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Katharina Höhnk

Kochbuch von Claudio Del Principe: Ein Sommer wie damals – Italien ★★★★

Ein Sommer wie damals – Italien.
Unvergessliche Rezepte, Musik und Amore
Claudio Del Principe
Brandstätter Verlag (2016)
Mehr über den Verlag

Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.

Christiane Schwert

Von

Hach, wie giert die Seele im Frühjahr nach lauen Abenden, kühlem Wein und sommerlichen Köstlichkeiten. Der Foodblogger Claudio Del Principe bedient mit seinem neuen Kochbuch „Ein Sommer wie damals“ mein kulinarisches Fernweh. Doch lassen sich seine liebsten italienischen Urlaubsgerichte auch in meinem deutschen Sommer verwirklichen?

Das Buch von Claudio Del Principe (Foto unten) erreichte mich beinahe zeitgleich mit einer Ausgabe des Berliner Stadtmagazins TIP. Darin ein Interview mit Michael Wickert, dem stadtbekannten Macher der Fischräucherei Glut & Späne, der sagt, dass man eigentlich nur noch Karpfen reinen Gewissens essen kann, alles andere sei überfischt. Das ist natürlich nichts völlig Neues und doch schränkt es meine Freude über das eingetroffene Buch etwas ein, sind doch über die Hälfte der pikanten Gerichte mit Fisch oder Meeresfrüchten.

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50er-Jahre Flair

Das Buch kommt in bekannter, qualitativer Brandstätter-Aufmachung daher. Außen ein schöner karamellfarbener Leineneinband, innen festes, mattes Papier. Dazu die beliebten drei Lesebändchen. Alles sehr schön anzuschauen und auch anzufassen. Die coolen Non-Food-Fotos, die stilistisch an Urlaubsfotos der 50er-Jahre erinnern, haben mir in der digitalen Vorschau allerdings besser gefallen als in der Print-Version. Das matte Papier steht ihnen nicht so gut. Die eigentlichen Food-Fotos sind angenehm zurückhaltend. Gezeigt wird nur die angerichtete Speise auf schlichtem weißem Porzellan mit wenig Drumherum.

Der inhaltliche Aufbau folgt dem klassischen italienischen Menu: Antipasti, Primi (Pasta, Risotti), Secondi (Fisch), Secondi (Fleisch) und zum Abschluss Dolci. Dazwischen finden sich kurze Anekdoten über einen Tag am Strand oder einen Schwertfischfischer. So weit so gut, ich starte mit der Auswahl der Rezepte.

Regionales auf dem Teller

Das erste Gericht ist ein Thunfisch-Tatar. Es sieht köstlich aus. Doch Thunfisch mag ich nicht mehr kaufen und außerdem wird es mit Colatura di Alici angemacht wird, einer speziellen italienischen Sauce, für die es keinen gleichwertigen Ersatz gibt (laut Del Principe). Hm. Auch das nächste Rezept schaut gut aus: Focaccia barese. Das italienische Weizenmehl Type 00 habe ich vorrätig, aber woher auf die Schnelle Rimacinata, ein feines italienisches Hartweizenmehl, bekommen? Oder die 200 g Mutterhefe? Die können allerdings wohl durch 20 g normale Frischhefe ersetzt werden. Hat sich da bei den Mengenangaben der Fehlerteufel eingeschlichen?

Um einen Anfang zu finden, entscheide ich mich für Pasta alla Norma, ein Klassiker mit Auberginen und hier mit kleinen Strauchtomaten, die der Sauce eine leicht süßliche und sehr aromatische Note geben. Ricotta Salata darüber gestreut und eine äußerst zufriedenstellende Mahlzeit ist fertig! Das Rezept ist gut und auf den Punkt beschrieben.
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Momente des Genusses

Nun nutze ich das schmale saisonale Fenster für eine Focaccia mit Zucchiniblüten. Eine tolle Idee! Die Zucchiniblüten werden vorsichtig in den noch rohen Teig gedrückt und dann mitgebacken. Auch wenn ich es mir erst nicht so recht vorstellen konnte – das ist lecker!

Fröhlich weiter geht es an einem lauen Sommerabend mit Kalbsschnitzelchen in Zitronensauce. Die Herren der Runde schlecken fast die Pfanne aus. Doch beim Einkaufen habe ich mich gefragt, wie dick sollen die Schnitzelchen denn eigentlich sein? Und dann beim Kochen hätte ich mir einen Tipp gewünscht, was denn dazu als Beilage passt.

Carratelli & Ciauscolo

Auch bei den Salsicce mit Kartoffeln und Paprika fehlt mir ein Hint, in welcher Sorte Rotwein sie geschmort werden sollen. Bei den marinierten Zucchini taucht der Knoblauch aus der Zutatenliste nicht mehr auf … Es gibt ein interessantes Rezept für Carratelli mit wildem Spinat, zugleich erfahre ich, dass dieser Spinat außerhalb der Abruzzen kaum zu finden ist. Oder Ciauscolo mit Borlotti-Rucola-Salat: Ciauscolo ist eine traditionelle Salami, die jedoch nur in der Region Marken hergestellt wird.

Das sind alles keine großen Sachen. Denn die Rezepte gelingen trotzdem, mehr noch: Alles Nachgekochte war durchweg lecker, wenn auch nicht immer mit Wow-Effekt. Auch wenn ich also bei der Auswahl der Rezepte teilweise an Grenzen gestoßen bin, kann ich das Probierte empfehlen. Aber hilfreich wären eben doch mehr Informationen, auch zu Bezugsquellen oder Alternativprodukten.

Mir ist klar: Für typische Gerichte braucht es typische Zutaten. Das gebietet die kulinarische Authentizität. Deswegen vielleicht ist „Ein Sommer wie damals“ eher ein Kochbuch, das man mit in den Italien-Urlaub nehmen sollte. Denn außerhalb Italiens lässt sich nicht alles nachkochen. Und aus der Urlaubsidee heraus ist es ja wohl auch entstanden. Dann hätte ich aber gern auch noch mehr über spezielle Orte, Produzenten, Lokale erfahren.

Veröffentlicht im Juni 2017

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