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Katharina Höhnk

Kochbuch von David Frenkiel & Luise Vindahl: Die grüne Küche auf Reisen ★★★★

Die grüne Küche auf Reisen – Vegetarisches aus aller Welt
David Frenkiel & Luise Vindahl
Knesebeck Verlag (2015)

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Heike Dölling

Von

David Frenkiel und Luise Vindahl – die Schöpfer von Green Kitchen Stories, dem fabelhaften, preisgekrönten Food Blog aus Skandinavien – präsentieren uns ihr zweites Kochbuch „Green Kitchen Travels“. Zusammen mit ihrer Tochter Elsa gehen sie mit uns auf Reisen. Elsa, die schon mit sieben Monaten begann, die große weite Welt zu entdecken, hat inzwischen bestimmt schon mehr von dieser Erde gesehen als ich.

Verführerische Fotos aus 15 verschiedenen Ländern auf fünf Kontinenten, darauf immer wieder Elsa mit Mama und Papa auf dem Markt, am Meer, im Koffer. Kulinarische Souvenirs hielten Einzug in ihrer Küche in Stockholm. Duft und Geschmack halten die Erinnerungen frisch und helfen gegen Fernweh und die Sehnsucht nach Licht und Sonne von Nordlichtern.

Eine Familie zum Verlieben und mit Regeln …

In der Einführung stellen sich die beiden inzwischen sehr erfolgreichen Food-Autoren kurz vor: Er Schwede, Fotograf, Art Direktor, Rezeptentwickler und Vegetarier, Sie Dänin (zum Zeitpunkt ihres Kennenlernens eine Carnivorin) und Ernährungsberaterin.

Und dann ist da noch ihre süße Tochter Elsa, weshalb es in „Die grüne Küche auf Reisen“ ein kurzes Kapitel mit Tipps für Reisen mit Kindern gibt, die man als routinierte Mutter nicht immer ganz ernst nehmen kann und eher zeigt, mit welcher Ernsthaftigkeit die Autoren ihr kulinarisches Programm durchziehen z.B. anhand des Tipps, dass man nicht hysterisch werden soll, wenn man das Kind mit einem Keks erwischt. (Sic!)

Wie man ihrem lesenswerten Blog entnehmen kann, ist die Familie (unten ein Foto) inzwischen um ein weiteres Mitglied, Isaac, gewachsen. Erst kürzlich waren die Vier in Australien und Neuseeland unterwegs. Diese junge Familie hat große Lust zu reisen.

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Unterwegs ist die kulinarische Sprache oft ein Türöffner für sie. Egal wie verschieden Kulturen, Methoden, Zutaten und Geschmäcker sind, überall in der Welt finden sie Gleichgesinnte rundherum ums Essen.

Glutenfrei, laktosefrei, wenig Zucker und Superfoods

Die folgenden Kapitel Food-Philosophie und -Lokalität, Rezepte und Methoden der Zubereitung erklären, was für sie wichtig ist: gesund, natürlich, frisch und grün, d.h. Gemüse, gute Fette, natürliche Süße, Vollkorn, Samen, Nüsse und Früchte. Hier hätte mir ein ausführlicheres Kapitel über ihren Vorratsschrank, ähnlich wie im ersten Buch, speziell für Menschen, die sich mit dieser Art von Ernährung noch nicht auseinander gesetzt haben, besser gefallen.

Ihr kulinarisches Denken: glutenfrei, laktosefrei, wenig Zucker. Und das konsequent: Superfood, natürlich alles genmittelfrei, Nussbutter, Lucuma, Flohsamen, Acai-Beeren, roher Kakao und Erdnüsse, alle Varianten von pflanzlicher Milch und Sahne und auch Nahrungsergänzungsmittel, wie sie in einem Interview verraten.

Überzeugungen vs Leichtigkeit

Das Buch ist kein Reisekochbuch mit Originalrezepten, die sie von ihren Reisen mitgebracht haben. Die Rezepte sind durch sie inspiriert und durchweg den Kochmethoden und Vorlieben der Autoren angepasst, daher kann man eher von Green Kitchen II sprechen, wenn die Rezepte nicht noch ausgewählter in Hinblick auf die Zutaten wären: Bis auf vier oder fünf Rezepte sind alle glutenfrei und in der Überzahl vegan. Laktose spielt nur eine ganz kleine Nebenrolle.

David Frenkiel und Luise Vindahl sind aber eigentlich keine Veganer, noch müssen sie sich aus medizinischen Gründen gluten- und laktosefrei ernähren – hier geht es um Überzeugungen. Die verlangen auch, dass die Kinder keinen Zucker bekommen. Mit dieser Ernährung fühlen sie sich leichter, energetischer, wie sie sagen, und liegen damit voll im Trend. Auf mich wirkte es – so verführerisch das Buch auch optisch daher kommt – auch einseitig und übertrieben. Das empfand ich bei ihrem ersten Buch nicht so.

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Zu den Rezepten

Doch nun zu den Rezepten, eingeteilt in Frühstück, Street Food & Snacks, Salate und Beilagen, gefolgt von Suppen, Hauptgängen, einem interessanten Teil über Drinks, Smoothies, Shakes, den ich mir vorgemerkt habe. Zum Schluss fruchtige, eisige, keksige, cremige Desserts, gefolgt von sechs Rezepten wie Mango & Rosinen Chutney, Rohe Himbeer-Chia Marmelade, zwei Aufstrichvarianten und einer Za’atar-Gewürzmischung.

Beim Ausprobieren der Rezepte lasse ich mich – inspiriert von Zutaten und den fantastischen Fotos (Kompliment David, sie sind wirklich großartig) – leiten. Allerdings hat es mich nicht gereizt, Rezepte nachzukochen, die in ihrer Ursprünglichkeit entfremdet sind, wie ein Pad Thai ohne Nudeln – das erinnert mich zu sehr an alberne Produkte wie z.B. ein veganes Schnitzel.

Den Zutaten vorangestellt ist eine kurze Einleitung über Ursprung und warum sie das Gericht für ihren Geschmack verwandelt haben. Viele Rezepte stehen für sich allein, ohne Hinweis, wie und womit man das Gericht kombinieren könnte, das fehlt, zumal viele Gerichte allein nicht sättigend sind.

Alles ist leicht zuzubereiten. Die Zutaten sind frisch und leicht, d.h. nichts wird gebraten oder frittiert, wenig Öl (in der Regel kaltgepresstes Kokosfett), minimalistische Süße. An Würze fehlt es nicht, ist aber nur optimal in Rezepten, wo entweder genug Öl oder z. B. Kokosmilch als Geschmacksträger verwendet werden – hier schimmert es dann doch diätisch.

Wer kulinarisch an Neuem und Zeitgeistigem interessiert ist, findet auch in dem Zweitling der Autoren Inspiration. Er ist wiederum wunderschön und persönlich gestaltet, dass man als Leser allzu gerne abtaucht, auch wenn die Reise nicht als stringenter erzählerischer Bogen erscheint, sondern eher wie ein interessantes Sammelsurium anmutet, das die beiden von ihren Reisen mitgebracht haben. Es fehlt daher der Funken der Knackigkeit, der den Vorgänger Die grüne Küche auszeichnet. Manche Rezepte sind Nachahmungen von Klassikern entsprechend des Ernähungskonzepts der Autoren, die für mich interessanteren sind eine Fortsetzung ihres Buches Greenkitchen.

Veröffentlicht im Juni 2015

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