Zwei Sterne: Begeisterung sieht anders aus.
Wenige gute statt viele Plätzchen, keine Festtagsmenüs, sondern einfache Gerichte und so mehr Zeit für Schlittenfahren oder Bastelstunden gewinnen – das ist das Ziel dieses Büchleins, das sich auch noch „Yummy“ und „Familienzeit“ aufs Tapet (sprich den Umschlag) geschrieben hat.
Christiane Kührt ist Journalistin und Autorin mit dem Schwerpunkt Essen, Trinken und Genießen. Ein Blick auf ihre Veröffentlichungen zeigt eine Spezialisierung auf Familienbedürfnisse – nicht kulinarische Raffinesse, Machbarkeit steht im Fokus. In der gleichen Reihe sind bereits die Bände „Ganz easy Kindergeburtstag“ und „Ganz easy Pause“ erschienen. Ein sympathischer Ansatz, insbesondere angesichts der zahlreichen Hochglanzmagazine und Werbespots, die uns mit unrealistischen Glück-im-Homemade- und Deko-Himmel-Inszenierungen ein schlechtes Gewissen machen.
Gute Planung nimmt den Stress – rechtzeitiges Starten auch
Das Buch ist eingeteilt in die Kapitel „Gewusst wie“, „Adventssonntage“, „Lieblingsplätzchen,“ „Geschenke zum Vernaschen“ und „Feines für die Feiertage“. Gleich zu Anfang gibt uns in „Gewusst wie“ ein Adventsplaner eine gute Übersicht, welche Tätigkeiten man möglichst früh besorgen sollte. Für mich eine ganz gute Ermahnung, da ich den „Jetzt ist aber noch nicht Weihnachten“-Kaufverweigerungstrotz manchmal so weit treibe, dass ich dann keinen Spekulatius für das fabulöse Spekulatius-Tiramisu mehr auftreibe. Also z. B. schon bis Mitte November die erste Runde Plätzchen oder Stollen backen für den 1. Advent und den Vorrat. In dem Zusammenhang erläutert Frau Kührt, dass viele Plätzchensorten erst richtig lecker seien, wenn sie eine Zeitlang durchgezogen sind. Hm, welche wären das denn? Ich kenne eher Sorten, die frisch am besten schmecken.
Gut finde ich die Anregung, das Backen mit Kindern auf einfache Teige zu beschränken und zwei Nachmittage einzuplanen: einen zum Backen und einen zum Dekorieren. Auch der Hinweis, dann lieber zwischen Folie auszurollen statt mit Mehl dürfte in so mancher Weihnachtsbäckerei zu weniger weißem Chaos und leckereren Keksen führen.
Einfache Geschenkvorschläge, Standardrezepte mit Weihnachtsaromen
Für die Adventssonntage versammelt Frau Kührt ein Potpourri an Rezepten, von weihnachtlichen Cupcakes und Brownies hin zu Aufstrichen, Quiches oder adventlichen Getränken wie Glögg, Kinderpunsch oder einem Weihnachts-Latte. Bei den Lieblingskeksen finden sich Klassiker in leichten Abwandlungen. Leicht irreführend finde ich die Doppelseite „Ein Teig – 4 Kekse“. Die Grundmasse ist zwar je ein klassischer Mürbeteig, er ist jedoch nicht so gedacht und bemessen, dass man tatsächlich mit nur einmal Teig anrühren zu verschiedenen Ergebnissen kommen würde – was im Sinne des „ganz easy“ ja eine echte Hilfe sein könnte.
Geschenke zum Vernaschen kommen auf sechs Rezepte, darunter Schokolikör, Mandelsplitter und Marzipan-Schneemänner, viel Wert wird hier auf Verpackung und Gestaltung gelegt. „Feines für die Feiertage“ macht zunächst wieder Mut und gibt Tipps zur entspannten Gestaltung der Feiertage, ganz familienfreundlich. Die Rezepte sind vielfältig, dezidiert ohne die Klassiker Gans oder Karpfen und sollen „auch Ungeübten problemlos gelingen.“ Suppen, Salate, Carpaccios, die meisten Rezepte bleiben unter einer halben Stunde Zubereitungszeit (zuzüglich ggf. Back- oder Kühlzeiten).
Die Backergebnisse sind durchwachsen
Ich mache mich als Erstes an die Macadamiakipferl und verspreche mir von deren Aroma und der Salzigkeit besondere Freude. Leider ist nur die Backzeit angegeben, nicht, wie sie aussehen sollen, und gerade bei diesem Rezept gibt es auch kein Foto. Nach den angegebenen 8–10 Minuten sind sie noch komplett hell und wirken teigig, ich gebe noch ein paar Minuten zu, bis sie an den Rändern hellbraun schimmern – ähnlich wie bei Vanillekipferln. Das Ergebnis ist ordentlich, aber nicht begeisternd – für den erhofften Effekt hätte ich etwas Salz zugeben müssen.
Als nächstes die Pfefferkuchen – hier in Pulli-Form, zum Download wird sogar eine Schablone angeboten. Ich entscheide mich für eine Sternform, doch beim Zubereiten des Teiges stutze ich: klassische Zutaten wie Zuckerrübensirup und viele Gewürze, aber kein Triebmittel? Weder Hirschhornsalz, Natron oder Backpulver? Absicht oder Fehler? Bei einer kurzen Internetrecherche kann ich kein anderes Rezept ohne Triebmittel finden, aber für die Rezension will ich ja das Rezept nicht verändern und wage das Experiment. Das Ergebnis ist ein sehr flacher, sehr würziger Keks, dessen Oberfläche sich von den Fotos etwas unterscheidet. Also wohl doch ein Fehler im Rezept. Sehr schade. So vergeht mir ein bisschen die Lust, weiterzubacken.
Das Büchlein ist nett gestaltet und kann hilfreich sein, um der Adventszeit den Schrecken des hohen Aufwands zu nehmen. Natürlich erwartet man in einem Adventsbuch nicht wirklich Rezepte für Kartoffelsalat und Gefüllte Muschelnudeln, aber vielleicht ist dieses Buchkonzept für manche zielführend. Wenn nur die Rezepte überzeugt hätten.
Veröffentlicht im Dezember 2018