Vier Sterne: Ein Kochbuch, das zufrieden macht.
Der Winter ist für die Saisonal-Esser unter uns die Zeit der Kohl- und Wurzelgemüse. Eine Zeit, die doch manchmal etwas lang werden kann, bei aller Liebe. Da kommt ein Kochbuch mit der Ankündigung neuer Ideen für alte Sorten gerade recht, nicht wahr, liebe BiokistenabonenntInnen? Ja, ich sehe, wir verstehen uns.

Christiane Leesker (Foto links) als Autorin und Gestalterin und Vanessa Jansen (Foto unten) als Fotografin haben sich für den Landwirtschaftsverlag ans Werk gemacht und punkten mit angenehmem, unaufdringlichem Design, großer Praktikabilität und realistischer, ansprechender Foodfotografie. Keine Landhausromantik, Selbstinszenierung oder für bessere Kontrastwirkung angebrannte Speisen – das ist eine schöne Abwechslung! Die beiden sind Valentinas als Team bereits gut bekannt.
Zweite Reihe
Die Kapitel umfassen Blattgemüse, Kohlgemüse und Wurzelgemüse, je mit einer kurzen Warenkunde und einem Saisonkalender. Augenmerk liegt dabei auf den ungewöhnlicheren Gemüsesorten, Karotten sucht man entsprechend vergeblich, wird aber mit Rezepten für Endivie, Schwarzkohl, Stielmus, Pastinake, Postelein, Grünkohl, Steckrüben oder Schwarzrettich gelockt. Die Rezepte sind überwiegend vegetarisch, manchmal auch einfach mit nicht-vegetarischen Alternativen ergänzt. Auch das finde ich toll!
Zum Weiterlesen:
Websites von Christiane Leesker und Vanessa Jansen
Mehr von Christiane Leesker bei Valentinas
Mehr Gemüse-Kochbücher bei Valentinas
Geschmacklich volle Zufriedenheit
Die getesteten Rezepte haben gut funktioniert und lecker geschmeckt. Schön finde ich auch die Rezepte auf einer Seite, das tolle Register, die hilfreichen Übersichten und die sinnvolle Kapitelgestaltung. Die gefüllten Roten Beten mit Schafskäse machen optisch was her und eignen sich fürs Gästebuffet. Das Wirsing-Dhal mit Curry und Kokosmilch überzeugte auch beim zweiten Essen nach Einfrieren und Erhitzen der für mich zu großen Menge.
Den überbackenen Chicorée mit Raclette-Käse wird’s wieder geben (ok, das ist eher ein Traditionsrezept), und auch der Rosenkohlsalat ist in seiner Ausgewogenheit mit den Linsen und Pilzen nicht nur geschmacklich, sondern auch ernährungsphysiologisch ein Bringer. Auch der Endivien-Kartoffelstampf erscheint vielleicht etwas bodenständig, überzeugt aber auf voller Linie.

Augen auf!
Reine Begeisterung also? Leider nicht ganz. Bei drei von sechs getesteten Rezepten hatte sich der Fehlerteufel eingeschlichen: Einmal wurde in der Anleitung eine Zutat zweimal zugegeben, und bei zwei Rezepten fehlt in der Anleitung eine Zutat, die aufgelistet wurde. Genaueres dazu findet sich unten bei den Rezeptbeschreibungen. Das können erfahrene Köchinnen zwar leicht ausgleichen, Anfängerinnen kann das allerdings stark verwirren. Sehr schade, gerade bei einem sonst so sorgfältig gemachten Werk. Vielleicht habe ich ja instinktsicher die einzigen drei aus vierzig Rezepten ausgewählt, bei denen das passiert ist, dann wäre die Quote ja verschmerzbar. Gern möchte ich das zugunsten des Werks annehmen, die geneigte Leserin sei dennoch kurz ermahnt, das Mitdenken nicht auszuschalten.
Ich jedenfalls werde in diesem Winter sicher noch öfter zu diesem Kochbuch greifen, das ist sicher. Der Grünkohl winkt mir ja im Garten in Mengen zu – und als Lasagne mit Mandeln und Aprikosen hat er bislang noch nie seinen Weg auf den Teller gefunden. Und auch der Schwarzrettich wird zur Abwechslung mal nicht als geriebene Rohkost, sondern in einer Suppe seine heilsame Wirkung entfalten. Ich freue mich, dieses Kochbuch in meinem Schrank zu haben und noch mehr Geschmacksvielfalt aus der Biokiste zu zaubern
Veröffentlicht im Januar 2023