Fünf Sterne: Valentinas Liebling – zum Schwärmen gut.
Wenn auf einem Buch „einfache Gerichte“ UND „für jeden Tag“ steht, bin ich direkt hooked. Vor allem wenn es sich um eine spannende und vegetarisch dominierte Länderküche handelt – in diesem Fall die indische. Und sehr gesund sei sie außerdem, verspricht Autorin Chetna Makan …
Diversen fremdländischen Kochbüchern unterstelle ich ja ein eher tristes Fristen in den Bücherregalen dieser Welt. Warum? Weil die meisten Autor*innen super authentisch kochen (wollen), was zur Folge hat, dass man zu viele Gewürze, Kräuter und andere exotische Zutaten besorgen bzw. bestellen muss. Das kostet Zeit und Geld. Beides ist ja gerade dieser Tage knapp.
Deshalb nimmt mich das farbenfrohe Kochbuchfest von Chetna Makan (Foto links) direkt ein. In Jabapul in Zentralindien geboren, lebt sie seit 2003 in Großbritannien und wurde da fürs Backen bekannt. In der Show „The Great British Bake Off“ schaffte sie es 2014 ins Halbfinale. Logische Folge waren ein eigener YouTube-Kanal „Food with Chetna“ und Kochbücher. „Gesundes Indien“ ist bereits ihr fünftes.
Die Bäckerin kann kochen
Darin unterteilt sie ihre Rezepte in die übersichtlichen Kapitel „Salate“, „Vegetarisch“, „Linsen & Hülsenfrüchte“, „Fisch“, „Hähnchen“, „Fladenbrote & Reis“, „Chutneys & Pickles“ sowie „Süßes“. Vorab empfiehlt sie ein paar Menüfolgen, die sich aromatisch perfekt ergänzen und liefert zu einzelnen Grundgerichten immer wieder drei bis vier simple gepimpte Varianten.
Dass der Großteil schnell gemacht UND gesund ist, hat für Makan keine Priorität. „Ich bin kein Gesundheitsguru… Dies ist ein solides Kochbuch – und ich lade euch in meine Küche ein, um euch meine liebsten Alltagsrezepte vorzustellen (, die zufällig auch noch gut für euch sind)“, betont sie deshalb auch noch mal in ihrer Einleitung. Ihr ginge es mehr um frische Zutaten, die sich in schnell zuzubereitende Gerichte verwandeln. Da sich ihr Mann vegetarisch ernährt, spielen Fisch- und Fleischgerichte in ihrem Buch außerdem eine untergeordnete Rolle.
Als Autorin und Bäckerin wollten die Leute immer wieder von ihr wissen: „Wie kannst du nur ständig diese wunderbaren Köstlichkeiten essen, ohne dabei zuzunehmen?“ Ganz einfach: weil ihr Küche mit dem klischeebehaftetem fettigen, frittierten indischem „Fastfood“ nichts zu hat. Um auch ihre Kinder kulinarisch abzuholen, hat sie einige Rezepte abgewandelt und im wahrsten Sinne des Wortes entschärft. Auch ich habe für die Massentauglichkeit oft die Chilis extra gereicht.
Wenig Aufwand, große Geschmackswirkung
Mit einer Hand voll Gewürzen, Kräutern und Wurzeln wie Garam Masala, Kreuzkümmel, Koriander, Kurkuma oder Senfsamen kocht man sich entspannt durch die meisten Gerichte. Ab und an muss man schauen, woher für Makans Rezepte Zutaten wie Bittermelone, frische Okraschoten oder Kokosnuss kommen sollen. Das Dal mit fünf verschiedenen Hülsenfrüchten hat es bei mir auch immer noch nicht in den Topf geschafft, weil ich bisher vergeblich auf der Suche nach Toor Dal (halbierte Straucherbsen) war.
Abgesehen davon funktioniert das Buch wirklich sehr gut als einfacher, neuer und vor allem gesunder Begleiter in der Alltagsküche für die ganze Familie. Typisch indisch empfehle ich den Kochaufwand trotzdem etwas zu erhöhen und gleich zwei, drei Gerichte gleichzeitig zu kredenzen. Der Kichererbsensalat und das Sabji waren etwa ein „Perfect Match“. Den Rest hat der Reiskocher übernommen. Selbst gebackenes Brot, dem Makan selbstverständlich ein eigenes Kapitel widmet, habe ich bisher übersprungen und auf Fertigprodukte zurückgegriffen. Genauso wie beim Chutney. Da möchte ich unbedingt noch ihr Mango-Minze-Chutney und die Aubergine-Pickles ausprobieren.
Bei den Desserts lachen mich sowohl die Mango-Pannacotta mit Limette und Kokos als auch das Khmer mit Datteln und Kardamom an. Der Milchreis mit Kardamom, Datteln und Ahornsirup zergeht schon beim Lesen auf der Zunge. Die schönen, schlichten Bilder zu einem Großteil der Gerichte tun ihr Übriges.
Lecker, frisch und gesund! Was will man von einem Gericht mehr? Vielleicht intensive Aromen und saisonales Gemüse? Das serviert Chetna Makan alles auf 208 bunten Gute-Laune-Seiten. Und dabei überrascht die Inderin ihre Leser auch immer noch mit so schönen Fusions-Kreationen wie mit Kartoffeln und Karotten gefüllten Paprikaschoten oder Butternusskürbis mit Linsen und Tamarinde. Absolut kein Wunder, dass im Juni 2020 schon der Nachfolger „Gesundes Indien – Vegetarisch“ auf den Markt kam. Bisher nur auf Englisch.
Veröffentlicht im November 2020