte nicht den erwünschten Lakritzrausch, das holländische Lakritzpulver, dass ich mir besorgt hatte, schmeckte in der Eiscreme hauptsächlich nach – nichts. Ich wandte mich an die Autorin, um herauszufinden, welches Lakritz sie benutzt, und freundlicherweise klärte sie mich nicht nur auf, dass es sich um reines Lakritz handelt, sondern sandte mir gleich eine kleine Probe zu, mit der ich umgehend zur Tat schritt: Lakritzekstase!

Kapitel drei bis fünf befassen sich mit Sorbets und Granitas; Eistterrinen, -torten und klassische Spezialitäten; sowie spezielle Eissorten. Hier findet man Milchshakes, Joghurteis, Eiscremes ohne Ei oder Milch, Eiscreme auf Hafer- bzw. Sojamilchbasis. Den Band beschließt ein Kapitel zu Saucen und Garnituren. Alleine sieben unterschiedliche Streuselrezepte gehören dazu, wer Baisers backen will, kann neben den Standards auch so ausgefallene Geschmacksrichtungen wie Erdnuss oder Lakritz finden. Kekse, Waffeltüten, Konfitüren, Soßen – alles dabei, in reichlicher, köstlicher Auswahl.

„Eis“ ist allen Liebhabern der kalten Köstlichkeit ans Herz zu legen, auch wer noch keine Erfahrung im Herstellen von Eis mitbringt, sollte nach Johanssons Rezepten gute Ergebnisse erzielen. Eine Eismaschine ist von Vorteil, aber nicht für alle Sorten notwendig. Der Band ist uneingeschränkt empfehlenswert, lediglich eine Frage bleibt offen: wohin mit den vielen Eiweiß, die beim Eismachen übrig bleiben?

Veröffentlicht im Juli 2013

6 Kommentare

  1. Rosalie

    Das Vanilleeis ist ein Träumchen! Ich habe es etwas abgeändert und anstelle von Vanille 1/4 einer Tonkabohne genommen und diese mit dem Rahm/Milchgemisch aufgekocht. Nach dem Abkühlen im Kühlschrank habe ich die Tonkabohne entfernt und die Masse in der Eismaschine fertig gestellt. Mit frischen, lauwarmen Himbeeren serviert war das ein Dessert ein Sommertraum zum Schwärmen…

    • Katharina

      Das freut uns sehr! Dank Dir, Rosalie und bitte gerade ein Löffelchen durchs Web an mich weiterreichen. So heiß heute in Berlin!

  2. Anna

    Bei DER Schwärmerei muß ich mir das wohl nun wünschen 😉

  3. Becky

    Nach dieser Rezension möchte ich eigentlich sofort die nächste Buchhandlung stürmen und dann auf direktem Wege in der Küche verschwinden… Klingt sehr verführerisch, vor allem auch, weil ich Lakritz ebenfalls liebe.

  4. Tina

    Ich kann hier Annicke nur zustimmen, mein Lieblingseisbuch und besonders die Paletas sind der Hit bei mir dieses Jahr.

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