Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Big Flavor. Moderne Rezepte mit Aroma und Biss. Welch Ansage! Ich war gespannt, was der große Geschmack sein würde, ob es wirklich Neues unter dem Himmel gibt. Nun, das Titelfoto war umwerfend schön und inspirierend – her mit dem Buch. Aber was für Gerichte Chris Honor und Laura Washburn Hutton tatsächlich neu kreiert, das ist einfach GROSSARTIG!
Ich verneige mich vor dem Autoren-Duo Chris Honor und Laura Washburn Hutton. So begeistert hat mich ein Kochbuch schon lange nicht mehr. Gerichte wie eine Offenbarung. Buch aufgeschlagen, durchgeblättert und schon stand ein Menü. Sieben Gerichte in nur vier Wochen nachgekocht und schon weitere in Planung – das hat noch kein Kochbuch geschafft!
Klarheit & Opulenz
Witziger weise haben die Rezepte keine Titel, sondern es werden die drei bis fünf Hauptzutaten bzw. Aromengeber über den Zutaten groß angekündigt. Mandeln – Kakao – Ahornsirup – Avocado.
Daneben das Bild einer üppigen Schokomousse-Torte auf dunklem Boden. Bei mir lösten schon diese Assoziationen typisch pawlowsche Reflexe aus: Freunde einladen, schön kochen, hurra! Dabei sind auch ganz viele Gerichte alltagstauglich, was das Buch wirklich zum Klassiker machen wird. Die mit Quinoa gefüllten Paprikaschoten mit Cashewkernen werden bestimmt noch öfter gekocht werden, wenn sogar mein nicht als Vegetarier bekannter Mann gerne zugriff!
Die Kapitel heißen noch ganz bodenständig Salate, Brunch, Suppen, Hauptgerichte, Gebäck. Da würde man noch nicht viel Neues vermuten. Aber schon die Salate gibt es in der Kategorie kalt und warm sowie mit Körnern und Hülsenfrüchte. Der umwerfend toll angerichtete Auberginensalat vom Titel läuft schlicht unter Auberginen – Datteln – Tahini. Dazu kommen aber noch sieben Gewürze, Joghurt für die Cremigkeit, gerösteter Sesam für die Knackigkeit, frische Kräuter und noch ein paar Kleinigkeiten mehr– sodass eine Komposition entsteht, die wirklich genial ist.
Anhand dieses Gerichts erklärt Chris Honor, der in Londons Muswell Hill ein kleines Restaurant-Café betreibt, wie er seine Gerichte entwickelt: es ist stets die Kombination verschiedener Geschmackskomponenten, Texturen und Farben. So entsteht Harmonie und gleichzeitig etwas Spannendes.
Mir lief schon beim Durchlesen der Rezepte das Wasser im Munde zusammen, stets ein Jauchzen auf den Lippen, allein beim Überfliegen der Zutaten und Aromen. Vor allem, dass ganz viel Gemüse eine tragende Rolle spielt, gefällt mir außerordentlich und dann immer wieder die eine Zutat, die aus den Gerichten etwas ganz besonderes macht, wie beispielsweise bei Wolfsbarsch – Mandarinensalz – Frühlingszwiebeln. Moment, was bitte ist Mandarinensalz?? Chris stellt dieses selbst her und das klang so verlockend, dass es umgehend ausprobiert werden musste. Es ist genau diese Prise oranges Salz, das den Unterschied macht und aus einem guten Rezept ein Wow-Erlebnis!
Die jeweiligen Fotos haben genau die richtige Mischung aus bodenständig und verlockend: egal ob cremige Kartoffelsuppe im Keramikbecher mit Speckscheibe und Milchschaum oder die bunten Salate, in die man am liebsten gleich mit der Gabel eintauchen möchte!
Ganz toll fand ich auch die verschiedenen Brote, die mit ungewöhnlichen Zutaten gepimpt werden: Guinness und Blauschimmelkäse, Kürbis und Joghurt, Mais, Paprika und Cheddar. Die Brote sehen umwerfend gut aus und weil die meisten keine Hefe enthalten, sind sie auch schnell zubereitet – ganz so wie es Küchenchef Chris auch selbst hält: „Ich habe einfach nicht die Zeit für ewiges Kneten und Gehenlassen“.
Nicht ganz so angelacht haben mich die Brunch-Rezepte, vielleicht liegt es einfach daran, dass ich eher kontinental frühstücke und keine Burger mit Bohnen zum Frühstück esse …
Als Dessert werden im Chriskitch (so der Name seines kleinen Stadtteil-Restaurants) saftige Kuchen angeboten: von einer üppigen Beerentorte (ganz ohne Backen) über vegane Muffins zu einer Schichttorte mit karamellisierten Pastinaken und der schon eingangs erwähnten Schokotorte mit Kokosmilch. Zugegeben – hier schieden sich die Geister. Da sie ganz ohne Zucker auskommt, vegan und glutenfrei ist, löste sie bei manchen Begeisterungsstürme aus (ich fand sie umwerfend cremig und yummy und nicht so pappig wie manch andere Schokoladencremes), andere schüttelten den Kopf, weil sie etwas krümeliger dank des Mandelbodens und nicht süß genug war.
Im letzten Kapitel finden sich noch Getränke, Dressings, Würzpasten und – ich schätze – Chutneys. Hier hätte ein Hinweis gut getan wozu diese gereicht werden, ausnahmsweise war dies nur anhand der Zutaten ein wenig vage…
Aber ansonsten – alles gelungen. Und vor allem: tatsächlich neue Rezepte die wirklich Spaß machen! Big Flavor, big fun!
Veröffentlicht im September 2016
Habe es ebenfalls erworben und nicht bereut! Die ersten Kochversuche waren überzeugend. Für mich eins der besten Kochbücher des letzten Jahres. Vielen Dank für die Empfehlung.
Danke für Deine Zeilen. 🙂
Habe heute den Lachs mit Hummus gemacht. Meine Familie war begeistert. Die Rezepte sind gut beschrieben und es ist eine Augenweide sie so anzurichten. Das wird bestimmt eines meiner Lieblingskochbücher. Die
Rezensionen hier sind immer klasse.
Vielen lieben Dank!! 🙂 (PS: Simones Rezi hat mich auch angesteckt und bei mir steht das Buch mittlerweile auch im Regal.)
Welche Bücher werden hier rezensiert?Wer sucht die Bücher aus?
Ich fordere pro Saison die Bücher an, die interessant erscheinen und zu Valentinas passen (Homecooking). Für die habe ich ein eigenen Rezensenten-Blog, auf dem das Notwendigste zum Buch steht. Die Rezensenten suchen sich ihre Bücher frei daraus aus, weil ich wichtig finde, dass man mit einem positiven Blick die Rezension beginnt. Jeder Rezensent hat immer 1-2 Bücher in Arbeit und dann beginnt die Auswahl von Neuem.
Da wir immer natürlich nur ein Buch pro Titel bekommen, passiert es mir genauso, dass ich denke, wow, das muss ich haben. So bei diesem Titel. 🙂
Nach der phantastischen Rezension könnte ich nicht widerstehen – hab’s mir gekauft. Was für ein Buch – wirklich toll! Bin begeistert! LG Katja B.