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Katharina Höhnk

Kochbuch von Diana Henry: Von der Kunst, einen Pfirsich zu essen ★★★★★

Von der Kunst, einen Pfirsich zu
essen – Rezepte und Geschichten
einer Weltenbummlerin
Diana Henry
Fotos: Laura Edwards
Autorenfoto: Chris Terry
Ars Vivendi Verlag (2020)

Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.

Dietmar Adam

Von

Rezepte und Geschichten einer kulinarischen Weltenbummlerin verspricht das neue Buch von Diana Henry. Nicht nur bei Valentinas hat sie mit ihren bisherigen Werken viel Zuspruch gefunden. Begeben wir uns nun mit ihr auf eine kulinarische Reise zu Speisen, die die Autorin begeistert haben. Mal schauen, ob der Funke überspringt.

Angetan war ich schon mal vom ungewöhnlichen Titel. Im Vorwort klärt die Autorin auf, dass er sich auf eine Beobachtung in einem italienischen Restaurant bezieht, wo Gäste als Dessert nur Pfirsiche und eine Flasche Moscato vor sich stehen hatten. Man schnitt sich die Pfirsiche in Spalten und tauchte sie in den Wein. So wurden die Früchte aromatisiert und der Wein erhielt einen fruchtigen Touch.

Durchdachte Menüs, aber Änderungen sind erlaubt

So auf das Wesentliche reduziert kann es natürlich nicht immer zugehen, aber es zeigt, dass es oft ganz wenige und einfache Zutaten sind, die den Reiz einer Speise ausmachen, um sie gleichsam in eine höhere Sphäre zu heben. Dieses Erlebnis mag zunächst im Widerspruch stehen zum Image der Autorin (Foto links), deren Ruf vor allem auf Menüs mit ausgetüftelten Speisefolgen beruht. Aber schon im Vorwort erfährt der Leser, der vielleicht strenge Ge- und Verbote erwartet und an eine steife bis ins letzte Detail geregelte Tischrunde denkt, dass Diana Henry alles andere als ein unduldsamer kulinarischer Taliban ist, sondern dass ihre Regeln dehnbar sind oder sogar komplett gebrochen werden können. Nun ja, ich stelle sie mir in diesem Fall allerdings mit einem Stirnrunzeln vor. Wenn man jedoch das eher unsympathische Wort „Regeln“ durch „Anregungen“ ersetzt, schaut ohnehin alles gleich viel freundlicher aus.

Anregungen, aber keine Regeln

Zum Weiterlesen

Leseprobe beim Verlag

Website von Diana Henry

Mehr von Diana Henry bei Valentinas

Und es geht der Autorin ohnehin um leicht Nachvollziehbares. Etwa darauf zu achten, dass die Gäste nicht schon nach der Vorspeise satt sind. Dass sich Zutaten möglichst nicht wiederholen. Und dass auf saisonale Speisen geachtet werden sollte. Solche Dinge eben, auch der fürsorgliche Hinweis, man solle sich als Gastgeber nicht zu viel zumuten, um keinen Stress aufkommen zu lassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich natürlich, dass das leichter gesagt als getan ist. In diesem Zusammenhang ist es auch tröstlich, dass Diana Henry bei komplizierteren Menus einfachere Alternativen anbietet.

Rund um die Welt

Der Reigen der Rezepte startet in Frankreich, wo die Autorin ihre ersten Auslandserfahrungen sammelte. Ich kann das gut nachempfinden, denn bei mir lief das ähnlich, bloß dass ich damals von Kochen noch keine Ahnung hatte und nur die Fülle an hervorragenden Lebensmitteln bestaunte. Gleich nach Frankreich steht Ostasiatisches auf dem Menüplan, auf Rillettes, Muscheln und Crêpes folgen Garnelen Stir-fry, Schweinebacken mit Ingwer und Sternanis sowie ein himmlisches Sago-Dessert mit Pandangeschmack und Kokosmilch. Und so geht es weiter durch die Jahreszeiten und die besten Küchen dieser Welt. Besonders fündig wurde ich vor allem bei Süßspeisen.

Kochbuch von Diana Henry: Von der Kunst, einen Pfirsich zu essen

Für jeden etwas

Ich muss zugeben, dass ich wahrscheinlich nie eine der sicherlich mit viel Überlegung und Herzblut entworfenen Menükompositionen eins zu eins umsetzen werde. Nicht nur aus Mangel an passenden Festivitäten, sondern mehr wegen meines etwas anarchischen kulinarischen Naturells. Trotzdem: Wer wie ich stets auf der Suche ist nach dem besonderen Etwas, wird in diesem Buch überall fündig. Es sind nicht so sehr neue Kreationen und Trends, sondern Diana Henry überzeugt, weil ihre Rezepte bis ins letzte Detail durchdacht sind, weil sie traditionelle Gerichte so präsentiert, dass sie in der heutigen Zeit bestehen können, ohne Schnickschnack, aber auch ohne antiquierte Relikte.

Nicht Imponieren ist angesagt, sondern dass es den Gästen schmeckt

Sehr gefallen hat mir, wie sie den Leser teilhaben lässt an ihren Erfahrungen, Erlebnissen und Gedanken. Das erinnert etwas an Nigel Slater. Hoch anzurechnen ist ihr auch, dass sie der Versuchung widersteht, durch teure Produkte und komplizierte Zubereitungen punkten zu wollen. Sie will ihren Gästen nicht imponieren mit Luxus oder Perfektion, sondern möchte, dass es ihnen schmeckt. Dazu passen nicht nur als kleines Detail die eingangs erwähnten Pfirsiche, sondern insgesamt eine zurückhaltende Buchgestaltung mit schönen, aber recht dezenten Fotos.

Wer gerne Gäste empfängt und darauf Wert legt, dass aus der Einladung mehr als eine Sättigungsorgie wird, nämlich ein kulinarisches Erlebnis, an das man sich gerne erinnert, für den ist Diana Henrys Buch geradezu optimal. Aber auch diejenigen, die eher einsiedlerisch veranlagt sind, finden viele Anregungen, sogar für die Alltagsküche, aber auch für die Momente, wenn man sich im kleinen Kreis seiner Lieben oder auch ganz alleine verwöhnen möchte.

Veröffentlicht im Dezember 2020

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